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Gesellschaft

Der Direktor des Multikultur-Museums Kim Yun-tae

2016-07-05

In einem Kochkurs bereiten die Teilnehmer Teller mit gebratenem Reis zu, durchmischt mit Gemüse und verschiedenen Meeresfrüchten, die einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Es handelt sich dabei um das weltbekannte indonesische Reisgericht Nasi Goreng.

Frau 1: Dies ist mein erstes indonesisches Gericht. Es ist so farbenfroh. Es ist sehr schön. Ich lerne hier etwas über andere Kulturen.

Mann 1: Es schmeckt gut. Es ist toll!

Frau 2: Wir haben traditionelle Kostüme anprobiert und authentische Gerichte gekocht. Es hat erstaunlich viel Spaß gemacht.


Nach dem Nasi Goreng wechseln die Teilnehmer den Ort und lernen etwas über afrikanische Musikinstrumente. Sie versuchen sich an afrikanischen Bongo-Trommeln und an traditionellen afrikanischen Tänzen. Im Klassenraum nebenan stellt eine andere Gruppe Holzpferde her, eine Figur aus der mongolischen Kultur.

Besucher lernen hier, authentische Gerichte zu kochen, Instrumente aus anderen Ländern zu spielen, sie probieren traditionelle Kleidung an und lernen etwas über Kulturen aus der ganzen Welt. Wo kann man all dies machen? Am Multikultur-Museum in Bulgwang-dong im Westen Seouls. Fast viertausend Artefakte aus rund fünfzig Ländern aus der ganzen Welt begrüßen einen, wenn man das fünfstöckige Gebäude betritt.



Frau 1: Kinder können nicht so viele Reisen machen, es ist viel leichter, hierher zu kommen, um etwas über andere Kulturen zu lernen.

Frau 2: Ich war beeindruckt von den echt aussehenden Edelsteinen in der ägyptischen Abteilung. Mit gefallen die Puppen und Kostüme aus den verschiedenen Ländern. Ich wusste nicht, dass es nur eine einzige echte Gondel in Korea gibt!

Frau 3: Mir gefielen die Mitmach-Programme. Ich habe von dem Video über das Trojanische Pferd viel gelernt. Es war auch interessant, ein echtes mongolisches Zelt von innen zu sehen.


Wir leben im Zeitalter der Globalisierung und des Multikulturalismus. Um all diese verschiedenen Kulturen selbst zu erleben, müsste man eigentlich rund um den Globus reisen, doch das ist für die meisten Leute vollkommen unrealistisch. Kim Yun-tae, der Direktor des Multikultur-Museums, hat diese Kulturstätte in der Hoffnung eröffnet, den Leuten multikulturelle Erfahrungen ohne aufwendige Reisen zu ermöglichen. Es zeigt kleine Nachbauten von berühmten Sehenswürdigkeiten und typische Objekte aus Ländern auf der ganzen Welt. Der Unterhalt des Museums ist ziemlich teuer, und Kim Yun-tae hat einen großen Teil seines eigenen Vermögens dafür aufgewendet. Doch er findet dieses Projekt letztendlich lohnenswert, und das neunjährige Museum erhält von verschiedenen Botschaften Spenden und andere Unterstützung. Der Museumsdirektor Kim Yun-tae erzählt uns mehr über den Museumsbetrieb.

Ich bin den Botschaftern der verschiedenen Länder sehr dankbar. Sie haben mir viele Ratschläge über Multikulturalismus gegeben, sie unterstützen uns und leihen uns Objekte. Sie nehmen sich sogar manchmal die Zeit, mich über ihr Land und ihre Kultur zu unterrichten, so dass ich mehr darüber erfahren kann. Das erste, was sie tun, wenn sie nach Korea kommen, und das letzte, was sie tun, bevor sie nach Hause zurückkehren, ist zurzeit, unser Museum zu besuchen. Ein türkischer Botschafter hat uns ein sehr teures Set traditioneller Kostüme überlassen, und ein Botschafter aus Sri Lanka brachte uns aus seinem Heimatland eine 300 Jahre alte buddhistische Schrift für unsere Sonderausstellung über Schriften. Dank solcher Hilfen werden unsere Sammlungen und Ausstellungen immer besser. Es ist eine echte Ehre.

Kims ursprünglicher Lebensplan sah nicht vor, mit ausländischen Diplomaten auf Du und Du zu sein und rund um den Globus zu reisen, um neue Artefakte zu suchen, geschweige denn ein Museum zu leiten. Er machte eine Opernausbildung, liebte Musik und reiste gern um die Welt. Sein Hobby war das Sammeln von Andenken von den Orten, die er besucht hatte.

Ich mochte es, Souvenirs von meinen Reisen mitzubringen. Fotografieren war mir zu gewöhnlich, aber eine Schneekugel mit einem typischen lokalen Wahrzeichen zu kaufen war wie ein kleines Stück dieses Ortes mitzubringen. Wenn ich nach Österreich gehe, kaufe ich gern kleine handgemachte Dinge. Ich habe sogar eine Art Reiseecke in meinem Zimmer eingerichtet, wie ein kleines Museum über die Orte, an denen ich war. Aber ich hätte niemals daran gedacht, ein richtiges Museum zu eröffnen. Ich wollte mir durch die Miniaturmodelle von Alphörnern oder venezianischen Gondeln nur ein paar Erinnerungen an meine Reisen erhalten.

Nach seinem Abschluss eröffnete Kim Yun-tae eine Schule für Musikerziehung für kleine Kinder. Er wollte ihnen nicht nur beibringen, wie man Lieder singt oder Musikinstrumente spielt. Die Musikklassen wurden von Muttersprachlern auf Englisch gegeben. Doch bald schon lief dies darauf hinaus, dass die Kinder hauptsächlich Englisch lernten, kaum noch Musik oder Kultur. Das war aber nicht das, was Kim geplant hatte.



Ich dachte, die Priorität sollte auf dem Verständnis anderer Kulturen liegen. Ich wollte, dass die Kinder zuerst andere Kulturen verstehen, nicht nur Englisch lernen. Also beschloss ich, ein Kulturprogramm zu starten, in dem Ausländer, die Koreanisch sprachen, etwas aus ihrer eigenen Kultur vorstellten. So trat etwa ein italienischer Lehrer in einer traditionellen Tracht auf, zeigte italienische Masken und spielte Instrumente aus seiner Region. Dadurch wuchs meine Sammlung immer weiter.

Als Kim damit anfing, in seiner Schule interaktive Mitmach-Kulturprogramme anzubieten, wurde ihm klar, dass er mehr Kostüme und Requisiten aus verschiedenen Ländern brauchte. So reiste er noch häufiger ins Ausland, um für die multikulturellen Programme weitere geeignete Gegenstände zu suchen.

Es fing mit einem Paket auf dem Rücken an. Wenn es in Shanghai eine Expo gab, ging ich automatisch direkt dorthin. Die kompletten Ferien über war ich im Ausland, um Objekte zu sammeln, in China, Japan, Italien oder in der Schweiz, wo auch immer. Ich hatte sogar meine Frau davon überzeugen können, aus unseren Flitterwochen eine Art Sammelexpedition für Artefakte zu machen. Wir wollten auf eigene Faust reisen, aber das hätte das zulässige Gesamtgewicht für den Transport der Sachen zu sehr beschränkt. So nahmen wir an einer Gruppenreise teil, um mehr transportieren zu können. Wir waren gar nicht an touristischen Programmen interessiert, nur am Einkaufen und Sammeln. Wir mussten zusätzliche Taschen für das ganze Zeug kaufen. In China überschritten meine Koffer das zulässige Gesamtgewicht, also musste ich 800 Dollar extra bezahlen. Ich ertrug das alles mit der glücklichen Vorstellung, den Kindern diese interessanten Kulturgüter zeigen zu können.

Eigentlich waren die Reisen dazu da, den Unterricht mit den Kindern zu erleichtern. Doch als die Anzahl der Objekte exponentiell anwuchs und Kims Büro und Zuhause wegen all der Dinge aus dem Ausland überquollen, kam ihm der Gedanke, ein kleines Museum zu eröffnen. Kim Yun-tae hoffte, dass ein Mini-Museum, wo man die Kleider, Musikinstrumente, Figuren und Münzen, die er im Ausland gesammelt hatte, ausstellen konnte, den Unterricht mit den Kindern und die Pflege der wertvollen Gegenstände aus verschiedenen Ländern und Kulturen erleichtern würde. Unverzüglich machte er sich an die Arbeit. Im Jahr 2008 kaufte er ein Einfamilienhaus in der Nähe der Hongik-Universität und eröffnete ein kleines Museum. Es dauerte nicht lange, bis die Menschen anfingen, das malerische Museum zu besuchen. Was als Kinderbildungszentrum geplant war, wurde zu einem kulturellen Treffpunkt für alle Arten von Besuchern. Deren Begeisterung veranlasste Kim dazu, sein multikulturelles Museum professionell zu betreiben.

Im Jahr 2012 wurde am heutigen Standort ein fünfstöckiges Gebäude errichtet. Das Erdgeschoss verfügt über Miniaturen berühmter Sehenswürdigkeiten wie der Basilius-Kathedrale in Russland, dem Mailänder Dom in Italien, einer holländischen Windmühle, einem mongolischen Ger und dem Taj Mahal in Indien. Das erste Obergeschoss beherbergt die Abteilungen für China, Thailand und Ägypten, und im zweiten Stock befinden sich die italienische Abteilung und eine Ausstellung von Musikboxen. Im dritten Stock ist eine Art Mitmach-Zentrum, wo die Leute traditionelle Kostüme, Musikinstrumente und Kochrezepte ausprobieren können. Der oberste Stock ist ein spezieller Bereich, wo mehrmals pro Jahr verschiedene Ausstellung stattfinden. Kim begann mit großem Ehrgeiz, doch es war nicht einfach, die vielen Räume zu füllen. Er machte auch große Verluste, als er versuchte, Terrakotta-Nachbildungen von der Chinesischen Mauer zu importieren.

Ich hatte keine Miniaturen von Tonsoldaten gekauft, sondern lebensgroße, die von Bildhauern gemacht waren. Sie waren sehr zerbrechlich. Ich brachte insgesamt sechzig Soldatenfiguren mit, vierzig kleine und zwanzig große. Ich war selbst dorthin gegangen, um sie zu überprüfen und um zu sehen, ob sie wie geplant zur Ausstellung passen würden. Aber beim Import wurde der Container mit den Figuren beschädigt. Wasser sickerte ein und ruinierte die kleinen Skulpturen. Zwanzig musste ich wegwerfen und konnte nur vierzig der ursprünglich sechzig Tonfiguren verwenden.

Auf der einen Seite des Ausstellungsraums mit der Chinesischen Mauer gibt es einen Glaskasten, wo Schwerter aus verschiedenen Ländern ausgestellt werden. Sie sind alle echt, es hatte also eine Menge Schwierigkeiten gegeben, sie nach Korea zu bringen.



Es gibt auf der ganzen Welt so viele Schwerttypen, wie es Kulturen gibt. Ich habe Schwerter von römischen Gladiatoren, griechische Schwerter, Dolche aus dem Nahen Osten, türkische Säbel, Klingen für den Stierkampf und japanische Samurai-Schwerter. Es sind echte Waffen, einige von ihnen sind daher am Flughafen konfisziert worden. Es gibt eine Scheide ohne Schwert, weil der Zoll das Schwert an sich genommen hatte. Ich habe von der Polizeistation Eunpyeong die Erlaubnis erhalten, dass ich Schwerter ausstellen darf. Ich habe die größte Anzahl von Schwertern im ganzen Bezirk Eunpyeong-gu.

Das italienische Zimmer im zweiten Stock beherbergt eine Gondel aus Venedig, die einzige echte Gondel in Korea. Es dauerte neun Monate, bis das elf Meter lange Kanalboot in Korea ankam.

Ich liebe Venedig. Ich wollte Venedig nach Korea bringen. Zuerst sammelte ich Masken, etwa siebzig Stück, aber das war nicht genug. Wenn ich eine ähnliche Umgebung wie in Venedig herstellen wollte, brauchte ich eine echte Gondel. Also kaufte ich eine, die in Venedig tatsächlich in Betrieb gewesen war, um eine authentische Atmosphäre zu erzeugen. Nach der Reparatur wurde die Gondel auf ein Schiff verladen und kam neun Monate später in Korea an. Es war nicht einfach, die Gondel bis ins zweite Obergeschoss zu hieven. Allein dieses Manöver hat mich fast 5.000 Dollar gekostet.

Es hatte sich gelohnt, denn die venezianische Gondel ist das beliebteste Objekt im Museum.

Italienische Masken werden auch gezeigt. Sie sind so bunt und extravagant, dass sie mir das Gefühl geben, als ob ich auf einem italienischen Maskenball bin. Ich möchte eine dieser Masken tragen und auf eine Party gehen. Es würde sicher Spaß machen!

Die Mitmach-Programme im Museum werden von ausländischen Lehrkräften aus den jeweiligen Ländern geleitet. Es gefällt ihnen sehr, dass sie ihre eigene Kultur dem koreanischen Publikum vorstellen können. Hier ist Haliwoong, Leiterin für das mongolische Programm.

Es gibt jetzt viele Ausländer in Korea. Zwischen ihnen und den Koreanern gibt es eine kulturelle Kluft, was immer wieder lästige Missverständnisse hervorruft. Das Museum hilft Koreanern dabei, andere Kulturen bei sich zuhause kennenzulernen und zu verstehen. Durch die Kultur lernen sie andere Völker kennen und mit ihnen umzugehen.

Nächstes Jahr steht der zehnte Jahrestag des Museums an. Dank Kim Yun-taes unermüdlicher Bemühungen, Koreaner über Multikulturalismus zu informieren und Interaktionen mit Menschen aus anderen Ländern zu ermöglichen, ist das Multikultur-Museum ein wichtiger Ort für den kulturellen Austausch geworden, an dem sich auch ausländische Botschafter gern beteiligen. Direktor Kim Yun-tae ist eifrig darum bemüht, seinen Landsleuten relativ wenig bekannte Länder vorzustellen, denn er möchte zeigen, dass die Kultur eines jeden Landes, unabhängig von seiner Größe oder Wirtschaftskraft, unsere Aufmerksamkeit und unsere Achtung verdient.

Kultureller Einfluss hat nichts mit der Größe des Landes zu tun. Die Kultur selbst des kleinsten Landes in Afrika verdient es, erlebt und geschätzt zu werden. Afrika ist ein großer Kontinent mit sehr verschiedenen Kulturen, aber Koreaner denken oft, dass es sich um ein einziges, großes Land handelt. Es ist kulturell nicht angemessen, sich unter Afrika bloß eine Gruppe von Stämmen, wilde Tiere und einen Dschungel vorzustellen. Ich sorge dafür, dass sich bei uns bekanntere und weniger bekannte Länder abwechseln. Wenn ich ein Programm über ein bestimmtes Land zusammenstelle, berate ich mich mit der Botschaft des jeweiligen Landes, um die besten Inhalte auszuwählen. Es ist wichtig, möglichst viel über viele verschiedene Länder zu wissen, wenn wir über die Länder nachdenken, die wir vielleicht einmal besuchen wollen.

Museumsdirektor Kim Yun-tae zeigt den Koreanern mit seinem Multikultur-Museum, kulturelle Unterschiede anzuerkennen und den Wert fremder Kulturen richtig wertzuschätzen. Er ist ein wahrer Botschafter des Multikulturalismus im Zeitalter der Globalisierung.

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