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Nordkoreas von der UNESCO anerkanntes Kultur- und Naturerbe

2025-05-21

ⓒ KBS News
Wenn man das Wort „UNESCO“ hört, denken viele sofort an den Begriff „Welterbe“. Die UNESCO zeichnet bedeutsame Kultur- und Naturstätten auf der ganzen Welt aus, um sie als kollektives Erbe zu bewahren, das der ganzen Menschheit gehört.

Und so gibt es auch in Nordkorea einige Stätten, die in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen wurden. Welche Stätten sind das? Und welche Motive stecken hinter Nordkoreas Bemühungen um den UNESCO-Welterbestatus?

Dazu sprechen wir heute mit Professor Jeon Young-sun vom Institut für Geisteswissenschaften und Wiedervereinigung an der Konkuk-Universität über das von der UNESCO anerkannte Kultur- und Naturerbe Nordkoreas.

Der Berg Paekdu in Nordkorea wurde sehr stark durch intensive vulkanische Aktivitäten geformt. Er ist der höchste Gipfel auf der koreanischen Halbinsel und auch für seine atemberaubende Schönheit bekannt.

Oben auf dem Berg liegt der Kratersee Cheonji, einer der höchsten Kraterseen der Welt. Der nordkoreanische Teil des Berges Paekdu wurde vor kurzem zum Globalen UNESCO-Geopark ernannt.

Am 10. April hat die UNESCO dem Berg Paekdu in Nordkorea offiziell den Status eines Globalen UNESCO-Geoparks verliehen. Letztes Jahr wurde die chinesische Seite des Berges unter dem chinesischen Namen Changbai Shan anerkannt. Nun wurde der gesamte Berg zum Globalen Geopark ernannt.

Nach Angaben der UNESCO stellt der Berg ein faszinierendes geologisches Erbe dar, mit spektakulären Landschaften, die durch Vulkanausbrüche und Erosionen geformt wurden. Besonders hervorgehoben wurden die durch Gletschererosion entstandenen konkaven Täler, die geologisch sehr bedeutsam sind. Allerdings gilt der Paekdu als ein aktiver Vulkan, bei dem die Wahrscheinlichkeit eines künftigen Ausbruchs hoch ist.

Der Berg Paekdu liegt an der Grenze zwischen dem Kreis Samjiyon in der nordkoreanischen Provinz Ryanggang und der chinesischen Provinz Jilin. Nach dem chinesisch-nordkoreanischen Grenzvertrag aus den 1960er Jahren teilen sich beide Länder den Berg.

Nordkorea reichte seinen Antrag auf Anerkennung des Paekdu durch die UNESCO im Jahr 2019 ein, noch vor China. Der chinesische Teil des Berges wurde jedoch bereits 2024 in die Liste aufgenommen. Nachdem auch die nordkoreanische Seite letzten Monat anerkannt wurde, ist nun das gesamte Berggebiet offiziell als Globaler UNESCO-Geopark ausgewiesen.

Dies ist der erste Globale Geopark in Nordkorea. Doch die Zusammenarbeit des Landes mit der UNESCO geht sogar bis in die 1970er Jahre zurück.

Nordkorea wurde 1974 in die UNESCO aufgenommen und trat 1998 der Weltkulturerbe-Konvention bei. Später sicherte sich das Land erfolgreich den UNESCO-Weltkulturerbe-Status für zwei Stätten.

Derzeit gibt es in Nordkorea zwei UNESCO-Weltkulturerbestätten: den Komplex der Koguryo-Gräber und die historischen Denkmäler und Stätten in Kaesong. Die Grabstätten stammen aus dem alten koreanischen Königreich Koguryo und befinden sich in der Stadt Pjöngjang und der Provinz Nord-Hwanghae. Koguryo war ein mächtiges Königreich, das den nördlichen Teil der koreanischen Halbinsel und Teile Nordostchinas vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis zum 7. Jahrhundert n. Chr. beherrschte. Die Koguryo-Gräber sind vor allem für ihre exquisiten Wandmalereien bekannt. In ihnen wurden die sterblichen Überreste von Königen und Adligen beigesetzt. Sie stellen unschätzbare historische Artefakte dar, die tiefe Einblicke in das tägliche Leben und die Kultur der Koguryo-Zeit vermitteln.

Der Komplex der Koguryo-Gräber wurde 2004 in Anerkennung seiner einzigartigen Grabarchitektur und seiner tiefgreifenden kulturhistorischen Bedeutung in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Neun Jahre später erhielt Nordkorea seine zweite Weltkulturerbestätte.

Die historischen Denkmäler und Stätten in Kaesong wurden 2013 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Sie bestehen aus 12 separaten Komponenten, die die kulturelle Geschichte der Koryo-Dynastie veranschaulichen, darunter die Ruinen des Manwoldae-Palastes, die Sonjuk-Brücke und die Phyochung-Monumente.

Ermutigt durch diese kulturellen Erfolge hat sich Nordkorea seitdem zunehmend für die Erhaltung des materiellen und immateriellen Kulturerbes eingesetzt.

Seit der Machtübernahme von Kim Jong-un im Jahr 2012 hat Nordkorea seine Bemühungen um den Schutz des immateriellen Kulturerbes intensiviert. Zuvor konzentrierte sich die Kulturerhaltungspolitik des Landes hauptsächlich auf materielle Kulturgüter. Unter der Herrschaft des jetzigen Anführers verfolgt Nordkorea jedoch einen umfassenderen Ansatz, der gleichzeitig die Wiederherstellung ursprünglicher kultureller Formen anstrebt und sie an zeitgenössische Kontexte anpasst.

Das Land begann mit der systematischen Registrierung der wichtigsten immateriellen Kulturgüter auf nationaler Ebene, die es als „nicht-materielles Kulturerbe“ bezeichnet. Im Jahr 2012 wurde das Gesetz zum Schutz des kulturellen Erbes erlassen. Ein weiteres Gesetz enthält sogar eine spezielle Klausel, die vorschreibt, sich um die Eintragung von Stätten in die UNESCO-Weltkulturerbeliste zu bemühen.

Nordkorea führte 2012, kurz nach dem Amtsantritt von Kim Jong-un, das Gesetz zum Schutz des kulturellen Erbes ein und etablierte dafür offiziell den Begriff „nicht-materielles Kulturerbe“.

Im Rahmen des Gesetzes wurden verschiedene kulturelle Elemente als „nicht-materielles Kulturerbe“ registriert, darunter das Arirang-Volkslied, der Brauch der Kimchi-Herstellung und das Tragen traditioneller koreanischer Tracht.

Nordkorea bemühte sich aktiv um die Anerkennung durch die UNESCO, wobei die einheimischen Medien häufig auf das immaterielle Kulturerbe des Landes hinwiesen. Infolgedessen wurde 2014 erstmals ein Kulturgut aus Nordkorea von der UNESCO als immaterielles Kulturerbes der Menschheit anerkannt.

Das Volkslied Arirang wurde als erstes nordkoreanisches Element in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Damals betonte Nordkorea, dass Arirang den Geist des koreanischen Volkes verkörpert und bis in die Gegenwart überliefert worden ist. Im Jahr 2015 bewirkte Nordkorea die Aufnahme der Kimchi-Herstellung in die Liste. Für das koreanische Ringen „Ssireum“ reichten Süd- und Nordkorea zunächst getrennte Anträge ein, doch die UNESCO schlug einen gemeinsamen Antrag vor, was beide Länder auch akzeptierten. Im Jahr 2022 beantragte Nordkorea erfolgreich die Anerkennung der Tradition der Kaltnudeln aus Pjöngjang. Dabei wurde nicht nur das Gericht selbst erfasst, sondern auch die gesamte kulturelle Erfahrung der Nudelherstellung.

Angefangen im Jahr 2014 mit Arirang, gefolgt von der Kimchi-Herstellung 2015, Ssireum im Jahr 2018 und den Kaltnudeln aus Pjöngjang 2022 hat Nordkorea nach und nach verschiedene kulturelle Praktiken von der UNESCO anerkennen lassen. Zuletzt wurde im vergangenen Jahr auch der Brauch der koreanischen Tracht in die UNESCO-Liste aufgenommen.

Insgesamt kann Nordkorea damit bereits fünf Kulturgüter vorweisen, die von der UNESCO offiziell als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt wurden. Auch die Zahl der eingetragenen Naturerbestätten des Landes steigt rapide an.

Die Landschaft der koreanischen Halbinsel wurde in einzigartiger Weise durch dramatische vulkanische Aktivitäten geformt, wobei der Berg Paekdu eine besonders wichtige Rolle spielte. Diese vulkanischen Prozesse haben zahlreiche erhaltenswerte Umweltschätze geschaffen. In den letzten Jahren hat Nordkorea sich stark um den Schutz einer Vielzahl von Naturdenkmälern wie heißer Quellen, berühmter Berge und außergewöhnlicher geografischer Strukturen bemüht.

Unter der Führung von Kim Jong-un hat dieser Ansatz der Umweltbewahrung spürbar an Dynamik gewonnen. Zu den wichtigsten Meilensteinen gehören die Ausweisung der Berge Chilbo und Kumgang als Biosphärenreservate und die Einrichtung des Rason-Gebiets als schützenswertes Feuchtgebiet. Dadurch bemüht sich Nordkorea aktiv darum, der Weltgemeinschaft sein bemerkenswertes Naturerbe zu präsentieren.

In einer Rede vor dem Zentralkomitee der Arbeiterpartei im Jahr 2014 betonte Kim Jong-un die Notwendigkeit, Nordkoreas herausragendes materielles, nicht-materielles und natürliches Erbe kontinuierlich in die Welterbe-Liste aufzunehmen. Auf Kims Anweisung hin wurde das Gesetz zum Schutz des nationalen Kulturerbes überarbeitet, um die rechtliche Definition des Kulturerbes auch auf Naturdenkmäler wie Berge, Seen, Höhlen und Fossilienfunde auszuweiten. Dies ebnete den Weg für die systematische Dokumentation und Anerkennung der Naturerbe-Ressourcen des Landes.

Als einer der sechs berühmten Berge Nordkoreas erhielt der Berg Chilbo 2014 den Status eines UNESCO-Biosphärenreservats, der Berg Kumgang folgte 2018. Auch Mundok in der Provinz Süd-Pyongan und Rason in der Provinz Nord-Hamgyong wurden als schützenswerte Feuchtgebiete ausgewiesen, die als wichtige Lebensräume für Wasservögel und seltene Pflanzen- und Tierarten gelten.

Warum bemüht Nordkorea sich so stark um die Anerkennung und Erhaltung von Kulturgütern?

Eine der wichtigsten Neuerungen in der Ära Kim Jong-un ist die verstärkte Konzentration des Regimes auf die Förderung des Tourismus und die Pflege des nationalen Images. Nordkorea hat erkannt, dass es über die traditionelle Produktion hinaus auch anderes wirtschaftliches Potenzial gibt. Historische Stätten haben immer einen gewissen touristischen Wert, und auch die Umweltressourcen des Landes erweisen sich als besonders wettbewerbsfähiges und vielversprechendes Gut.

Das Land versucht, sich als normaler Staat darzustellen und den Tourismus wirtschaftlich zu nutzen. Im Inland dient dieser Ansatz mehreren Zwecken, z.B. der Verbindung von Umweltschutz mit nationalistischen Gefühlen und der Stärkung des Personenkults des Führers. In diesem Sinne zeigt Nordkorea großes Interesse an Kultur- und Naturerbestätten.

Indem Nordkorea die Anerkennung seiner Kultur- und Naturerbestätten durch die UNESCO anstrebt, scheint es sich aus seiner diplomatischen Isolation befreien und das Bild eines normalen, zugänglichen Staates vermitteln zu wollen.

Einige Analysten vermuten, dass die Bestrebungen Nordkoreas um die Anerkennung durch die UNESCO darauf abzielen, den Tourismussektor wiederzubeleben – eine Priorität, die das Regime von Kim Jong-un immer wieder betont hat.

Ökotourismus erfordert keine umfangreichen Investitionen in die Infrastruktur. Angesichts seiner begrenzten Ressourcen könnte das ein ideales Geschäftsmodell für den Tourismus in Nordkorea sein. Wenn das Land sich weiterhin auf die Erhaltung von Kultur- und Naturerbestätten konzentriert, könnten sich außerdem Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit zwischen Süd- und Nordkorea ergeben.

Für Süd- und Nordkorea war es relativ einfach, eine gemeinsame Basis für den Schutz des Kultur- und Naturerbes auf internationaler Ebene zu finden. Tatsächlich setzte sich Südkorea aktiv für den Erhalt der Koguryo-Gräber ein. Diese Art der Unterstützung deckt sich weitgehend mit der öffentlichen Meinung in Südkorea. Auch wenn Süd- und Nordkorea geteilt sind, stellt ihr nationales Erbe auch ohne Wiedervereinigung ein gemeinsames Erbe dar, so dass es sinnvoller ist, sie zu erhalten, als sie verfallen zu lassen. So gesehen könnten die beiden Seiten in diesem Bereich relativ leicht zusammenarbeiten, solange in der Öffentlichkeit ein emotionales Verständnis vorhanden ist.

Süd- und Nordkorea haben bereits kulturelle Verbindungen.

Während einer kurzen Phase verbesserter innerkoreanischer Beziehungen im Jahr 2018 wurde Ssireum, ein traditionelles Ringen, das tief in der koreanischen Kultur verwurzelt ist, von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit unter dem gemeinsamen Namen von Süd- und Nordkorea anerkannt.

Wenn beide Seiten diesen bereits gezeigten Geist der Verbindung und des gegenseitigen Verständnisses wiederbeleben könnten, könnten sie dann nicht auch zusammenarbeiten, um ihre gemeinsamen kulturellen Traditionen zu bewahren und zu pflegen?

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