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Gesellschaft

Der Pionier des ökologischen Designs in Korea Yoon Ho-seob

2016-07-12

An einem Sonntagmorgen breitet ein alter Mann mit Hut unter einem bedrohlichen Gewitterhimmel seine Sachen auf der Straße von Insa-dong aus. Seine weißen T-Shirts und die Farben und Pinsel ziehen das Interesse der Leute auf sich. Anscheinend ist das ein Verkäufer selbst bemalter T-Shirts. Doch der Mann bietet sie kostenlos an. Eine Familie fragt schnell nach einem T-Shirt. Während seine Hand eifrig das T-Shirt bearbeitet, erzählt er den Kindern eine Geschichte. Er malt eine grüne Erde mitten aufs T-Shirt und schreibt „Jeder Tag ist ein Tag der Erde“ darunter. Und dann fügt er noch den Namen des Jungen hinzu, der das T-Shirt in der Schule tragen wird. Der Mann und der Junge Lächeln fröhlich, als sie das fertige T-Shirt begutachten. Jedes Mal, wenn der Schüler das T-Shirt anzieht, wird er daran erinnert werden, dass man die Natur und Umwelt auf unserem Planeten erhalten sollte.

Der Mann, der weiße T-Shirts mit ungiftigen Farben bemalt und Geschichten über Natur und Umwelt erzählt, ist der 73-jährige Yoon Ho-seob. Anstatt irgendwo Parolen zu rufen oder vor einer Fabrik zu demonstrieren verteilt er T-Shirts mit Umweltmotiven und kümmert sich auf seine eigene Weise um die Umwelt. Mit seiner Aktion verbreitet er eine nachhaltige Botschaft, die bei den Beschenkten ein Nachdenken über die Umweltproblematik bewirkt.

Frau: Ich habe ein hübsches Taschentuch bekommen und gesehen, wie er das Bild malte. Ich werde jetzt weniger Papier und Wasser zu Hause verwenden.

Mann: Die Leute kaufen in diesen Tagen zu viel und werfen auch viel weg. Ich habe einen Hund und verwende viele Einwegprodukte. Ich werde versuchen, meinen Verbrauch zu verringern.

Frau: Mein Sohn hat anscheinend etwas verstanden und sagte, dass er nicht mehr so viel Energie verschwenden will. Wir sollten bedenken, dass jeder Tag ein Tag der Erde ist und versuchen, die Umwelt zu schützen.


Seit 14 Jahren malt Yoon Ho-seob jeden Sonntag eine grüne Erde auf T-Shirts. Mittlerweile ist er als T-Shirt-Großvater von Insa-dong bekannt. Manche Menschen bezweifeln, dass die Einstellung der Leute nur durch handbemalte T-Shirts verändert werden kann, doch Yoon Ho-seob glaubt fest an das, was er tut.



T-Shirts sind nur der erste Schritt. Werfen Sie kein Papier weg. Selbst ein Blatt Papier ist wichtig. Die Leute müssen einsehen, dass jede noch so kleine Anstrengung der erste Schritt zur Lösung der Umweltprobleme ist. Wenn wir über die Umweltproblematik sprechen, halten die Menschen das für zu komplex und umfassend, weshalb sie dem Thema lieber aus dem Weg gehen. Sie denken, dass kleine Maßnahmen sowieso nichts bewirken. Aber ich habe keine großen Erwartungen mehr. Erst war ich so fanatisch, dass ich die Leute damit totgequatscht habe. Aber jetzt versuche ich, weniger zu reden und einfach T-Shirts zu verteilen. Ich versuche, meine Aktionen für sich sprechen zu lassen, das merken sich die Leute besser und wird sie eines Tages dazu veranlassen, selbst aktiv zu werden.

Der unerschütterlich überzeugte Yoon Ho-seob ist der erste Öko-Designer in Korea. Als sich noch niemand hierzulande für umweltfreundliche Entwürfe interessierte, stellte er die ersten derartigen Konzepte auf und kombinierte Design mit Umweltschutz. Mittlerweile ist er im Ruhestand und verbringt seine Tage als Umweltaktivist, der sich mitten unter die Leute begibt. Doch Yoon hat sich keineswegs schon immer für die Umwelt interessiert. Er hatte angewandte Kunst studiert und für eine Werbeagentur gearbeitet. Er machte Werbung für einheimische und ausländische Großunternehmen und Plakate und Werbevideos für solche berühmten internationalen Veranstaltungen wie die Asien Games 1986, die Olympischen Sommerspiele 1988 in Seoul und dem World Scout Jamboree, dem weltgrößten Pfadfindertreffen. Bei seiner Teilnahme als Plakatdesigner beim 17. World Scout Jamboree 1991 im Nationalpark Soraksan nahm sein Leben eine entscheidende Wendung. Er gab gerade Autogramme, als ihm ein ausländischer Pfadfinder aus heiterem Himmel eine Frage über die Umwelt stellte.

Seine Frage war über die Umwelt in Korea. Als ich versuchte, die Frage zu beantworten, wurde mir klar, wie ernst Koreas Umweltprobleme waren. Im Jahr 1995 erhielt ich eine Verwaltungsposition an der Kunsthochschule und plante einen Kurs über Umweltschutz und ein Masterprogramm über ökologisches Design. Zu der Zeit gab es keinen Professor für diese Kurse, also übernahm ich sie selbst.

Dass er die Fragen des jungen Ausländers nicht richtig beantworten konnte, hatte schwer auf Yoon gelastet. Als er von der Werbeagentur zur Universität wechselte, eröffnete er daher einen Kurs über Ecodesign und konzipierte an der Graduiertenschule ein ganzes Programm darüber. Doch was genau ist ökologisches Design?

Ein Designer muss sich über seine Entwürfe im Klaren sein. Er sollte sich mit allen Phasen des Produktionsprozesses befassen. Das heißt, er sollte sich auch darum kümmern, was mit dem fertigen Produkt passiert, inklusive der Frage der Entsorgung, und sollte versuchen, die negativen Auswirkungen auf die Umwelt auf ein Minimum zu reduzieren. Die Natur hat alles erschaffen, deshalb sollten menschliche Designer die natürlichen Kreationen nicht verändern, sondern versuchen, diese Natürlichkeit zu erhalten.

Ökologisches Design ist eine Herangehensweise, alle potenziell für die Umwelt gefährlichen Faktoren im Designprozess zu minimieren, von der Herstellung bis zur Entsorgung. Yoons Wahrnehmung änderte sich völlig, als er Ecodesign unterrichtete. Eine Ausstellung über Kleidung im Jahr 2000 veranlasste ihn dazu, mit seiner Arbeit auf die Straßen von Insa-dong zu gehen.

Als ich mich im Jahr 2000 für eine Einzelausstellung vorbereitete, hatte ich mich für Kleidung entschieden, weil ich dachte, dass ich genug Objekte dafür auf Lager hatte. Als ich dann sah, wie viel es tatsächlich war, war ich regelrecht schockiert. Es gibt so viele Menschen auf der Welt, die hungern und nichts anzuziehen haben, aber ich hatte 63 T-Shirts in meinem Schrank und ich zog wahrscheinlich nur fünf oder sechs davon an. Da wurde mir klar, dass jemand mit so viel Kleidung nicht der Richtige war, anderen etwas über die Umwelt beizubringen. Also entschloss ich mich dazu, sie an andere Leute zu geben. Ich brachte sie an einem Wochenende nach Insa-dong und traf auf begeisterte Leute. Das war der Beginn der Arbeit, die ich bis heute mache.

Statt die Sachen wegzuwerfen bemalte Yoon die T-Shirts mit Bildern über Umweltthemen und verteilte sie an die Leute. Er hatte seine Gründe für diese Art des Umweltaktivismus.

Ich spreche mit den Leuten über die Umwelt, während ich die Bilder zeichne. Sie werden dann normalerweise ziemlich ernst. Sie tragen die T-Shirts und denken über die Umwelt nach. Meine Arbeit ist keine Kampagne über Naturschutz und kein Projekt zur Mülltrennung. Ich mache die Leute zu Botschaftern der Umwelt.

Mit den T-Shirts mit Motiven wie die Erde, Bäume, Delphine und vom Aussterben bedrohte Tiere stellen die Leute mobile Umweltbotschafter dar. Da sich immer mehr Leute dafür interessieren, begleiten ihn jeden Sonntag zwei oder drei Helfer. Hier ist Hwang Hyun-jin, eine seiner Studentinnen.

Der Professor spricht seit mehr als zehn Jahren mit den Leuten in Insa-dong. Ich leiste ihm Gesellschaft, damit er nicht so allein ist. Ich erzähle den Leuten etwas über seine Arbeit und über Umweltfragen in Korea. Er hält keine Schilder hoch und ruft keine Slogans, wie andere Umweltschützer das tun. Er zeichnet Bilder und übermittelt Botschaften. Es geht zu Herzen, wenn man das sieht. Ich würde gern in seine Fußstapfen treten.

Eine der ersten privaten Maßnahmen Yoons seit Beginn seiner T-Shirt-Aktion war der Abschied von seinem Kühlschrank. Vor Jahrzehnten besaß kaum eine Familie in Korea einen Kühlschrank, trotzdem lebten sie ihr Leben. Yoon wollte wie seine Eltern damals ohne Kühlschrank auskommen.

Mein Kühlschrank war mit viel zu viel Essen vollgepackt. Als ich einmal das Gefrierfach aufmachte, fiel gleich etwas heraus. Das hatte mich wachgerüttelt. Ich wollte das nicht mehr und wollte sehen, was ohne Kühlschrank passiert. Seitdem brauche ich weniger Strom und habe keine Lebensmittelabfälle mehr. Biomüll ist eins der schwersten Umweltprobleme. Bei dieser Art der Umweltverschmutzung mache ich nicht mehr mit.

Statt eines Kühlschranks benutzt Yoon eine praktische Ablage für seine Nahrung. Er kauft gerade genug zu essen, was er braucht, bereitet alles auf der Ablage zu und spart so Wassers beim Geschirrspülen. Er isst immer direkt von der Ablage. Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima realisierte er die Gefahren der Kernenergie. Daraufhin meldete er Wasser und Strom bei sich ab und entschloss sich dazu, seine eigene Energie zu erzeugen.

Ich trennte mich vom Wasser- und Stromkreislauf und installierte gleich Sonnenkollektoren. Ich wollte herausfinden, was bei einem Stromausfall passieren würde. So wie ich meinen Kühlschrank losgeworden bin, wollte ich jetzt dieses ausprobieren. Die Leute konnten meine Entscheidung nicht nachvollziehen. Sie sagten, dass es 20 Jahre dauern würde, bis ich meine Investitionen in die Solarenergie zurückhätte, aber ich sagte, dass es mir gar nicht um die 20 Jahre geht. Ich wollte so schnell wie möglich Sonnenenergie nutzen. Deshalb habe ich die Sonnenkollektoren installiert. Ich wollte keine Energie verwenden, die am Ende der Nachwelt schaden würde.

Eine derartige Hingabe an eine Sache findet man selten bei gewöhnlichen Menschen. Man sieht nicht oft jemanden, der bereitwillig fast 13.000 Dollar ausgibt, um sich vom Stromkreislauf unabhängig zu machen. Yoons Einstellung hat auch die Leute um ihn herum beeinflusst, vor allem seine Studenten. Hier ist Yoon Ji-young, Ecodesign-Studentin an der Graduiertenschule der Kookmin-Universität.

Meine Ausgaben haben sich drastisch gesenkt. Viele Stadtbewohner definieren Zufriedenheit und Selbstwertgefühl über den Konsum, aber ich mache das nicht mehr. Ich stelle die Dinge, die ich brauche, selbst her, etwa ein Tagebuch, und versuche, Kleidung so lange wie möglich zu tragen. Ich versuche auch, nicht so viel Müll zu hinterlassen.

Eine von Yoons Studentinnen mit Spitznamen Green hat sich ebenso wie ihr Professor vom Kühlschrank befreit. Sie kam oft in Versuchung, sich einen Kühlschrank zuzulegen, besonders im heißen Sommer, aber bisher hat sie ihr widerstehen können.

Ich habe keinen Kühlschrank. Ich kaufe nur so viele Lebensmittel, wie ich täglich verbrauche, und alle meine Gedanken drehen sich darum, wie ich einfacher leben kann. Man kann nicht alles essen, was man im Kühlschrank hat, deshalb werfen die Leute sehr viel Nahrung weg. Ich kaufe nicht mehr so viele Lebensmittel wie vorher, aber das Problem ist jetzt, dass einfach zu viel Essen auf dem Markt ist.

Seit 2008 veranstaltet Yoon Ho-seop zusammen mit gewöhnlichen Koreanern, denen die Umwelt am Herzen liegt, eine jährliche Ausstellung namens „Grüner Sommer“. Seit sich junge Studenten seit 2013 für sein Anliegen interessieren, erkennen die Leute die Wirksamkeit seiner Bemühungen um die Umwelt. Heute wird er oft darum gebeten, sein Anliegen auch an Grundschulen vorzustellen.

Es ist sehr schön, wenn ich bei meinen Vorträgen Kinder treffe. Ich bitte sie, ihre Fragen auf meiner Website zu posten, bevor ich ihre Schule besuche und versuche mein Bestes, die Fragen zu beantworten. Wenn ich in ihre Schule gehe, kommen sie angerannt, um mich zu begrüßen, und ich sage ihnen alles, was sie über die Umwelt wissen sollten, während ich Bilder auf ihre T-Shirts male. Das ist ein sehr wichtiges Projekt. Für jemandem in meinem Alter ist es schwer, so kleine Kinder zu erreichen, aber über dieses Thema finden wir eine gemeinsame Ebene. Gibt es einen besseren Weg als diesen, ihnen etwas über die Umwelt beizubringen? Ich hoffe, dass ich mir meine Gesundheit und geistige Beweglichkeit noch eine Zeit lang bewahren kann, damit ich meine Überzeugungen noch lange an die nächste Generation weitergeben kann.

Für Yoon Ho-seop ist es sehr sinnvoll, mit kleinen Kindern über die Bedeutung des Umweltschutzes zu sprechen. Wenn die jüngeren Generationen mit der richtigen Einstellung zu Umweltfragen aufwachsen würden, könnte es unserem Planeten bald vielleicht wieder bessergehen.

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