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Gesellschaft

Die Nummer Eins der B-Boy-Gruppen weltweit: Jinjo Crew

2016-06-28

In Bucheon in der Provinz Gyeonggi befindet sich der Proberaum der B-Boy-Gruppe Jinjo Crew. Die Klimaanlage läuft auf Hochtouren, doch sie kommt nicht gegen den den Schweiß der B-Boy-Schüler an, die verschiedene Breakdance-Techniken trainieren. Die Schüler sind eifrig und hoch motiviert, da sie hier bei den besten Breakdancern auf der ganzen Welt lernen. Sie träumen davon, genau wie die Jinjo Crew, die Nummer eins in der Breakdance-Welt, eines Tages auf der globalen Bühne zu stehen. Hier ist der Schüler Yu Hyeon-jun.

In meinen Augen sehen ihre Tanzeinlagen am coolsten aus. Ich kam hierher, um mit ihnen zu trainieren, weil ich so wie sie sein und in der gleichen Gruppe trainieren wollte. Nichts ist besser als direkt von ihnen zu lernen, und es hilft mir bereits, wenn ich ihnen beim Tanzen nur zuschaue.

Zu den beeindruckenden Erfolgen der legendären Jinjo Crew gehören fünf große Titelgewinne in einem Jahr, was in der 42-jährigen Geschichte des Breakdance bisher noch nicht vorkam, und der Gewinn von insgesamt mehr als 80 internationalen Wettbewerben. Kein Wunder, dass die Jinjo Crew von Breakdancern weltweit bewundert wird. Hier ist Hwang Dae-gyun alias Bboy Virus, der Gründer der T.I.P. Crew.



Die Jinjo Crew ist die erste Gruppe aus Korea und auf der Welt, die die fünf großen internationalen Wettbewerbe gewonnen hat. Ihre erstaunlichen Erfolge sind das Ergebnis außergewöhnlicher Talente und harter Arbeit, daher ist es nur logisch, dass sie so beliebt sind. Ich bin schon selbst gegen die Jinjo Crew angetreten und war auch mal einer der Kampfrichter. Ich habe selbst gesehen, wie sie von einer ganz unbekannten Tanzgruppe zur heutigen Jinjo Crew geworden sind und ich muss sagen, dass die Schnelligkeit ihrer Entwicklung und der Schwierigkeitsgrad ihrer Choreografien einfach erstaunlich sind.

Die Jinjo Crew stellte ihren Status als Nummer eins in der Welt erneut unter Beweis, als sie den Battle VNR 2016 gewann, eine internationale Hip-Hop-Tanzmeisterschaft, die am 5. Juni in Frankreich stattfand. Die Mitglieder der Jinjo Crew sind seit ihrer Jugend, seit ihrem Debüt im Jahr 2001, zusammen. Inzwischen sind sie über dreißig und haben einen legendären Status in der Hip-Hop-Tanzszene. Ihren Aufstieg zum Ruhm verdanken sie einer Mischung aus hoch intensivem Training und solider Teamarbeit, woran sich in den letzten 15 Jahren nicht viel geändert hat. Hier ist der Chef der Crew, Kim Heon-jun.

Unser Tanzstil ist sehr frei, da er stark vom Hip-Hop-Tanz inspiriert ist. Was unser Team auszeichnet ist unsere Opferbereitschaft. Jedes Mitglied ist bereit, zum Wohl des Teams individuelle Bedürfnisse zurückzustellen. Deshalb ist die Teamarbeit in unsere Gruppe stärker als bei anderen Tanzgruppen. Dieses Teamwork ermöglicht unsere unvorstellbaren Tanzfiguren, weil wir immer wieder neue, kreative Bewegungen entwickeln und zusammen einüben. Das macht uns zur stärksten Crew.

Der Anfang der inzwischen vielleicht besten B-Boy-Gruppe der Welt war sehr bescheiden, als jugendliche Breakdance-Fans in einem örtlichen Jugendclub zusammenkamen und beschlossen, eine Gruppe zu bilden. Hier ist erneut ihr Chef, Kim Heon-jun.

Der Anfang der Gruppe war nicht so berauschend. Wir waren nur eine Gruppe von Jungs mit der gleichen Leidenschaft für den Breakdance. Es war fast wie eine Schüler-Hobbygruppe. Breakdance war damals der letzte Schrei, wir machten die Styles unserer Freunde nach und fanden heraus, dass wir darin ziemlich gut waren. Wir hatten auch unglaublichen Spaß dabei. Also gründete ich mit meinen Freunden diese Gruppe, als ich fünfzehn war.

Viele Jugendliche, die zu viel Energie hatten, ließen sich damals vom B-Boy-Fieber anstecken. B-Boying ist die ursprüngliche Art des Breakdance. Im Unterschied zu anderen Tanzarten erfordert es sehr schwierige und akrobatische Tanzfiguren. Charakteristisch sind beim B-Boying artistische Bodentanz-Elemente wie Windmills, bei denen eine Person auf dem oberen Rücken oder den Schultern um die eigene Achse rotiert, sowie der Headspin, das Rotieren auf dem Kopf, und Freezes, das Einfrieren einer möglichst eindrucksvollen Bewegung mitten in der Ausführung. Die Freude darüber, eine Bewegung zu meistern, macht die Faszination des B-Boying aus. Das Jinjo Crew-Mitglied Kim Heon-woo alias Wing erzählt uns mehr über den Rausch der Bewegung.

Es gibt viele B-Boy-Techniken. Ich habe damit angefangen, weil ich die schwierigen, sensationellen Bewegungen mochte. Natürlich konnte ich sie erst nicht, aber nach Monaten harten Trainings hatte ich es schließlich geschafft. Das Gefühl der Ekstase, wenn man eine schwierige Bewegung schafft, ist einfach fantastisch. Dann wollte ich mehr Anerkennung von meinen Tanzfreunden erhalten. So sprang ich einfach wieder auf und ging wieder trainieren, wenn ich schon im Bett war. Ich denke, dass jeder B-Boy solche Erfahrungen gemacht hat.

Als die Jinjo Crew gegründet war, wollten die Mitglieder gleich mit dem Tanzen loslegen, doch es gab viele Hindernisse, da sie noch Jugendliche waren. Einige mussten die Gruppe wieder verlassen, weil sie gegen den Protest ihrer Eltern nichts ausrichten konnten und sich auf die Schule konzentrieren mussten. Die übrigen Mitglieder kamen bei Wettbewerben nicht über die Vorrunden hinaus. Doch diese Schwierigkeiten lasteten nicht allzu schwer auf ihnen, da sie am glücklichsten waren, wenn sie tanzten. Daher übten sie weiter und warteten ab. Dann kam im Jahr 2003 ihre Chance. Der Jinjo-Sprecher Kim Heon-jun erinnert sich:

Unser erster Titelgewinn war im Jahr 2003. Es war nur ein kleiner Wettbewerb, aber viele bekannte professionelle Teams nahmen daran teil. Wir schlugen sie alle und holten uns den Titel. Ich denke, viele konnten es nicht glauben, weil wir die Underdogs waren. Die letzten Monate vor dem Wettbewerb hatten wir nichts Anderes gemacht als Tanzen. Danach merkten wir, dass wir beim B-Boying viel besser geworden waren.

Die Jinjo Crew hatte seit 2003 eine Erfolgsserie und eroberte fast jeden B-Boy-Titel in Korea. Andere B-Boy-Gruppen hatten die Jinjo Crew noch gar nicht auf dem Schirm, doch die Gruppe war nicht über Nacht so gut geworden. Seit Jahren hatten die Mitglieder ihren eigenen Plan systematisch verfolgt, irgendwann B-Boy-Champions zu werden. Eine ihrer Regeln war zum Beispiel, dass tänzerisches Können keine Voraussetzung dafür darstellte, Mitglied bei ihnen zu werden. Jinjo-Chef Kim Heon-jun erklärt es uns.

Viele weltberühmte B-Boys wollten in unser Team. Aber wir hatten gewisse Standards. Wir mussten die Person wirklich sehr mögen und wir mussten einen gemeinsamen Traum haben. Ich glaube, dass es kein unüberwindliches Hindernis gibt, wenn man sich mit Leuten umgibt, die man wirklich mag.

Ein typischer Fall ist Chang Ji-kwang alias Vero, der 2005 zur Crew stieß. Seine Tanzfähigkeiten waren anfangs schrecklich, doch seine vorbildliche Arbeitseinstellung verschaffte ihm einen Platz im Team. Hier sind Chang Ji-kwang und Kim Heon-jun.

Chang: Er sagte mir, dass er mich für sechs Monate im Auge behalten würde. Er wollte nicht sehen, wie sehr ich mich verbesserte, weil ich beim B-Boying unglaublich schlecht war. Er sagte, er wollte sehen, wie hart ich arbeite.

Kim: Vero hat eine ganz besondere Fähigkeit. Er ist der einzige, der das in unserem Team draufhat. Wir brauchten das in einem Wettbewerb, also nahmen wir ihn mit. Es gibt niemanden auf der Welt, der einen besseren Handspin als Vero macht.


Auf der anderen Seite wurde Oh Cheol-je abgelehnt, weil er einfach zu gut war. Er hatte im Alter von 12 Jahren mit B-Boying angefangen und war der beste Breakdancer in Daegu. Oh hatte sich die Jinjo Crew ausgesucht, weil er beim besten Team in der Szene mitmachen wollten. Wegen seiner außergewöhnlichen Tanzkünste wurde ihm jedoch die Mitgliedschaft verweigert.

Er war sicherlich der talentierteste Anwärter auf eine Mitgliedschaft bei uns. Alle unsere Teammitglieder waren beim B-Boying vorher nicht so gut, aber Cheol-je war anders. Obwohl er wirklich gut war, wollte ich ihn nicht ins Team aufnehmen. Das war Ende 2006. Wenn jeder beim B-Boying gleich schlecht ist, hat man eine gewisse Verbindung untereinander und kann gut miteinander auskommen und sich gemeinsam verbessern. Cheol-je aber war so herausragend gut, dass es schwer für ihn gewesen wäre, sich auf die anderen Teammitglieder einzulassen.

Trotz der Absage der Jinjo Crew zog Oh Cheol-je von Daegu nach Seoul und nahm sich eine Wohnung in der Nähe ihres Übungsraums. Zu jener Zeit trainierte die Jinjo Crew die ganze Nacht bis zum nächsten Morgen, um Geld zu sparen und um sich besser zu konzentrieren. Cheol-je hat sich nicht ein einziges Nachttraining entgehen lassen. Obwohl er nicht bei der Gruppe mitrainieren konnte, weil er noch nicht aufgenommen worden war, trainierte er immer in einer Ecke für sich. Jinjo-Boss Kim Heon-jun honorierte zuletzt Cheol-jes Fleiß und nahm ihn ins Team auf.

Was die Gruppe zusammenschweißte waren weniger die B-Boy-Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder als vielmehr die Bedeutung der Arbeitsmoral. Da alle Mitglieder an harte Arbeit gewöhnt waren, konnten sie noch den härtesten Trainingseinheiten etwas abgewinnen. Die nächtlichen Trainingssessions dauerten von 2005 bis 2010. Kim Heon-jun erinnert sich daran.

Wir übten von Mitternacht bis 9.00 Uhr am nächsten Morgen, jeden einzelnen Tag, fünf Jahre lang, auch an Feiertagen wie Chuseok oder am Neujahrstag nach dem Mondkalender. So wurden wir mental stark und konzentrierten uns vollständig aufs Tanzen. Unser Nachttraining endete im Jahr 2010. Dann fingen wir damit an, alle Wettkämpfe zu gewinnen, an denen wir teilnahmen.

Fünf lange Jahre dauerhaftes, anstrengendes Training veränderte die Jinjo Crew. Beim koreanischen R-16-Wettbewerb nehmen nur die besten der besten B-Boys aus 16 Ländern weltweit teil. Die Jinjo Crew gewann diesen Wettbewerb dreimal, 2010, 2012 und 2013. Doch der prestigeträchtigste und legendärste B-Boy-Wettbewerb ist der Battle of the Year, der 1990 erstmals in Hannover stattfand und mittlerweile nach Braunschweig verlegt wurde. Er gilt als inoffizielle Breakdance-Weltmeisterschaft und zieht ein Publikum von bis zu 40.000 Zuschauern an.

Die Jinjo Crew verblüffte die Welt durch den Gewinn des Battle of the Year 2010 und gewann auch den ersten Platz bei der Freestyle Session 2011, einem angesehenen jährlichen B-Boy-Wettbewerb in den USA. Dann benannten die Kampfrichter der UK B-Boy Championships 2012 die Jinjo Crew einstimmig als die Nummer Eins unter den B-Boy-Gruppen weltweit. Mit dem Titel aus England wurde die Jinjo Crew das einzige B-Boy-Team auf der Welt, das alle drei großen internationalen Wettbewerbe gewonnen hat. Bboy Virus Hwang Dae-gyun erzählt uns mehr über das, was die Jinjo Crew so besonders macht.

Einer der Gründe, warum die Jinjo Crew sich von anderen Teams unterscheidet, ist, dass ihre Tanzroutinen oder Styles auf Teamarbeit beruhen, nicht auf den individuellen Fähigkeiten Einzelner. Die Styles der Jinjo Crew sind genial choreografiert und selbst Nicht-Tänzer können sehen, dass sie aus einem Guss stammen. Ich kann an der Art der Styles sehen, ob ein Team seit vielen Jahren zusammen ist oder planlos zusammengewürfelt wurde, um an einem Wettbewerb teilzunehmen. Die Jinjo Crew trainiert sehr viel, und ihre Styles zeigen, wie viel Zeit sie zusammen verbracht haben. Ich kann die sprudelnden Ideen und ihre Leidenschaft von der Art ihres Tanzes ablesen.

Die Jinjo Crew hat die letzten 15 Jahre sehr hart daran gearbeitet, dort zu stehen, wo sie jetzt ist. Seine Mitglieder geben die Fähigkeiten, die sie sich in dieser Zeit angeeignet haben, an jugendliche Breakdance-Fans weiter, die davon träumen, eines Tages selbst auf der Bühne zu stehen. Und sie organisieren auch internationale Wettbewerbe. So ist die Jinjo Crew verantwortlich für die Bucheon B-Boy International Championships, die vom 22. bis 24. Juli in Bucheon in der Provinz Gyeonggi stattfinden.

Die Stadt Bucheon ist der Sponsor und wir werden die für den nächsten Monat geplante internationale Bucheon B-Boy-Meisterschaft organisieren. Es wird eine große Veranstaltung, an der weltbekannte Breakdancer teilnehmen. Wir versuchen, dass das nicht nur ein Tanzwettbewerb wird, sondern dass auch die Öffentlichkeit etwas davon hat und es genießen kann. B-Boying ist eine schwierigere und körperlich anstrengendere Tanzart als alle anderen und wir gehören zur Weltspitze. Das gibt uns das Selbstvertrauen, das wir brauchen, um weiterzukommen.

Die Jinjo Crew ist zur weltbesten B-Boy-Gruppe aufgestiegen, weil seine Mitglieder nie aufgehört haben zu üben, weil jeder von ihnen bereit ist, seine Bedürfnisse dem Wohl der Gruppe unterzuordnen und weil sie ihr Können an andere weitergeben.

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