Schritte zur Wiedervereinigung

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Das Taedonggang-Bier in Nordkorea

2025-08-20

ⓒ KBS News
Die Biermarke Cass von OB Beer gehört zu den führenden Biermarken Südkoreas. Das Bewertungs- und Beratungsunternehmen Brand Finance listet Cass auf Platz 23 der weltweit führenden Biermarken 2025, nach Platz 36 im Jahr 2023 und Platz 32 im vergangenen Jahr. Auch in Nordkorea gibt es eine bekannte Biermarke: Taedonggang. Was ist das Besondere am Taedonggang-Bier?

Heute sprechen wir mit Son Gwang-su, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für geopolitische Studien beim KB-Management-Forschungsinstitut, über das Symbol der nordkoreanischen Bierbraukunst, das Taedonggang-Bier.

Anfang dieses Jahres öffnete Nordkorea zum ersten Mal seit der Corona-Pandemie wieder seine Grenzen für westliche Touristen. Das Gruppenreiseprogramm wurde zwar nach nur wenigen Wochen wieder eingestellt, doch es gab zahlreiche Berichte von Besuchern in ausländischen Medien. Demzufolge wurde bei jeder Mahlzeit Taedonggang-Bier serviert, und viele Touristen stellten fest, dass es besser schmeckte, als sie erwartet hatten. Koryo Tours, das sich auf die Organisation von Reisen nach Nordkorea spezialisiert hat, hat im vergangenen Dezember sogar einen Besuch im Taedonggang-Bierhaus in sein Reiseprogramm aufgenommen. Nach Angaben von Koryo Tours kostet ein Bier im Taedonggang-Bierhaus zwischen einem und fünf Dollar.

Nordkorea wirbt international aktiv für das Taedonggang-Bier. Warum macht das Land gerade diese Marke zu seinem Vorzeigebier?

Der große Fluss Taedonggang fließt direkt durch Pjöngjang. Ich denke, dieser Name für die Biermarke macht sie für die Nordkoreaner sympathischer.

Früher gab es in Nordkorea nur einige wenige Biermarken wie Pjöngjang-Bier und Kyonghung(경흥)-Bier. In den 2000er Jahren kam eine ausländische Brauerei nach Pjöngjang und stellte das Bier her, das wir heute als Taedonggang-Bier kennen. Es heißt, dass der damalige nordkoreanische Führer Kim Jong-il dieses Bier unterstützte, damit die Menschen wieder in den Genuss von Bier kommen konnten. Dies trug dazu bei, dass Taedonggang-Bier bei den Nordkoreanern weithin bekannt wurde.

Der Ursprung des Taedonggang-Biers geht auf das Jahr 2001 zurück, als der damalige Staatschef Kim Jong-il Russland besuchte. Nach der Besichtigung einer russischen Brauerei ordnete er die Herstellung von Weltklasse-Bier in seinem Land an. Dazu kaufte Nordkorea die gesamte Brauereiausrüstung der geschlossenen britischen Brauerei Ushers, und stattete die importierten britischen Geräte mit einem in Deutschland hergestellten, computergesteuerten Braukontrollsystem aus. Im Jahr 2002 nahm die Taedonggang Brewing Company im Sadong-Distrikt von Pjöngjang den vollen Betrieb auf, und das Taedonggang-Bier wurde überall beworben.

Im Jahr 2009 schaltete Nordkorea einen Fernsehspot, der an einen Werbespot in kapitalistischen Ländern erinnerte. Im Jahr 2016 wurde in Pjöngjang das Taedonggang-Bierfestival veranstaltet. Damals luden die nordkoreanischen Behörden ausländische Pressevertreter, Diplomaten und Touristen ein, um für die Biermarke zu werben. Während des Festivals gab es im nordkoreanischen Staatsfernsehen eine Sondersendung über die Taedonggang-Brauerei, und auf dem Fest konnte man sieben verschiedene Sorten Taedonggang-Bier probieren. Natürlich ist Nordkorea sehr stolz auf dieses Bier. Doch wie schmeckt es eigentlich?

2012 erregte Daniel Tudor, der damalige Seoul-Korrespondent der britischen Wochenzeitschrift The Economist, Aufmerksamkeit, als er in einem Artikel behauptete, Nordkoreas Taedonggang-Bier schmecke besser als Biere in Südkorea. Der Artikel rückte das nordkoreanische Bier ins Rampenlicht.

Viele verweisen auf das relativ saubere Wasser des Taedonggang-Flusses als Faktor, der den Geschmack des Bieres beeinflusse. Auch soll das Bier einen höheren Anteil an Reis oder Gerste enthalten als südkoreanische Biere. Einige Beobachter argumentieren, dass der sozialistische Norden weniger durch den Preiswettbewerb auf dem Markt eingeschränkt ist, sodass mehr Rohstoffe über den staatlichen Vertrieb zugeteilt werden können.

Das Bier, das mit Anlagen aus führenden Brauländern und dem seit langem gepriesenen sauberen Wasser des Taedonggang-Flusses gebraut wird, soll also so gut sein, dass sogar der Seouler Korrespondent des Economist es lobte. Strenge staatliche Kontrollen trugen zur gleichbleibenden Qualität bei, und auch die relativ großzügige Verwendung von Reis in der Rezeptur spielte eine Rolle. Die zum Brauen verwendete Gerste und der Hopfen werden angeblich biologisch angebaut. Taedonggang-Bier gibt es in sieben verschiedenen Geschmacksrichtungen, je nach den Anteilen von Gerste und Reis sowie dem Alkoholgehalt.

Bier Nr. 1 hat den höchsten Gerstenanteil. Mit Bier Nr. 5 nimmt der Anteil an weißem Reis zu, was zu einem milderen Geschmack führt. Dunkles Bier besteht zu 80 Prozent aus Gerste und zu 20 Prozent aus weißem Reis und wird je nach Intensität in die Sorten 6 und 7 eingeteilt. Auf dem Taedonggang-Bierfestival 2016 probierten die Teilnehmer alle sieben Sorten und mussten in einer Blindverkostung die jeweilige Nummer erraten.

Es heißt, dass allein in Pjöngjang in rund 200 Lokalen Taedonggang-Bier angeboten wird. Die Lokale sind nicht nur im Sommer überfüllt, sondern auch im Winter. In Südkorea ist Bier relativ preiswert und gilt neben Soju als Alltagsgetränk für den Normalbürger. Die Frage ist also, ob Bier für Nordkoreaner in ähnlicher Weise ohne finanzielle Belastung zugänglich ist.

Nordkoreaner können Taedonggang-Bier an vielen Orten oder in Geschäften kaufen. Es scheint, dass diejenigen, die sich das Bier leisten können, wahrscheinlich zu einem wirtschaftlich besser gestellten Segment der Gesellschaft gehören. Der genaue Preis ist nicht ganz klar, aber einigen Berichten zufolge kostet das Bier etwa 500 nordkoreanische Won pro Liter.

Taedonggang-Bier ist einer der wichtigsten Exportartikel Nordkoreas. Viele Flaschen werden speziell für den Export hergestellt. Die Kosten für das Bier schwanken je nach Standort, in chinesischen Städten wie Dandong und Shanghai etwa sind unterschiedliche Preise zu beobachten. Meines Wissens liegen die Preise zwischen 15 und 30 Yuan pro Flasche.

Erwachsene Männer in Pjöngjang erhalten Berichten zufolge jeden Monat eine Berechtigungskarte zum Kauf von fünf Litern Bier. Sie tauschen diese Karten gegen Biergutscheine zu einem Preis von etwa 500 nordkoreanischen Won pro Liter ein. Allerdings verbrauchen nur wenige Leute tatsächlich ihr gesamtes Monatskontingent. Berichten zufolge verkaufen einige ihre Bierkarten auf dem Schwarzmarkt.

Taedonggang-Bier wird zwar im Inland verkauft, ist aber auch eines der wichtigsten Exportprodukte Nordkoreas. Da Bier nicht auf der Liste der vom UN-Sicherheitsrat gegen Nordkorea verhängten Ausfuhrverbote steht, gilt es als wichtige Devisenquelle für das Regime. Dabei ist Taedonggang nicht das einzige Bier in Nordkorea, es gibt noch mehrere andere Marken.

Ursprünglich war Pjöngjang-Bier die erste Marke, gefolgt von Marken wie Kyonghung (경흥), Ryongsong (룡성) und später Taedonggang. Weitere Marken sind Kumgang, Ponghak (봉학), Rakwon (락원) und Okryu (옥류). In jüngerer Zeit sind Taeha (대하) und Unhasu (은하수) auf dem Markt erschienen. Vielleicht gibt es noch weitere Marken, die wir nicht kennen.

Ein im Ausland lebender ethnischer Koreaner drehte im März in der nordkoreanischen Stadt Rason ein Video, wo ein Produkt namens Tumangang-Bier zu sehen ist. Jüngere Aufnahmen aus China zeigen Leute, die Rason-Ryongson(령선)-Bier trinken. Insgesamt hat sich das nordkoreanische Biersortiment diversifiziert, und Bier wird immer häufiger verkauft.

Das Pjöngjang-Bier stammt bereits aus der japanischen Kolonialzeit, während das Ryongsong-Bier seit 1980 gebraut wird. Ponghak gilt als eines der typischen Biere Nordkoreas, und Okryu-Bier wird im berühmten Okryugwan-Restaurant angeboten. Heutzutage ist in Nordkorea auch ein wachsendes Interesse an selbst gebrautem Bier zu beobachten, das von Privatpersonen in städtischen Gebieten hergestellt wird. Die Brautechnologie in Nordkorea wird immer besser.

Eine große Schwierigkeit sind Techniken für sichere Dosen- und Flaschenverschlüsse. Während andere Länder diese Technologie beherrschen, hatte Nordkorea bisher Schwierigkeiten damit. Bei Flaschenbier ist es besonders schwierig, Verschlüsse herzustellen, die ein Entweichen von Luft wirksam verhindern. In der Vergangenheit wurden nordkoreanische Flaschenbiere in weniger als einer Woche schal und verloren an Geschmack. Diese Probleme wurden jedoch inzwischen weitgehend gelöst. Dank dieser Fortschritte bei der Haltbarkeit können nordkoreanische Biere ohne größere logistische Probleme nach China und Russland exportiert werden.

Am 1. August berichtete das nordkoreanische Zentralfernsehen, dass die Taedonggang-Brauerei ihre Anlage erfolgreich modernisiert hat, was zu einer erheblichen Steigerung der Produktionskapazität um das Zwei- bis Fünffache geführt hat.

Wenn Süd- und Nordkorea den grenzüberschreitenden Handel wieder aufnehmen, welche nordkoreanischen Produkte würden die Südkoreaner dann kaufen wollen? Eines der ersten Dinge, das einem in den Sinn kommen könnte, ist das Taedonggang-Bier, das einigen südkoreanischen Verbrauchern bereits bekannt ist.

Alkoholische Getränke sind im innerkoreanischen Handel besonders wichtig. Der Grund dafür ist, dass Alkohol als ein vertrautes Konsumgut ein warmes und zugängliches Image hat. Ein gemeinsames Glas Bier kann selbst zwischen Fremden das Eis sofort brechen. Außerdem war der innerkoreanische Handel oft zollfrei, was alkoholische Produkte besonders erschwinglich machte. Aus diesen Gründen zogen verschiedene alkoholische Getränke aus Nordkorea, darunter Taedonggang-Bier, die Aufmerksamkeit auf sich, als der innerkoreanische Handel in den 2000er Jahren aktiv war. Auch die tiefe emotionale Resonanz im Zusammenhang mit den getrennten Familien steigerte die Anziehungskraft nordkoreanischer Bierprodukte noch zusätzlich.

Nach Angaben der koreanischen Zollbehörde wurden zwischen 2004 und 2011 210 Tonnen nordkoreanisches Bier nach Südkorea eingeführt. Damals erlaubte das Vereinigungsministerium privaten Unternehmen den Verkauf nordkoreanischer Produkte im Süden, sofern sie eine vorherige Genehmigung erhielten. Um den grenzüberschreitenden Austausch zu unterstützen, richteten die Zollbehörden sogar ein eigenes Abfertigungssystem für den innerkoreanischen Handel ein. In Südkorea gab es auf nordkoreanische Waren spezialisierte Online-Shops, wo man Taedonggang-Bier online bestellen konnte.

Kürzlich hat das Vereinigungsministerium die Richtlinien, die den privaten Kontakt mit Nordkorea einschränkten, abgeschafft, um ziviles Engagement vollständig zu ermöglichen und den innerkoreanischen Austausch zu erweitern. Diese Maßnahme könnte dazu führen, dass nordkoreanische Biere in Südkorea in die Regale kommen.

Man stelle sich vor, was gewesen wäre, wenn Nordkorea 2016 auf seinen vierten Atomtest verzichtet hätte und die internationalen Sanktionen weniger streng gewesen wären. In einem solchen Szenario wäre der innerkoreanische Handel robust geblieben, sodass Taedonggang-Bier und Pjöngjang-Soju ihren Weg in die südkoreanischen Regale gefunden hätten.

Jetzt, wo die Regierung Lee Jae-myung an der Macht ist, wächst die Hoffnung auf eine Wiederaufnahme der innerkoreanischen Zusammenarbeit und des Austauschs. Ich freue mich auf den Tag, an dem nordkoreanische Biere wie das Taedonggang-Bier nach Südkorea kommen und wir gemeinsam auf den Frieden und die Wiedervereinigung anstoßen können.

An einem heißen Sommertag ein eiskaltes Bier zu trinken ist ein erfrischendes Vergnügen, das einen die brütende Hitze sofort vergessen lässt. Gemeinsames Biertrinken trägt zu einer entspannten, ungezwungenen Atmosphäre bei und bringt die Menschen einander näher. Wenn der innerkoreanische Austausch jemals wieder aufgenommen wird, werden Süd- und Nordkoreaner dereinst gemeinsam Taedonggang-Bier trinken und die Flaschen als symbolische Geste des gegenseitigen Verständnisses und der Verbundenheit aneinanderstoßen.

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