Öffentliche Auftritte ehemaliger Zwangsprostituierter

Sich über Schmerzen hinwegsetzen und sich für Frieden und Menschenrechte einsetzen

Kim Bok-dong (90), die mit 14 Jahren von der japanischen Armee verschleppt wurde, ist ein Opfer der Zwangsprostitution, das nach Guangdong in China über Hongkong auf die Insel Sumatra, die Insel Java, nach Malaysia und Singapur verschleppt wurde. Seitdem sie sich 1992 bei der Regierung als Opfer der japanischen Zwangsprostitution während des Zweiten Weltkriegs registriert hatte, wirkte sie unter anderem an der Wiener Weltmenschenrechtskonferenz 1993 und an einer Kundgebungstour durch Japan im Jahr 2013 mit und setzt sich bis heute für Frieden und Menschenrechte ein.

Als Opfer der Geschichte führten die ehemaligen Zwangsprostituierten des japanischen Militärs ein zurückgezogenes Leben im Schweigen. Diese nun alten Frauen, die sich zunächst davor scheuten, ihre Vergangenheit bekannt zu machen, wollten schließlich nicht mehr weiter als Opfer leben. Nun ziehen sie durch die ganze Welt, um als lebende Zeugen über die Kriegsverbrechen Japans zu berichten. Gleichzeitig treten sie als Frauenrechtlerinnen und Friedensaktivistinnen für andere Frauen ein, die in anderen Ländern die gleichen Schmerzen ertragen müssen.
Zurzeit sind bei der koreanischen Regierung insgesamt 238 Frauen als Opfer der japanischen Zwangsprostitution während des Zweiten Weltkriegs registriert, von denen lediglich 48 Frauen (43 in Korea, 5 im Ausland; Stand: Juli 2015) noch am Leben sind. Ihr Durchschnittsalter beläuft sich auf 89 Jahre.

Quelle : YONHAPNEWS
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Am Weltfrauentag am 3. August 2012 erklärten sie und Kil Won-ok, ebenfalls Opfer der japanischen Zwangsprostitution, dass sie die gesamte gesetzliche Entschädigung, die sie von der japanischen Regierung erhalten würden, für in Kriegszeiten vergewaltigte Frauen nutzen würden. In der Folge riefen sie den sogenannten „Nabi-Fonds“ ins Leben, mit dem zurzeit Vergewaltigungsopfer in Vietnam und im Kongo unterstützt werden.

Kim, der zu ihrem großen Bedauern keine richtige Bildung zuteil werden konnte, weil sie im jungen Alter als Zwangsprostituierte verschleppt wurde, spendete im Juni 2015 ihr ganzes Vermögen in Höhe von 50 Millionen Won (etwa 39.650 Euro) zur Förderung von Kindern in Konfliktregionen und von Friedensaktivisten.

Im Mai 2015 wurde Kim von der Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen und der französischen Nachrichtenagentur AFP zu einem der „100 Helden der Pressefreiheit “ ernannt. Die Organisation Reporter ohne Grenzen veröffentlichte zusammen mit der AFP anlässlich des 30. Jubiläums der französischen Presseagentur einen Bildband mit den Namen und Fotos der 100 Freiheits-Helden aus aller Welt. Neben Kim gehören dazu unter anderem der südafrikanische Aktivist Nelson Mandela sowie der US-amerikanische Bürgerrechtler und Pastor Martin Luther King.

Quelle : YONHAPNEWS
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Ende April 2015 protestierte Lee Yong-soo, eines der überlebenden Opfer der japanischen Zwangsprostitution, mit Bürgerorganisationen aus Korea, den USA und China vor dem US-amerikanischen Kongressgebäude und forderte eine offizielle Entschuldigung von Premierminister Abe vor dem US-Kongress für die Zwangsrekrutierung von Frauen zur Sexsklaverei und eine Entschädigung für die Opfer. Im Anschluss an die Demonstration betrat sie das Kongressgebäude und sah Abe bei seiner Rede zu.

Lee hatte zuhause geschlafen, als sie mit 16 Jahren im Jahr 1943 entführt und zur Zwangsprostitution nach Taiwan verschleppt wurde. Nachdem Korea die Unabhängigkeit von der japanischen Kolonialherrschaft erlangt hatte, schottete sie sich vor Folgeschmerzen der Zwangsprostitution von der Welt ab. Doch beginnend mit ihrer Zeugenaussage bei einer Anhörung im US-Kongress in Bezug auf die Zwangsprostitution des japanischen Militärs - der allerersten in dieser Form in der Geschichte des Kongresses - am 15. Februar 2007, reist sie heute durch die USA und Japan, um über die Gräueltaten Japans während des Krieges zu berichten.

Quelle : YONHAPNEWS
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Als sie zu Besuch in den USA war, um Abe bei seiner Rede vor dem Kongress zuzuschauen und Japan zur Entschuldigung aufzufordern, traf Lee nach vier Jahren die Holocaust-Überlebende Ethel Katz wieder : 2011 war in New York ein historisches Treffen zwischen Lee und zwei Holocaust-Überlebenden, Ethel Katz und Hanne Liebmann, zustandegekommen. Bei ihrer Wiederbegegnung trösteten sich Lee und Katz gegenseitig und sagten, dass sie „für das Beisammensein dankbar“ seien, dass sie „als Leidensgenossinnen die Wunden des jeweiligen anderen heilen möchten“ und dass sie „im Herzen das Gleiche fühlen“.

Quelle : YONHAPNEWS
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“[Die Troststationen] waren kein Ort für Menschen, sondern ein Schlachthof.„ (Vor dem Denkmal für Zwangsprostituierte in Bergen County, New Jersey, USA)
„Unser Heimatland ist frei, wir aber noch nicht. Wir befinden uns immer noch im Krieg.“ (In ihrem Zeugenbericht auf einer Veranstaltung an der Technischen Universität Berlin, Deutschland)
„Wir wurden verschleppt, aber sie sagen, dass wir uns [aus eigenem Willen] gegen Entgelt dorthin begeben hätten. Wenn das so wäre, hätte ich wenigstens damit viel verdient, doch sehen Sie mich einmal an.“ (In ihrem Zeugenbericht an der Universität Kyoto, Japan)

So erzählte Yi Ok-seon (88), eine der ehemaligen koreanischen Zwangsprostituierten, auf Veranstaltungen im Ausland über ihre Erfahrungen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde Yi im Alter von 14 Jahren zur Zwangsprostitution durch die japanische Armee verschleppt. Nach seiner Niederlage im Krieg schickte Japan die sogenannten „Trostfrauen“ jedoch nicht nach Korea zurück, sodass Yi bis zum Jahr 2000 in China leben musste. Als sie schließlich wieder nach Korea zurückkehrte, musste sie feststellen, dass sie bereits für tot erklärt worden war.

Trotz ihres hohen Alters und ihrer Gesundheitsprobleme reist Yi, die nun weit über 80 ist, seit 2002 unbeirrt durch die ganze Welt und setzt ihren „Marsch für Menschenrechte“ fort, um den wahren geschichtlichen Tatbestand an die Öffentlichkeit zu bringen.

Papst Franziskus spendet Opfern der japanischen Zwangsprostitution Trost

Bei seinem Besuch in Korea im August 2014 lud Papst Franziskus Opfer der japanischen Zwangsprostitution zu seiner letzten Messe in Korea ein, die er in der Myeongdong-Kathedrale leitete. Er schenkte ihnen jeweils einen Rosenkranz und nahm sie in trostvolle Umarmung.

Quelle : KBS NEWS