Schritte zur Wiedervereinigung

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Schritte zur Wiedervereinigung

Tagestour durch Pjöngjang

2023-06-28

ⓒ YONHAP News

Die Planung für eine längere Erholungsreise zu weit entfernten Orten ist oft mit Problemen verbunden. Eine Tagesreise kann dazu eine gute Alternative sein. In Südkorea bietet sich hierfür etwa ein Rundgang durch fünf ältere Paläste in der Hauptstadt Seoul oder etwa ein Ausflug nach Jeongdongjin an der Ostküste an, um dort die Meeresluft zu spüren. Mit dem Hochgeschwindigkeitszug KTX dauert die Anfahrt dorthin von Seoul aus etwa zwei Stunden. Auch in Nordkorea unternehmen die Menschen manchmal eine Tagestour. Die pro-nordkoreanische Zeitung Chosun Sinbo, die in Japan erscheint, schrieb darüber zuletzt einen interessanten Artikel. Dazu sagt der Geschäftsführer von NK Investment Development in Südkorea, Kang Mi-jin:


Chosun Sinbo berichtete, dass eine Tagestour in Pjöngjang unter den Bürgern immer beliebter wird, besonders an Sonntagen und Feiertagen. Das Programm bietet demnach eine Besichtigungstour zu berühmten Palästen in der Hauptstadt. Als ich den Artikel las, dachte ich, dass Menschen, die außerhalb von Pjöngjang leben, dieses Ein-Tages-Reiseprogramm nicht wahrnehmen können, sondern nur Pjöngjanger Bürger. Doch auch die Menschen in den anderen Provinzen können diese Tagesreise nach Pjöngjang machen, soweit sie Geld haben und daher ein Reisezertifikat dafür bekommen. Ich denke, Nordkorea fördert den Tourismus, indem es wohlhabende Bürger, die auch als Donju bezeichnet werden, dazu ermutigt, ihre Geldbörsen zu öffnen und dazu beizutragen, dass die Wirtschaft in Gang gehalten wird. 


Nordkorea beschränkt die Bewegungen seiner Bürger sehr stark. Wenn sie eine andere Region besuchen wollen, müssen sie ein Reisezertifikat beantragen. Es ist also eher ungewöhnlich, für einen Ausflug nach Pjöngjang zu werben. Beobachter sagen, dass mit der Tagesreise nach Pjöngjang vor allem die Schicht der wohlhabenden Donju angesprochen werden soll. Offiziell ist das Reiseprogramm für die Pjöngjanger Bürger gedacht. Welche Orte sind in der Hauptstadt-Tour enthalten? Zunächst geht es zum Berg Ryongak: 


Der Ryongak-Berg ist den Sdkoreanern nicht bekannt, doch wird er von den Einheimischen auch als Kumgang-Berg in Pjöngjang bezeichnet. Die Pjöngjanger Bürger sagen, dass sie den Berg besuchen, um dort im Frühling die Blüten und im Herbst die fallenden Blätter zu sehen. Der Name des Bergs kommt von seiner Form, die an einen Drachen erinnert, der zum Himmel aufsteigen will. Am Berg gibt es schöne Bauwerke wie etwa die konfuzianische Schule von Ryonggok oder auch historische Überreste wie etwa den Pobun-Tempel. Es wird gesagt, dass der Regimegründer Kim Il-sung den Berg zusammen mit Klassenkameraden oft bestiegen hat, als er auf der Changdok-Schule war. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum er Beamte anwies, den Berg zu einer Erholungsgegend zu machen. Quellwasser tritt dort aus den Tiefen der Erde aus. Die gute Qualität des Bergwassers ist garantiert. 


Der Berg Ryongak mit seinen schroffen Gipfeln bietet eine gute Aussicht auf die Stadt und den Fluss Taedong. Das Quellwasser dort ist so bekannt, dass die Einheimischen sagen, es helfe, länger zu leben. Es wird auch als “Naturmonument” Nordkoreas geführt. Die Tagestour in Pjöngjang bietet indes auch einen Blick auf die Nationalschätze des Landes:


Nordkorea bewahrt historische Überreste recht gut. Im Ryongsan-Dorf befindet sich das Grab des Königs Tongmyong. Es ist Nationalschatz Nummer 36. Die Legende besagt, dass Tongmyong in Jolbon begraben wurde, der ersten Hauptstadt des Goguryeo-Königreichs. Er starb nach 19-jähriger Herrschaft. Es wird angenommen, dass das Grab verlegt wurde, als König Jangsu Pjöngjang zur Hauptstadt machte. Das Grab wurde 2004 in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen. Nordkorea führt an der Stelle schon seit 1974 Ausgrabungsarbeiten durch. 


Pjöngang diente in den letzten Jahren von Goguryeo als Hauptstadt des Reichs, das sich nicht nur auf der koreanischen Halbinsel befand, sondern bis in die Mandschurei erstreckte. Das Grab Tongmyongs, dem Gründerkönig von Goguryeo, zeigt die Anfänge dieses Kriegerreichs. Auf die Besichtigung des Grabs folgt eine weitere interessante Attraktion für die Besucher: 


Eine Straußenfarm wurde nach Renovierungen am 9. August 2019 wiedereröffnet. Die Farm befindet sich auf Hügeln entlang einer Strecke von 2,5 Kilometern in nord-südlicher Richtung. Nordkorea preist sie als eine der besten Straußenfarmen weltweit und sagt, dass dort auf einer großen Fläche von 550 Quadratmetern 10.000 Strauße gezüchtet werden können. Dort wird auf Anfrage auch Straußenfleisch in der Art des traditionellen koreanischen Bulgogi dargereicht. Der Souvenirladen dort verkauft Straußenprodukte, die von frischen Eiern bis zu Dingen reichen, die aus Straußenknochen und Federn bestehen. 


Die Farm befindet sich etwa sechs Kilometer südöstlich des Internationalen Sunan-Flughafens von Pjöngjang. Als Nordkorea in den 1990er Jahren eine große Hungersnot erlebte, befahl der damalige Machthaber Kim Jong-il, Strauße zu züchten, da deren Fleisch eine gute Proteinquelle sei. Auch könnten aus Straußenleder zahlreiche Artikel gemacht werden. Die Pjöngjanger Straußenfarm ist mit zahlreichen Ställen und Verarbeitungsanlagen ausgestattet. Die Besucher können dort auch in einem Handwagen fahren, der von Straußen gezogen wird. In Pjöngjang lenkt ein bestimmter Ort besonders im Sommer große Aufmerksamkeit auf sich. Der Munsu-Wasserpark im Taedong-Bezirk ist in dieser Jahreszeit eines der beliebtesten Ausflugsziele des Landes. Der Park wurde 2013 für die Bevölkerung geöffnet. Er erstreckt sich über einer Fläche von 109.000 Quadratmetern. Der größte Wasserpark in Nordkorea verfügt über 27 Wasserrutschen, Swimmingpools sowie zahlreiche andere Anlagen. Der Eintritt kostet jedoch so viel, dass die normalen nordkoreanischen Bürger mehrere Monatslöhne sparen müssten, um den Park zu besuchen. Trotzdem besuchten bis 2016 etwa 1,8 Millionen Menschen den Park. Für Touristen ist er eine der willkommensten Attraktionen der Stadt. Der Rungra-Volksvergnügungspark öffnete 2012 auf der Insel Rungra, die sich inmitten des Taedong, der durch die Hauptstadt fließt, befindet. Auch diese Anlage ist Teil der Tagestour. Der Park hat ein Delfinarium, ein 4D-Kino sowie eine Minigolf-Anlage. Anlässlich der Eröffungszeremonie besichtigte Machthaber Kim Jong-un kurz nach seiner Machtübernahme mit seiner Frau Ri So-ju den Park und vergnügte sich auf einem Karussell. Die lokalen Medien zeigten damals Bilder davon und sprachen vom Beginn der Kim-Jong-un-Ära. Zur Tagestour in Pjöngjang zählt natürlich auch ein Restaurant:


Das Wolhyanggak ist ein großes Restaurant, das auf Geflügel spezialisiert ist. Es befindet sich auf dem Moran-Hügel. Es bietet etwa 100 verschiedene Gerichte mit Enten- oder Hühnerfleisch an, darunter auch Bulgogi, rohes, gekochtes und fritiertes Fleisch. Chosun Sinbo schrieb, dass die Einheimischen es besuchen müssten, die nach Pjöngjang kommen. Die Zeitung fügte hinzu, dass die Besucher üblicherweise dort zu Mittag speisen, nachdem sie den Kumsusan-Palast der Sonne und den Triumphbogen besichtigt haben. Der Bericht deutet also an, wie berühmt das Lokal ist. 


Nach dem Essen im Restaurant geht es weiter auf der Tagestour zum Tongil-Straßen-Fitness-Zentrum, wo Hunderte von Geräten stehen, sowie zum Besuch einer kulturellen Aufführung. Damit wird die Pjöngjang-Tour beendet. Sie ist nicht das einzige Tourismusprogramm:


Zu den Tourprogrammen, die Nordkorea 2012 bewarb, gehörten die Pjöngjanger Volkseislaufbahn, eine Rollschuhbahn und der Rungra-Volksvergnügungspark. Im Jahr darauf konnten Touristen auch staatliche Wirtschaftsentwicklungszonen in verschiedenen Regionen besichtigen. Auch wurden die Menschen ermutigt, zum Munsu-Wasserpark, Mirim-Pferdereitclub sowie zum Masik-Ski-Gebiet zu fahren. Die Tourprogramme von 2020 bis 2022 enthielten einen Besuch zum Pjöngjanger Jugendpark-Freilichttheater, das 2020 geöffnet wurde. 


Nodkorea hat seit 2012, als das Kim-Jong-un-Regime offiziell begann, versucht, die Tourismusindustrie zu fördern. Das Land baute in der Haupstadt eine Eislaufbahn, eine Rollschuhanlage, einen Reitparcours sowie einen Wasserpark, während in den anderen Provinzen spezielle Tourismuszonen geschaffen wurden. Selbst 2020, als die Corona-Pandemie begann, öffnete Nordkorea das Heiße-Quellen-Resort von Yangdok. Der Komplex besitzt ebenfalls einen Reitparcours sowie Skipisten: 


Unter der Herrschaft des jetzigen Machthabers Kim Jong-un baute Nordkorea die Küsten-Tourismuszone Wonsan-Kalma an der Ostküste mit dem Ziel, ausländische Touristen anzulocken. Auch unternahm Nordkorea große Anstrengungen, um das Masik-Ski-Resort zu bauen. Ich denke, der Grund dafür ist, dass die Tourismusförderung nicht gegen internationale Sanktionen verstößt. Obwohl Nordkorea eine Reihe von Tourismuseinrichtungen entwickelt hat, hat sich die lokale Tourismusbranche aufgrund der internationalen Sanktionen wegen der nordkoreanischen Nuklear- und Raketentests sowie wegen der Covid-19-Pandemie nicht so sehr weiterentwickelt. Vor allem ist die Landesgrenze seit 2020 geschlossen, als die Pandemie ausbrach. Vor diesem Hintergrund bewirbt Nordkorea die Tagestour von Pjöngjang für wohlhabende Bürger mit dem Ziel, die schleppende regionale Wirtschaft zu erneuern. 


Das Geschäft mit dem Tourismus kann auch Devisen ins Land bringen, sobald ein bestimmtes Infrastruktur-Niveau erreicht ist. Auch ist der Tourismus kein Ziel der Sanktionen. Nordkorea scheint sich daher dem Tourismus zugewandt zu haben, um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu überwinden. Nordkorea fördert Tourismusprojekte mit großen Ambitionen. Doch hat die Branche nicht zuletzt wegen der Pandemie einen Rückschlag erlebt. Um das Geschäft wiederzubeleben, wird für die Tagestour in Pjöngjang stark geworben.

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