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Reise

Das Nationalmuseum für Zeitgenössische Kunst: das größte Kunstmuseum Koreas

2011-06-28

Das Nationalmuseum für Zeitgenössische Kunst: das größte Kunstmuseum Koreas
In der vergangenen Woche hat die Regensaison in Korea begonnen, und mit ihr ein launisches Wetter mit Regengüssen und heiß-feuchten Sonnentagen Einzug gehalten. Doch dieses Wetter sollte einen nicht davon abhalten, die Stadt zu erkunden, denn es gibt genügend Orte, an denen man dem anstrengenden Wetter entkommen kann. Einer davon ist das Nationalmuseum für Zeitgenössische Kunst, in Seoul als National Museum of Contemporary Art beziehungsweise Gungnip Hyeondae Misulgwan bekannt. Hier warten Schatten spendende Bäume und ein angenehm klimatisiertes Museum auf die Besucher.

Um zu dem Museum zu gelangen, steigt man an der U-Bahn-Station Seoul Grand Park auf der Linie 4 aus. Alle 20 Minuten fährt von Ausgang 4 aus ein Shuttlebus ab, der einen in nur 5 Minuten bis zum Museumseingang bringt. Frau Choi Eun-ju vom Museum erklärt uns dessen Geschichte.

Das Nationalmuseum für Zeitgenössische Kunst wurde das erste Mal 1969 eröffnet, doch an seinem ursprünglichen Standort, dem Gyeongbok-Palast, ist heute nichts mehr davon zu sehen. 1973 wurde es in den Deoksu-Palast verlegt, wo es bis 1986 residierte. Während dem Zeitraum fand in dem Museum unter anderem auch die größte Kunstmesse des Landes statt. Außerdem ist der Deoksu-Palast für seine wunderschönen Gärten bekannt, sodass viele Maler hierherkamen und sie als Motiv nutzten. Doch in den 1980er Jahren wurde deutlich, dass die zwei Gebäude des Museums nicht ausreichten, um die gesamte Kunst Koreas zu beherbergen. Und im Vorfeld der Asienspiele 1986 und der Sommerolympiade 1988, die beide in Seoul stattfanden, sah man die Notwendigkeit eines Ortes, an dem die koreanische Kultur präsentiert werden konnte. Daher zog das Museum 1986 in die neue und größere Anlage in Gwacheon, wo es bis heute steht.

Seit 26 Jahren steht das Nationalmuseum für Zeitgenössische Kunst nun also in Gwacheon. Wer das Museum besucht, kann die Besichtigung schon weit vor dem Museumseingang beginnen. Dafür sollte man aber, wenn das Wetter es nur zulässt, auf den Bus verzichten und bis zum Museum laufen.

Der Weg zum Museum beginnt links vom Fahrkartenschalter des Elefantenzuges, welcher die Besucher zum Seouler Zoo, dem Vergnügungspark Seoul Land und dem Kunstmuseum bringt. Der Weg ist umgeben von tiefgrünen Bergen, und nach einem kurzen Spaziergang sieht man schon das Gebäude des Kunstmuseums auf halber Höhe am Berghang. Frau Choi.

Das Gebäude des Museums wurde vom Architekten Kim Tae-su entworfen, der in den USA lebt. Er setzte sich bei der ersten öffentlichen Ausschreibung Koreas für einen Museumsbau durch. Bei dem Entwurf legte er vor allem Wert darauf, wie er die Schönheit des Cheonggye-Berges betonen könnte. Er wollte ein Museum bauen, das mit der Natur harmonisierte, und arbeitete dafür schließlich zwei traditionelle Elemente in das Gebäude ein: den Signalfeuerturm und Steinmauern. Die Haupthalle des Museums erinnert an die Türme von früher, und die Außenmauer des Geländes zieht sich wie ein breiter und alles umhüllender Rock der koreanischen Tracht Hanbok um den Skulpturenpark herum.

Zunächst kritisierten viele, dass das Museum in Gwacheon zu weit vom Stadtzentrum entfernt sei und sich in den Bergen verstecke. Doch mit der Zeit und vor allem der Eröffnung einer U-Bahn-Station in der Nähe befand sich das Nationalmuseum für Zeitgenössische Kunst schließlich an einem Ort mit gutem Verkehrsanschluss und einer wunderschönen landschaftlichen Umgebung. Die Berge Cheonggye und Gwanak schließen das Museum ein, und vor ihm liegt ein großer See. Ein solches Umfeld ist bei Museen in der Stadt nicht vorstellbar.

Doch nicht nur die Umgebung des Museums erinnert an ein Landschaftsgemälde – auch das Gebäude an sich kann als Kunstwerk gelten. Eine wichtige Besonderheit ist das Material, aus dem es gebaut wurde, Granit. Frau Choi.

Korea ist für sein Granitgestein bekannt. Doch für diese apricotfarbene Variante musste das ganze Land durchforstet werden, bis sie in Iksan in der Provinz Nord-Jeolla gefunden wurde. Apricot ist eine den Koreanern sehr vertraute Farbe. Sie erinnert an die Hautfarbe einer Frau, und der Stein verändert sich je nach Jahreszeit und Temperatur. Die Außenmauern des Gebäudes erscheinen je nach Tageszeit und Sonneneinfall in einer anderen Stimmung, und die Textur des Steines ist je nach Ort unterschiedlich. Auf der Außenseite ist der Stein sehr rau, wie die Steinpagoden in alten Tempeln. Doch auf der Innenseite wurden die Granitwände so fein geschliffen, dass sie glatt wie Marmor sind. Das ist nur einer der vielen interessanten architektonischen Besonderheiten des Museums.

Nun wollen wir uns aber endlich ins Museum selbst begeben. In dem dreistöckigen Museum gibt es sechs Ausstellungshallen, und im Außenbereich einen Skulpturengarten. Wenn man die Lobby des Museums betritt, fällt einem als erstes ein Spiralgang ins Auge.

In der Mitte der Lobby befindet sich eine spiralförmige Rampe. Sie wird Rampenkern genannt und verbindet die Lobby mit der Ausstellungshalle im obersten Stockwerk. Links von dem Spiralgang befinden sich in jedem Stockwerk runde Galerien und rechts rechteckige. Die Besucher können über diesen Spiralgang alle Ausstellungsräume des Museums erreichen.

Der knapp 23 Meter hohe Rampenkern ist das Herz des Museums. Seine größte Besonderheit ist der Videoturm in seiner Mitte, der „Dadaikseon“, „Je mehr desto besser“ heißt und 1988 von dem berühmten koreanischen Videokünstler Paik Nam June geschaffen wurde.

Der Videoturm wurde von einer koreanischen Tradition inspiriert, bei der man um einen Turm herumläuft und sich etwas wünscht. Der Name „Dadaikseon“ wiederum soll die Bedeutung von einer guten Ernte und vielen Kindern in landwirtschaftlichen Gesellschaften wie dem alten Korea symbolisieren. Der Turm besteht aus 1003 Videomonitoren, einer Zahl, die an den 3. Oktober, also zehn-null-drei, erinnern soll. Am 3. Oktober wird in Korea der mythischen Staatsgründung durch Dangun 2333 v. Chr. gedacht. Paik Nam June wollte damit wohl der Welt zeigen, dass er der Dangun der Videokunst war. Auf den 1003 Monitoren werden verschiedene Bilder gezeigt, die die vielen verschiedenen Gedanken und Hoffnungen der Menschen repräsentieren.

Am besten erlebt man dieses Kunstwerk, indem man den Spiralgang hinaufläuft.

Nam June Paiks Kunstwerk ist beeindruckend. Wie es gemeinsam mit dem Spiralgang in den Himmel strebt... der Rampenkern und der Videoturm erinnern gleichzeitig an eine Schneckenmuschel, eine Spirale und einen Turm, ein schöner Raum.

Nam June Paiks Kunstwerk ist beeindruckend. Wie es gemeinsam mit dem Spiralgang in den Himmel strebt... der Rampenkern und der Videoturm erinnern gleichzeitig an eine Schneckenmuschel, eine Spirale und einen Turm, ein schöner Raum.

Ich wollte unbedingt Kim Jong-haks Werke sehen. Jetzt, wo ich seine Gemälde gesehen habe, verstehe ich seine Kunst besser. Der Weg zum Museum hat mir auch sehr gut gefallen, die Umgebung ist sehr ruhig und erholsam. Der Eingang erinnert mich an den des Guggenheimmuseums. Es ist toll, dass man auch hier Kunst von höchstem Niveau erleben kann, einen Ort wie diesen gibt es nur einmal.

Die Galerie 2 im Erdgeschoss zeigt all die Werke, die das Museum im vergangenen Jahr neu eingekauft hat, und gibt einen Überblick über die Lieblingskünstler und –genres des Museums. Doch die wichtigste Station im Erdgeschoss ist die Kindergalerie, die erst im letzten Jahr eröffnet wurde. Frau Choi.

In der Kindergalerie können Kinder Kunst auf hohem Niveau erleben und ihre eigene Kreativität entwickeln. Das Museum bietet hier verschiedene Programme an, bei denen die Kinder gemeinsam mit Kunsterziehern die Kunstwerke des Museums anschauen und selbst kreativ werden. Auch in der Kindergalerie selbst werden interessante Ausstellungsstücke gezeigt, wie Papierskulpturen und Medienkunst. Kinder lernen solche Werke zu schätzen und selbst zu gestalten.

Im zweiten Stock befinden sich die Galerien 3 und 4 und die Rundgalerie 2. In den Galerien 3 und 4 wird die koreanische Kunstgeschichte der 1950er gezeigt, die Rundgalerie 2 beherbergt derzeit eine Medienkunstausstellung. Im dritten Stock finden sich schließlich die Galerien 5 und 6 mit wechselnden Ausstellungen zu bestimmten Themen. Im Juni wird anlässlich des Gedenkens an den Beginn des Koreakrieges vor 61 Jahren eine Ausstellung mit dem Titel „Der vergessene Krieg, die reale Teilung“ gezeigt.

Die Gemälde zeigen die Zerstörung durch den koreanischen Krieg. Ein Werk zeigt Kämpfe in den Straßen am 28. September 1950, auf einem anderen Bild konnte man zwei oder drei Menschen sehen, die an Gleisen entlang gingen. Die traurige Stimmung des Gemäldes hat mich sehr berührt. Auch wenn seit dem Koreakrieg sechs Jahrzehnte vergangen sind, erinnern uns solche Werke wieder an diese große Tragödie. Sie haben mich zum Nachdenken gebracht, über die Teilung Koreas und die Geschichte.

Ein besonderes Highlight des Museums ist der Skulpturengarten im Außenbereich. Das Museum steht auf einer Fläche von mehr als 60.000 m2, doch der Museumsbau nimmt nur die Hälfte davon ein. Der Rest beherbergt den Skulpturenpark, einen See und Orte zum Ausruhen. Der Park dient auch als Veranstaltungsort für Musikkonzerte, Tanzvorführungen und Poesielesungen und wird so seiner Rolle als multifunktionalem kulturellem Raum gerecht. Doch der wichtigste Bestandteil des Gartens sind die Skulpturen. Frau Choi.

In dem Skulpturenpark werden viele Werke von bekannten Künstlern präsentiert, wie zum Bespiel von Tal Streeter, Nizuma Minoru und Kwak In-shik. Doch der „Singing Man“ von Jonathan Borofsky ist mit Abstand die beliebteste Skulptur. Sie ist sehr groß, mehr als vier Meter, silberfarben und aus Aluminium gemacht, und der Mann scheint ein Lied zu summen. All diese Skulpturen inmitten der Bäume des Parkes zu besichtigen ist eine tolle Erfahrung.

In dem Park stehen ungefähr 60 verschiedene Skulpturen, die gemeinsam mit ihrer Umgebung für ganz unterschiedliche Empfindungen sorgen.

Die Berge, die Skulpturen, das Gebäude, der Wald und die Menschen, alles ist miteinander vermischt... ich liebe eine solche Kombination aus urbanen und landschaftlichen Elementen.

Das Nationalmuseum für Zeitgenössische Kunst ist also der perfekte Ort, um hohe Kunst zu genießen und sich gleichzeitig in der Natur zu erholen. Ohne Zweifel eines der besten Ausflugsziele für den heißen Seouler Sommer.

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