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Koreanische Halbinsel von A bis Z

Brennpunkt

Kim Jong-un droht mit neuen Waffentests

Themen der Woche2020-01-02

ⓒYONHAP News

Das seit Ende letzten Jahres andauernde Tauziehen zwischen Nordkorea und den USA wird sich offenbar noch eine Weile fortsetzen.


Es war ungewöhnlich, dass Nordkorea zum Jahresende eine Plenarsitzung des Zentralkomitees der Arbeiterpartei veranstaltete. Dabei deutete Machthaber Kim Jong-un an, die Zusage über die Einstellung der Tests von Atomwaffen sowie Interkontinentalraketen (ICBM) zurückzuziehen. Kim kündigte zudem an, dass Nordkorea in baldiger Zukunft vor den Augen der Weltöffentlichkeit eine neue strategische Waffe präsentieren wird.


Darüber hinaus erklärte Kim, gegen die Sanktionen ankämpfen zu wollen. Er betonte gleichzeitig den Willen, eigenständig das Wohlergehen des Landes zu ermöglichen, auch wenn der Gürtel enger geschnallt werden müsse. Experten gehen davon aus, dass diese Äußerung auf Kims Einschätzung beruhe, wonach das Tauziehen mit den USA andauern werde. Kim sagte sogar konkret, dass sich die zurzeit stockenden Verhandlungen mit den USA unausweichlich in die Länge ziehen würden.


Das sogenannte Weihnachtsgeschenk, mit dem Nordkorea gedroht hatte, wurde nicht Realität. Hierfür spielten offenbar die Reaktion der USA zur Verhinderung einer nordkoreanischen Provokation sowie das strategische Kalkül Pjöngjangs eine gewisse Rolle. Um den Weihnachtstag kamen vier US-Überwachungsflugzeuge fünfmal im Luftraum über der koreanischen Halbinsel zum Einsatz. Es galt als ungewöhnlich, dass vier US-Überwachungsflugzeuge sowie ein Tankflugzeug gleichzeitig über Korea eingesetzt wurden. Bemerkenswert war außerdem, dass die Freund-Feind-Erkennung der Überwachungsflugzeuge während des Flugs eingeschaltet blieb. Gewöhnlich wird diese Funktion an Überwachungsflugzeugen während der Operation in Korea ausgeschaltet.


Unterdessen prognostizieren eine Reihe von Experten, dass Nordkorea den Zeitpunkt seiner Provokation auf Anfang Januar verschoben haben könnte, um deren Effekt zu maximieren. Das kommunistische Land könnte den Termin bewusst überschritten haben, um noch mehr Unsicherheit zu schüren und die Spannung zu steigern. Es bestehe die Möglichkeit, dass Kim Jong-un nach der Plenarsitzung des Zentralkomitees der Arbeiterpartei und seiner Neujahrsansprache Anfang Januar den Befehl für eine Provokation gebe.


Nach Einschätzung der südkoreanischen Streitkräfte kämen als mögliche Provokation Tests von Interkontinentalraketen (ICBM) oder U-Boot-gestützten ballistischen Raketen (SLBM) in Frage. Das südkoreanische Militär geht davon aus, dass die Brenndauer des Antriebs nordkoreanischer ICBM-Raketen deutlich verbessert werden konnte. Die Brenndauer soll offenbar von 200 Sekunden beim Test im Jahr 2017 um das Doppelte auf sieben Minuten verlängert worden sein. Das bedeutet, dass die Triebkraft der Rakete erheblich verbessert werden konnte, so dass die Raketen mit einem doppelt so schweren Gefechtskopf bestückt werden könnten. Die südkoreanischen Streitkräfte schließen nicht aus, dass Nordkorea mit einem neuen Antrieb ein Projektil ins All schießt und anschließend das Recht auf die friedliche Nutzung des Weltalls betonen wird. Wegen der Sorge über einen starken Widerstand der USA könnte Pjöngjang statt einer ICBM SLBM-Raketen testen, um das schlimmste Szenario zu verhindern, hieß es weiter.


Kim Jong-un kündigte eindeutig einen härteren Kurs an und versucht offenbar, die USA unter Druck zu setzen. Ein Hoffnungsschimmer bleibt aber, dass er die Tür für den Dialog nicht zuschlug.

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