Am 10. Mai 1948, im Anschluss an die dreijährige US-Militärverwaltung nach der Befreiung von der japanischen Kolonialherrschaft (1910–1945), fanden im Süden der koreanischen Halbinsel die ersten allgemeinen, freien und geheimen Parlamentswahlen statt. Gewählt wurden 198 Abgeordnete, die in die frisch konstituierte Nationalversammlung einzogen und umgehend einen Verfassungsausschuss einsetzten.
Vom 3. bis 22. Juni tagte das Gremium in insgesamt 16 – teils hitzigen – Sitzungen. Zur Debatte standen grundlegende Fragen: der Staatsname, die Regierungsform und die Entscheidung zwischen Ein- und Zweikammerparlament. Besonders umstritten war das Ringen um ein Präsidialsystem oder ein parlamentarisches System.
Am 12. Juli stellte das Plenum die Weichen: Der neue Staat sollte „Daehan Minguk“ (Republik Korea) heißen, als Präsidialrepublik organisiert sein und ein Einkammerparlament erhalten.
Fünf Tage später, am 17. Juli, unterzeichnete Parlamentspräsident Rhee Syng-man – später der erste Präsident Südkoreas – die Verfassung. Das Dokument bestand aus einer Präambel und 103 Artikeln, gegliedert in zehn Kapitel. In der Präambel wird die Unabhängigkeitsbewegung vom 1. März 1919 als geistige Grundlage des neuen Staates hervorgehoben.