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Gesellschaft

Die ethnische Fusion-Band Second Mond

2016-07-19

Im ersten Teil des Pansoris Chunhyangga führen zwei Sänger in den Rollen von Lee Mong-Ryong und seinem Diener Bangja ein Gespräch. Der junge Herr bittet seinen Diener, einen guten Ort in Namwon zu finden. An dieser Stelle des Pansori-Stücks übernimmt normalerweise der Trommler den Gesangspart, begleitet von seiner Trommel. Doch in dieser Aufführung geschieht nach dem Einsatz des Sängers etwas Unerwartetes. Die Melodie klingt plötzlich wie europäische Folk-Musik, eine irische Version von Chunhyangga. Dieses Stück gehört zum Zusatzkonzert „Gugak-Projekt Pansori Chunhyangga“ der Fusion-Band Second Moon, die traditionelles koreanisches Pansori mit Weltmusik verbindet.

Second Moon ist eine ethnische Fusion-Band, die bereits seit mehr als einem Jahrzehnt besteht. Die Band wählte die vierzehn interessantesten von etwa achtzig Passagen von Chunhyangga aus und gestaltete sie musikalisch auf ihre einzigartig charakteristische Weise um. Die Chunhyangga-Interpretation von Second Moon hat die Einstellung der Leute, dass Pansori alt und langweilig sei, ziemlich verändert. Tatsächlich war Second Moons Interpretation dieses beliebtesten Pansoris so beliebt, dass sogar ein Zusatzkonzert ein großer Erfolg wurde.



Mann 1: Ich hatte es schon mal gesehen, aber ich bin wiedergekommen, um das Zusatzkonzert zu sehen. Es ist so toll, weil es sich von herkömmlichen Aufführungen unterscheidet.

Frau 1: Die Leute reißen sich kein Bein aus, um eine Pansori-Aufführung zu sehen. Aber dieses Konzert hat eine Mischung, die die Leute anspricht. Ich wollte mehr über das Stück erfahren.

Frau 2: Es war eine absolut fantastische Aufführung. Die Kombination traditioneller koreanischer Gugak-Musik mit westlichen Musikgenres war originell. Es war von Anfang bis Ende spannend.

Nicht nur das Publikum war ganz hingerissen von der Aufführung. Auch Pansori-Sänger sind von dem neuen Ansatz begeistert. Hier ist der Pansori-Sänger Koh Young-yeol, der am Gugak Projekt Pansori Chunhyangga teilgenommen hat.

Ein Pansori-Stück wird in der Regel von zwei Personen aufgeführt, einem Trommler und einem Sänger. Eine traditionelle Pansori-Aufführung ist klassisch schön, wobei die Band-Version zum Klassischen neue Farben hinzugefügt hat. Die passende Analogie wäre eine Schwarz-Weiß-Zeichnung einer Orchidee in Farbe gemalt. Traditionelles Pansori wird monophon gesungen, aber die Version von Second Moon enthält Akkorde, was die Musik bereichert und leichter verständlich macht.

Die lebhafte Aufführung erinnert fast an ein traditionelles koreanisches Spiel wie Madangnori. Das Publikum ist Teil der Aufführung und lacht laut dazu, was in herkömmlichen Pansori-Konzerten sonst nicht vorkommt. Die Musik der Band in ihrem ganz eigenen Weltmusik-Stil fesselt die Aufmerksamkeit der Leute. Der traditionelle Musikkritiker Yoon Jung-gang erzählt uns mehr über die Fusion-Band Second Moon.

Als Second Moon sich mit Pansori beschäftigte, wurden sie sich selbst nicht untreu. Die Band suchte die Kreuzung zwischen ihrer eigenen Musik und Pansori. Second Moon betont die melodischen und erzählerischen Elemente des Pansori, während sie Musik erschafft, wie nur diese Band es kann. Second Moon legt sich nicht auf eine Definition als traditionelle oder Fusion-Band fest. Sie erschafft eine ganz eigene Musik, was diese Band einzigartig macht.

Second Moon wurde von den Film- und Werbemusikproduzenten Kim Hyun-bo und Park Jin-woo gegründet. Auslöser war ihr Wunsch, die Musik zu machen, die sie mochten. Hier ist der Bassist Park Jin-woo.

Ich traf Kim Hyun-bo, als ich bei einer Musikproduktionsfirma arbeitete. Wir machten dort hauptsächlich Musik für Werbung, Fernsehdramen und Filme. Wir dachten beide, dass dies nicht das war, wofür wir Musik studiert hatten und beschlossen, etwas zu tun, was wir wirklich machen wollten, obwohl wir damit kein Geld verdienen würden. Hyun-go konnte Gitarre spielen und ich Bassgitarre. Erst dachten wir daran, eine Band aus Büroangestellten zu formieren.

Charakteristisch für Second Moon ist, dass die Bandmitglieder nicht die feste Absicht hatten, eine bestimmte Art von Band zu formieren. Es kam einfach eine Gruppe von Musikern zusammen, die eine gemeinsame Vorstellung über Musik hatten. Die einzigen Mitglieder mit einer richtigen Musikausbildung sind Trommler Baek Sun-yeol und die Geigerin Cho Youn-jung. Die vier weiteren Mitglieder sind nur Hobbymusiker, die ganz gut Gitarre oder Keyboard spielen. Ihre musikalischen Fähigkeiten waren sehr unterschiedlich, doch sie teilten eine gemeinsame Faszination von Musik und zögerten nicht, neue Wege zu gehen. Um das Repertoire der Musikinstrumente zu erweitern, die sie einsetzen konnten, kauften die Mitglieder Folk-Instrumente aus verschiedenen Ländern, lernten sie mit Hilfe von YouTube-Videos zu spielen und schrieben ihre eigene Musik.

Anfangs spielte Second Moon meist live in Musikklubs in der Hongdae-Gegend. Da die Band kaum bekannt war, gab es dort an manchen Tagen weniger Zuhörer als Musiker auf der Bühne. Vor so vielen leeren Plätzen aufzutreten wäre entmutigend für jeden Musiker, doch Second Moon blieb immer optimistisch. Hier sind die Geigerin Cho Youn-jung und Keyboarder Choi Jin-Kyung.

Cho: Wenn wir in Klubs spielten, gab es manchmal weniger Publikum als wir selbst. Trotzdem dachten wir nie ans Aufhören.

Choi: Niemand in der Band rechnete damit, mit Musik viel Geld zu verdienen oder erfolgreich zu werden. Ich denke, das half unserer Band sehr dabei, so lange zu überleben und durchzuhalten. Wenn wir stärkere Ambitionen gehabt und berühmt oder reich hätten werden wollen, wäre die Band auseinander gefallen. Wir wollten einfach nur an einem interessanten Ort zusammen spielen.


Für Second Moon war Musik eine leidenschaft Beschäftigung, kein Weg zum Reichtum. Das Erlernen neuer Instrumente und Schreiben neuer Musik, die Auftritte und die Ausrichtung der Band waren wichtiger und interessanter, als viel Geld zu verdienen. Hier ist der Bassist Park Jin-woo.

Es war nicht etwa so, dass wir hart arbeiten und dafür entlohnt werden wollten. Es gab damals keine Musiker wie uns. So tasteten wir uns langsam vorwärts auf einem Weg, den niemand zuvor gegangen war, und wir waren uns nicht einmal sicher, ob wir in die richtige Richtung gingen. Aber es hat Spaß gemacht, immer einen Schritt nach dem anderen.

Für diese idealistische und nicht kommerziell ausgerichtete Band war die Teilnahme am Soundtrack für das Fernsehdrama „Irland“ im Spätsommer des Jahres 2004 ein Wendepunkt. Die Musik, die in ein unbekanntes Land zu führen schien, erregte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und die Leute begannen, sich für Second Moon zu interessieren. Passend dazu veröffentlichte die Band im Jahr 2005 ihr erstes Album „Second Moon“, das gefühlvolle und exotische Instrumentalstücke enthält. Mit irischer Flöte, Mandoline und anderen der koreanischen Öffentlichkeit nicht vertrauten Instrumenten gewann das Album viel Lob von Musikkritikern und erregte viel Aufsehen in der Musikszene.

Second Moon gewann bei den Korean Music Awards 2006 drei Auszeichnungen: für das beste Album des Jahres, als beste Nachwuchskünstler des Jahres und für die beste Jazz-Crossover-Musik. Die plötzliche Aufmerksamkeit brachte das Leben der Band ziemlich durcheinander, die Anfragen für Fernseh- und Filmmusik stapelten sich. Die Bandmitglieder waren davon so überfordert, dass sie sich in zwei Gruppen aufteilten und separat arbeiteten. Erst mit der Veröffentlichung des zweiten Albums im Jahr 2015 kam Second Moon nach zehn Jahren der Trennung wieder als Einheit zusammen. Die Mitglieder von Second Moon sind stolz darauf, dass sie mehr als ein Jahrzehnt lang zusammen sind. Hier ist erneut der Bassist Park Jin-woo.

Wir werden uns niemals trennen, weil wir uns zu sehr mögen. Ich bin sicher, dass wir immer zusammmenbleiben werden, wie ein altes Ehepaar. Wir hatten aus verschiedenen Gründen getrennt gearbeitet, aber wir sind wieder zusammengekommen. Es ist wirklich schön und wir alle fühlen uns jetzt sehr zufrieden.

Aus Second Moon wurde sozusagen wieder ein Vollmond. Jetzt, wo sie wieder zusammen sind, sind sie noch besser geworden. Das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit ist das Gugak-Projekt „Pansori Chunhyangga“, eine Mischung aus Pansori und dem bandeigenen Musikstil. Die Texte sind von dem ursprünglichen Pansori Chunhyangga, doch allein mit geschlossenen Augen die Melodien zu hören erzeugt exotische Vorstellungen. Second Moon ist es gelungen, auf ihre einzigartige Art Farbe in das Pansori-Stück zu bringen, ohne das Originalformat des Pansoris, das Geschichtenerzählen teils durch Dialoge und teils durch Lieder, zu zerstören. Hier ist erneut der traditionelle Musikkritiker Yoon Jung-gang.

Das wichtigste Element im Pansori ist die Erzählung. Die herkömmliche Musik übersieht die Bedeutung der Erzählung, aber Second Moon konzentrierte sich genau darauf. Die Band setzt dazu Rap und anderen Melodien ein. Es gibt auch einen unverwechselbaren Pansori-Rhythmus, den Second Moon durchaus berücksichtigt. Dieses Album ist so bedeutend, weil es eine erfolgreiche Vereinigung von drei Elementen darstellt: der grundlegenden Pansori-Erzählung, ungewöhnlicher Melodien und der unverwechselbaren musikalischen Handschrift von Second Moon.

Die Stücke im Second Moon-Album porträtieren getreu das Gefühl des „han“, das ein breites Spektrum von Reue und traurigen Emotionen abdeckt. Die Musik von Second Moon bleibt den menschlichen Gefühlen treu. Eine liebevolle Passage wird von der Band in einer wirklich schönen Art und Weise ausgedrückt, und bei einem traurigen Teil bricht einem die Darbietung der Band das Herz. Second Moon strebt ehrliche und einfache Musik an. Hier ist der Band-Gitarrist Lee Young-hoon.

Unsere Musik ist nicht so schwierig. Sie ist eigentlich sehr einfach zu verstehen. Man muss sich nicht auf die Melodien konzentrieren, man kann es einfach fühlen. Diese Art von Musik kann man ganz einfach genießen, man kann sie auch hören, wenn man den Abwasch macht oder vor dem Einschlafen.

Für die Weltmusiker von Second Moon ist das Pansori Chunhyangga nur die traditionelle Folk-Musik eines weiteren Landes. Die Band hat dieses Projekt nicht etwa deswegen angefangen, weil die Mitglieder tief mit der traditionellen koreanischen Musik verbunden wären oder es für ihre Mission hielten, koreanische Musik zu globalisieren. Doch während sie an Chunhyangga arbeiteten, betrachteten sie Pansori allmählich auf eine neue Art. Hier ist Second Moon-Gründer Kim Hyun-bo.

Wir erkannten, dass es viele fröhliche und amüsante Geschichten im Pansori gibt. Wir hatten anfangs die Vorstellung, dass es beim Gugak immer um Kummer und Trauer ginge. Aber während wir am Pansori arbeiteten, stellten wir fest, dass es auch fröhliche Passagen enthält, die uns Nahe gehen. Das ist der Kern der koreanischen Musik, auch wenn man Pansori mit westlicher Musik kombiniert. Ich bin mir sicher, dass das Publikum das Gleiche spüren kann.

Für manche Menschen ist Second Moon einfach eine ethnische Fusion-Band. Doch Second Moon ist mehr als das. Ihre Mitglieder ziehen es vor, Second Moon eine Band zu nennen, die sich jeden Tag weiter entwickelt und verändert, die aus verschiedenen Musiktraditionen der ganzen Welt eine neue Art von Musik macht. Aus diesem Grund ist sich auch die Band selbst nicht sicher, wie ihre nächste Musik klingen wird. Und gerade deswegen dürfen wir auf das nächste Werk von Second Moon gespannt sein.

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