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Gesellschaft

Der Kunstarchivar Kim Dal-jin

2017-01-10

Nach meiner Arbeit in den Staaten besuchte ich Paris, Rom und Italien mit Wan und seiner Frau. Als ich mir die Meisterwerke der italienischen Renaissance ansah, wurde mir noch einmal die künstlerische Genialität von Michelangelo und Leonardo da Vinci bewusst. Ihr endloses Bemühen um das Schaffen von Schönem beschämte mich und ich war nah dran, den Himmel um Vergebung zu bitten. Das trübe Wetter und der Regen verstärkten das Gefühl der Verlorenheit.

Das war ein Auszug aus einer Postkarte des Künstlers Kim Ki-chang an die Künstlerin Shim Kyung-ja und ihren Mann während seiner Europareise 1979. Die Worte zeigen die Bescheidenheit eines großen Meisters der koreanischen Kunst. Zu sehen ist die Originalpostkarte im Museum Kimdaljin Art Archives and Museum. Neben der Postkarte sind auch Briefe, Fotos, Essays, Ausstellungseinladungen, Broschüren und handgeschriebene Lebensläufe in der Ausstellung „Auf den Spuren der Künstler – Künstler und Archivar“ zu sehen. Hören wir dazu die Museumskuratorin Lee Soon-ryung.

Die Exponate stammen aus den 1940er bis hin zu den 70er Jahren. Es ist leicht, Werke moderner koreanischer Künstler wie Lee Woo-hwan und Kim Hwan-ki zu sehen. Nicht so leicht ist es, Einblicke in ihr Privatleben zu erhalten. Diese Ausstellung macht das mithilfe der Tagebücher, Schriften und Briefe möglich.



Ausgestellt ist zum Beispiel eine Einladung zu einer Gedenkfeier für Lee Joong-sup etwa einen Monat nach seinem Tod, die von dem Dichter Kim Kwang-kyun und dem Künstler Kim Hwan-ki organisiert wurde. Die Ausstellung erlaubt es den Besuchern, andere Seiten der Künstler kennenzulernen.

Frau 1: Es war neu und interessant, Einblicke in die Arbeiten und das Leben der Künstler nicht durch ihre Kunstwerke, sondern durch die ausgestellten Gegenstände zu gewinnen.

Mann 1: Es war sicher nicht einfach, alles zu sammeln, zu konservieren und auszustellen. Aber so erfährt man mehr über die Künstler und ihr Leben. Die Briefe zeigen die Gefühlswelt der Künstler und die Einladung beispielsweise zeigt neue Facetten ihres Privatlebens.


Verantwortlich für die Ausstellung ist Kim Dal-jin, der Leiter des Kimdaljin Art Archives and Museum. Kim hat in den letzten 46 Jahren verschiedene Kunstgalerien in Korea aufgesucht, um Zeugnisse und Informationen über die moderne Kunst in Korea zu sammeln. Koreas Kunstwelt bezeichnet den Mann selbst als „lebendiges Kulturgut“. Hier die Kunstjournalistin Jo Moo-hwa.

Für mich ist Kim Dal-jin ein koreanischer Nationalschatz. Er stellt Zeitungsartikel über Kunst aus, die 5 oder 6 Jahre alt sind. Er sammelt historische Dokumente zu koreanischer Kunst und hat sein ganzes Leben der koreanischen Kunst und ihrer Entwicklung gewidmet. Das ist der Grund, warum er ein lebendiges Kulturgut ist.

Kim Dal-jin begann sich in der Oberschule für Kunstwerke zu interessieren. Eines Tages entdeckte er in einer Frauenzeitschrift die Abbildung eines berühmten Kunstwerkes.

Heute kann man leicht Originalwerke berühmter Künstler wie Millet im Seoul Arts Center bewundern. Vor 40 Jahren aber war das unmöglich. Auch war die Drucktechnologie noch nicht so weit, weshalb farbige Bilder eher eine Seltenheit waren. Eines Tages sah ich in einer Frauenzeitschrift ein Farbfoto eines berühmten Bildes. Ab da begann ich, berühmte Kunstwerke von Künstlern wie Leonardo da Vinci, Renoir und Picasso aus Magazinen auszuschneiden und zu sammeln.

Kim begann in Läden mit gebrauchten Büchern nach Abbildungen von berühmten Kunstwerken zu stöbern. Dabei erfuhr er mehr über die Künstler und die westliche Kunstgeschichte.

Zuerst sammelte ich nur Bilder von Meisterwerken. Doch dann begann ich, mich für die westliche Kunstgeschichte zu interessieren. Ich ordnete die Bilder nach verschiedenen Stilepochen wie Renaissance, Barock, Rokoko, Impressionismus und Fauvismus. Diese Sammelalben halfen mir, die westliche Kunstgeschichte zu verstehen.

Nach der westlichen Kunst begann sich Kim auch für die koreanische moderne Kunst zu interessieren. Den Anstoß gab die Ausstellung „60 Jahre Moderne Koreanische Kunst“ im Nationalmuseum für moderne und zeitgenössische Kunst.

Die staatliche Ausstellung zeigte eine Sammlung moderner Kunstwerke, die aufgrund der japanischen Besetzung und des Koreakrieges wenig Beachtung gefunden hatten. Es war unglaublich. Ich konnte Informationen zu modernen Künstlern wie Park Soo-geun oder Lee Joong-sub erhalten, aber nichts über die Künstler, deren Werke in der Ausstellung gezeigt wurden. Mir wurde klar, dass man mehr Informationen über die modernen koreanischen Künstler sammeln musste. Und so begann ich nach Dokumenten in den Kunstgalerien in den Vierteln Insadong und Cheonggyecheon zu suchen.



Der junge Kim erkannte da, dass er in der Kunstindustrie arbeiten wollte. Er sendete Briefe an Galeriebesitzer, Kunstkritiker und Künstler. Er schrieb: „Ich heiße Kim Dal-jin. Ich archiviere kunstbezogene Materialien und Dokumente. Das würde ich gern beruflich machen.“ Der Professor Lee Kyung-sung, Leiter des Hongik Kunstmuseums, schrieb ihm als einziger zurück. Und so nahm Kim seine Sammelalben und besuchte den Professor.

Ich war sehr nervös, als ich Herr Lee besuchte. Ich breitete meine Sammelalben vor ihm aus und verbeugte mich tief. Darauf fragte Herr Lee: „Haben Sie selbst alle Bilder von der Renaissance bis hin zur abstrakten Malerei gesammelt und nach Epochen sortiert?“ Er war beeindruckt von meiner Leidenschaft oder Obsession. Er fügte hinzu, dass Bilder von Gemälden für das Studium der Kunstgeschichte sehr wichtig seien.

Lees Worte ermutigten Kim Dal-jin und er beschloss, den Herausgeber der Monatszeitschrift „Ausstellung“ einen Besuch abzustatten.

Ich sagte ihm, dass ich für die Zeitschrift arbeiten wolle, und er antwortete, ich könne das tun. So begann ich dort zu arbeiten. Ich berichtete über Ausstellungen und schrieb über die Großen der Kunstwelt. 1980 arbeitete ich als Redakteur der Zeitschrift.

Kim besuchte Galerien und traf zahlreiche Künstler. Nach zwei Jahren wurde das Magazin eingestellt, aber in der kurzen Zeit lernte Kim alles über die Herausgabe einer Zeitschrift. Während Kim seinen nächsten Schritt überlegte, hörte er, dass Professor Lee Kyung-sung zum neuen Leiter des Nationalmuseums für moderne und zeitgenössische Kunst berufen wurde. Er stattete Lee einen weiteren Besuch ab und wurde für das Museum eingestellt. Kims Aufgabe war es, kunstbezogene Materialien und Dokumente zu archivieren. Jeden Freitag zog er mit zwei großen Taschen los und besuchte die Kunstgalerien in den Vierteln Insadong, Sagandong und Dongsoongdong. In Kunstkreisen gab man ihm den Namen „Freitag-Mann“.

Ich wurde gefragt, warum ich die Säcke mit mir herumschleppe und was ich mit meinen Funden machen wolle. Ich ordnete sie nicht nur, ich schrieb auch über sie: Zum Beispiel wann die ersten koreanischen Kunstpreise verliehen wurden oder wann die ersten Wettbewerbe stattfanden. Wie koreanische Kunst im Ausland bekannt wurde und wann koreanische Kunstobjekte zu internationalen Biennalen eingeladen wurden. Diese Informationen wurden später von anderen zitiert und veröffentlicht.

Nach 15 Jahren am Nationalmuseum für moderne und zeitgenössische Kunst wurde Kim zum Archivleiter am Gana Art Center berufen. Dort arbeitete er fünf Jahre lang als Kunstdatenexperte. 2001 eröffnete er das Kimdaljin Kunstforschungsiinstitut. 2002 gründete er das monatliche Kunstmagazin „Seoul Art Guide“. Der Weg zu einem Magazin mit 30.000 Exemplaren pro Monat war natürlich nicht ohne Hindernisse.

Werbeanzeigen finanzieren ein Magazin, deshalb war der Anfang recht hart. Doch nach drei oder vier Jahren entdeckten wir eine Marktnische. Künstler müssen sich vermarkten, wenn sie eine Ausstellung halten. Wenn sie aber ihre Informationen an Zeitungen schicken, können diese nur schwer in einen Artikel verarbeitet werden. Deshalb entschieden wir uns für ein Magazin in Taschenbuchgröße, das man leicht herumtragen kann. Und ab da erhielten wir zahlreiche Werbeanfragen.

Viele geben auf, wenn es schwierig wird, aber nicht Herr Kim. Hier noch einmal Kuratorin Lee Soon-ryung.

Nie wird er müde. Es ist unglaublich, wie er sich für seine Arbeit aufopfert. Ich sammle und sortiere jeden Tag Materialien und Daten. Dabei entdeckten wir Dokumente von Künstlern, deren Namen wegen des Krieges und der ganzen Wirren unbekannt geblieben waren. Es ist erstaunlich, was vergangene Dokumente alles zu Tage bringen können.

2008 wurde das Kimdaljin Art Archives and Museum eröffnet und dort konnte Kim seine Funde der letzten 46 Jahre ausstellen. Darüber hinaus arbeitet Kim an einem Verzeichnis koreanischer Künstler und sammelt Zeitungsartikel über Kunst, die mit Fakten und Zahlen die koreanische Kunstgeschichte evaluieren. Hier der Museumsangestellte Kim Jung-hyun.

Unser Direktor sammelt nicht nur Materialien. Er organisiert sie so, dass sie auch Anwendung finden. Er hat ein Händchen dafür, sie gut zu präsentieren. Als wir herausfanden, dass unser Bestand dabei helfen kann, Fragen bezüglich der Kunstproduktion oder ihrer Geschichte zu klären, fühlten wir uns sehr stolz und erkannten, wie wichtig unsere Arbeit ist.

Dank den Bemühungen von Kim Dal-jin konnte das erste Verzeichnis koreanischer Künstler 2010 veröffentlicht werden. Es ist das erste Buch in Korea mit Informationen zu 4.900 Künstlern, die nach 1850 geboren wurden. Auch nach der Veröffentlichung hat Kim die Informationen immer wieder aktualisiert. Auf seiner Webseite daljin.com stehen heute etwa 7.800 koreanische Künstlerprofile. Zum Schluss noch einmal Kim Dal-jin:

Für mich stellt ein Dokument einen historischen Beweis dar. Die Dokumente von heute sind die Geschichte von morgen. Ein Poster für eine Kunstausstellung mag unbedeutend erscheinen, aber die verwendete Schriftart, der Ticketpreis, Informationen über die Organisatoren usw. liefern viele Informationen über die Künstler, ihre Arbeiten und ihre Zeit. Deshalb sind Dokumente so wichtig. Ich hatte kein bestimmtes Ziel. Aber ich habe hart dafür gearbeitet, Zeugnisse über die Kunst zu sammeln. So konnte ich am Ende das Kunstarchiv und Museum gründen und für Kunstarchive den Weg bereiten.

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