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Gesellschaft

Cho Jung-rae, Regisseur des Films „Heimkehr“

2016-03-15



Der Kinofilm „Heimkehr“ ist die erschütternde Geschichte von jugendlichen Mädchen, die gewaltsam aus ihren Häusern gerissen und zur Prostitution für japanische Soldaten im Zweiten Weltkrieg gezwungen werden. Die Darstellung ihrer unsäglichen Schmerzen rüttelte die Zuschauer auf und ging jedem ans Herz, der ihn gesehen hat.

Frau 1: Ich hatte Angst davor, die Opfer in dieser schrecklichen Welt zu sehen. Aber ich sammelte meinen Mut zusammen und sah mir den Film an, weil ich ihre Schmerzen teilen wollte.

Mann 1: Ich wollte nicht weinen, aber in meinem Herzen weinte ich. Die letzte Szene, wo sie sagten, sie wollten nach Hause kommen, war sehr bewegend.

Frau 2: Ich wusste über die Sache nur wenig vom Hören, aber als ich den Film und den ganzen Horror selbst sah, brach ich mehrmals in Tränen aus.

Mann 2: Ich hoffe, dass ihn jeder sehen kann. Die Frage der Trostfrauen ist noch nicht vollständig gelöst worden. Ich wünschte, die Frauen könnten lange genug leben, um das Ende noch zu erleben.


Vierzehn Jahre hat es gedauert, diesen Film zu machen und veröffentlichen. Während der Filmemacher nach Geldgebern suchte, verstarben die Opfer der Zwangsprostitution eins nach dem anderen. Als die Leute von der Filmproduktion und seinen Schwierigkeiten hörten, fanden sich etwa 75.000 Menschen, die sich an Finanzierungsaktionen beteiligten, um genug Geld für den Film zu sammeln. Inzwischen hat „Heimkehr“ die Kinokassen erobert. Der Regisseur des Films Cho Jung-rae ist dankbar, dass ihm dieses Wunder jeden Tag vor Augen geführt wird.



Ich bin überwältigt. Es ist ein Wunder, dass dieser Film überhaupt gezeigt werden kann. Es war ein Wunder, dass wir einen Filmverleih gefunden haben und dass die Anzahl der Kinos, wo der Film läuft, auf dieses Niveau gestiegen ist. Niemand konnte sich vorstellen, dass so viele Menschen diesen Film sehen wollten. Dieses Wunder wurde durch das koreanische Volk möglich gemacht. Ich danke ihnen allen.

Bereits im Jahr 2002 hat sich der Filmemacher Cho Jung-rae erstmals mit ehemaligen Trostfrauen getroffen. Er besuchte im Rahmen seiner Arbeit als Freiwilliger das „House of Sharing“, wo die Frauen leben. Dort sah er etwas, das ihn im Innersten erschütterte.

Ich sah ein Bild, das von einer ehemaligen Trostfrau namens Kang Il-chul gemalt worden war. Es war ein totaler Schock. Von da an ging ich jeden Monat dorthin und freundete mich mit ihr an. Ich sah auch die Bilder von anderen Trostfrauen, die sie für ihr Kunsttherapie-Programm gemalt hatten. Als ich Kangs Bild das erste Mal sah, konnte ich es nicht verstehen. Aber als ich erfahren habe, was das Bild bedeutet, war ich völlig schockiert.

Kangs Bild mit dem Titel „Die brennenden Mädchen“ zeigt eine Gruppe von brennenden koreanischen Mädchen im Hanbok in einem Graben und eine andere Gruppe von verängstigten Mädchen, die auf einen LKW geladen werden. Ein paar Mädchen haben sich im Hintergrund hinter einem Baum versteckt, um die erschreckende Szene zu beobachten. Und die Soldaten tun ganz lässig bei diesen Grausamkeiten. Das Gemälde basiert auf den Erinnerungen von Frauen, die solche Brutalitäten tatsächlich erlebt hatten. Es zeigt den Massenmord von japanischen Soldaten, um Beweise für die Sexsklaverei zu zerstören. Als er zurück nach Hause kam, sah Cho diese Mädchen immer wieder in seinen Träumen.

Ich träumte davon, dass diese brennenden Mädchen in den Himmel aufstiegen und nach Hause zurückkehrten. Da fiel meine Entscheidung, einen Film darüber und ihre Situation der Welt bekannt zu machen. Ich sprach über den Film, wo ich nur konnte.

Er versuchte, Geldgeber für seinen Film zu finden. Zuerst dachte er, dass viele Leute bereit wären, in das Projekt zu investieren, da es sich um ein aktuelles Problem handelte. Doch die Wirklichkeit war ganz anders.



Das Drehbuch war der wichtigste Teil der Filmproduktion, aber ich konnte gar nicht anfangen. Die Leute fragten, warum ich so einen Film machen wollte und sagten, dass das Thema die Masse der Leute nicht interessieren würde. Manch einer las nicht einmal das Drehbuch und sagte, solch eine aufwühlende Geschichte wolle er nicht lesen.

Cho hatte keine andere Wahl als alle Kosten für das Drehbuch selbst zu tragen. Er nahm jeden Job an, um das Geld für den Film aufzubringen. Nach elf langen Jahren, im Jahr 2013, hatte er endlich das Drehbuch fertig. Mit dem Skript in der Hand ging er dann auf die Suche nach Investoren.

Jetzt hatte ich mein Skript und fragte nach Geldgebern. Aber die Leute waren so herzlos. Ich bat sie, es zu lesen, aber sie weigerten sich. Einige warfen das Drehbuch sogar auf den Boden. Ich machte eine schreckliche Zeit durch. Die Herstellung von „Heimkehr“ war eine einzige Geschichte von Ablehnungen und Enttäuschungen.

Cho Jung-raes Versuch, Geldgeber zu finden, scheiterte auf ganzer Linie. So mussten der Regisseur und sein Produktionsteam ihre eigenen Mittel zusammenlegen. Hier ist der Produzent des Films, Lim Seong-cheol.

Regisseur Cho und ich griffen nach allen Darlehen, die wir kriegen konnten. Seine Schulden beliefen sich auf mehr als 100.000 US-Dollar. Ich lieh mir auch viel von meinen Schwiegereltern und Banken. Allein meine monatlichen Zinszahlungen betrugen tausende von Dollars.



Obwohl sie in all ihr Geld in das Projekt pumpten, reichte es für nicht länger als eine Woche. Gerade als sie gar nicht mehr wussten, wie es weitergehen sollte, hörten sie von einem Crowdfunding-Projekt eines Internetportal-Anbieters. Sie hatten nichts zu verlieren und boten ihren Film zur Finanzierung an. Ihr erstes Ziel war 10.000 Dollar in 45 Tagen. Ein Vorab-Video mit dem Titel „Schwester, gehen wir jetzt nach Hause“ wurde auf die Website hochgeladen, um Investoren anzulocken. Kaum war das Video gepostet, da geschah etwas Erstaunliches. Regisseur Cho Jung-rae und Produzent Lim Seong-cheol sprechen darüber, was passiert ist.

Cho: Als unser Projekt hochgeladen wurde, hatten wir 30.000 Dollar an einem einzigen Tag.

Lim: Es war unglaublich. Man kann es nicht anders als ein Wunder bezeichnen. Wir waren fassungslos. Ich hätte nie gedacht, so etwas passieren könnte. Es machte uns so viel Mut, zu sehen, wie so viele Menschen uns unterstützten.


Jetzt konnte die Produktion richtig losgehen. An der ersten Finanzierungsrunde beteiligten sich mehr als 14.700 Menschen und erzielten in ein paar Tagen 25 Mal mehr als den anvisierten Zielbetrag, etwa 250.000 US-Dollar. Dank der Unterstützung der Öffentlichkeit konnten die Drehrbeiten am 15. April 2015 anfangen.

Im Glauben daran, dass die Öffentlichkeit hundertprozentig hinter ihm stand, war Regisseur Cho Jung-rae voller Energie. Doch die Finanzierung lief nach nur vier oder fünf Tagen aus. Der Produzent Lim Seong-cheol erzählt uns über die nicht enden wollende finanzielle Notlage.

Jeder Tag war eine Krise. Angenommen, wir hatten zum Wochenbeginn eine Investition von 100.000 Dollar. Wir gingen davon aus, dass es für mindestens eine Woche reichte, aber das war nur Wunschdenken. Am Samstag lag unser Bankguthaben nur noch bei 150 Dollar, manchmal noch weit darunter. Am nächsten Montag mussten wir wieder herumgehen und um weiteres Geld betteln. Zum Glück fand sich immer jemand, der unsere Kasse wieder auffüllte. Sie gaben uns ihr Geld, das sie sich für ihre eigenen Wünsche wie Häuser, Autos und sogar Hochzeiten zusammengespart hatten.

Die Geldgeber von „Heimkehr“ waren ganz normale Menschen: ein Eigentümer einer Autowerkstatt, ein Fitnesstrainer oder ein Klempner. Ein Kindergartenkind kam mit seiner Mutter und gab sein Sparschwein ab. Viele der 200 Schauspieler und Mitarbeiter arbeiteten ohne Bezahlung für den Film. Die Schauspielerin Son Sook spielte im Film die Rolle von Yeong-hee und berichtet uns über ihre Mitarbeit.

Es war unmöglich für mich, nicht zu helfen. Als ich das Drehbuch zum ersten Mal las, musste ich in Tränen ausbrechen. Ich bin noch nie von einem Skript so mitgenommen worden. Also schickte ich Regisseur Cho eine Message darüber, wie sehr mich die Geschichte bewegt hatte, und daraufhin besuchte er mich. Er hat ein Talent dafür, die Herzen der Menschen anzusprechen. Ich konnte zu ihm nicht nein sagen.

Regisseur Cho Jung-rae erlebte Wunder jeden Tag. An Anfang und am Ende jedes Drehtags machte er große Verbeugungen, um an die Opfer der Mädchen zu erinnern und den überlebenden Trostfrauen zu danken.

Ich verbeugte mich jeden Tag an den Drehorten, bevor die Dreharbeiten begannen. Es war meine Art, allen an der Arbeit des Tages Beteiligten und für das Gelingen des Projekts zu danken. Ich dankte für unfallfreies Filmen und dass es mir erlaubt war, Gewaltszenen zu drehen. Ich organisierte sogar ein schamanistisches Ritual, bevor wir die Szene aufnahmen, wo die Mädchen verbrannt wurden. Es war so eine brutale Szene, dass ich es tun musste, unabhängig von meiner Religion. Wenn ich eine der Trostfrauen wäre, wäre es unerträglich gewesen, mir diese Szene anzusehen. Deshalb brauchte ich immer ihre Erlaubnis, bevor ich solche Szenen filmte.

Vielleicht war sogar der Himmel selbst von der Aufrichtigkeit des Regisseurs bewegt. Es konnte einem bisweilen so vorkommen, als ob die verstorbenen Trostfrauen immer wieder über die Dreharbeiten wachten und die Schauspieler und Mitarbeiter inspirierten. Die Schauspielerin Choi Ri spielte die schamanistische Priesterin Eun-kyeong, die die Geister der toten Mädchen beruhigt.



Wir drehten eine Szene über eine Gedenkveranstaltung in Yangpyeong. Es wurde plötzlich sehr windig. Das Produktionsteam hielt es für ein schlechtes Zeichen. Aber dann dachte ich, vielleicht war es das, was die toten Mädchen wollten. Sie wollten selbst im Tod dieses Projekt so sehr unterstützen, dass die Natur ihre Gebete auf diese Weise beantwortete. Es war so windig, dass die Menschen darum beteten, dass sich der Wind beruhigte. Ich spürte viel spirituelle Energie in dieser Aufnahme. Ich glaube nicht, dass ich diesen rituellen Tanz jetzt wiederholen könnte. Es war eine Szene, wo ich eine wirklich starke Kraft spüren konnte.

Der Einsatz von Regisseur Cho für den Film bewegte das Herz jedes Mitglied der Besetzung, des Produktionsteams und sogar der Öffentlichkeit. Bei der zweiten Crowdfunding-Aktion mit dem Titel „Meine Tochter, gehen wir jetzt nach Hause“ konnte er mehr als 300.000 Dollar für die Postproduktion aufbringen. Außerdem konnte Regisseur Cho durch Benefizkonzerte und sonstige Investitionen fast 2,5 Millionen Dollar für den Film zusammenkriegen. Imsgesamt rund 75.000 Menschen investierten in den Film. Der Regisseur listet am Ende des Films alle ihre Namen auf, um seine große Dankbarkeit für ihre Hilfe auszudrücken. Der zwölfminütige Abspann, in dem die Bilder der überlebenden Trostfrauen und die Namen der Sponsoren aufgeführt werden, gilt als der bisher längste Abspann der Filmgeschichte.

Regisseur Cho Jung-rae widmete sich vierzehn Jahre seines Lebens mit etwas, das die meisten Leute für unmöglich hielten. Vielleicht nennt ihn der Produktionsleiter des Films, Rohs Young-wan, deswegen einen „gemeinen Kerl“.



Wir nannten ihn scherzhaft einen wirklich gemeinen Kerl, weil er ständig nörgelte und den Leuten in der Nähe Stress machte. Aber wir alle wissen ganz genau, dass er hier am meisten reingesteckt hat. Er arbeitet härter als jeder andere und macht die ganzen Sachen, die sonst keiner machen will. So schafft er es auch, dass andere sich reinhängen.

Der FIlm „Heimkehr“ hatte bereits mehr als 50.000 Vorführungen. Regisseur Cho Jung-raes hofft auf 200.000 Vorführungen, eine für jedes der 200.000 Mädchen, die Opfer der japanischen Zwangsprostitution während des Krieges waren. Er will ihre Geister unbedingt nach Hause führen.

Schätzungen sprechen von etwa 500.000 Mädchen, aber 200.000 von ihnen starben weitab von Zuhause. Um ihre Geister in ihre Heimat zurückzubringen, muss der Film mindestens 200.000 Mal gespielt werden. Das ist das Wichtigste für mich.

Mittlerweile leben nur noch 44 ehemalige Zwangsprostituierte. Die hinterlassenen Narben auf ihren Körpern sind der lebende Beweis, dass das unsägliche Kriegsverbrechen gegen die hilflosen jungen Mädchen vor 70 Jahren tatsächlich stattgefunden hat. Regisseur Cho Jung-rae hofft, dass „Heimkehr“ sowohl den toten als auch den überlebenden Opfern der Zwangsprostutition während des Kriegs ein bisschen Ruhe und Frieden bringen kann.

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