Schritte zur Wiedervereinigung

Koreanische Halbinsel von A bis Z

Schritte zur Wiedervereinigung

Nordkoreas Satelliten-Entwicklung

2023-12-27

ⓒ YONHAP News
Mit diesem erfolgreichen Start hat sich Südkorea unabhängige, weltraumgestützte Beobachtungs- und Aufklärungsfähigkeiten verschafft. 

Am 2. Dezember startete Südkoreas Militär seinen ersten Aufklärungssatelliten aus landeseigener Produktion. Mit dem Satelliten macht sich Südkorea bei der Beobachtung Nordkoreas aus dem All unabhängiger von den USA. Am 21. November hatte Nordkorea ebenfalls einen eigenen Spionagesatelliten ins All geschossen: 

Der Generalstab entdeckte Nordkoreas Start um 22:43 Uhr am 21. November. Ursprünglich kündigte Nordkorea den Start zwischen 0:00 bis 12:00 Uhr am 1. Dezember an. Der Start erfolgte also etwa eine Stunde früher als geplant. 

Die Satellitenstarts zeigten, dass sich Süd- und Nordkorea auch auf diesem Gebiet einen Wettbewerb liefern. Wie weit ist die Satellitenentwicklung Nordkoreas fortgeschritten? Drei Stunden nach dem nächtlichen Start des Satelliten Malligyong-1 erklärte Nordkorea, dass der Vorgang erfolgreich gewesen sei. Südkorea bestätigte, dass der Satellit die Erdumlaufbahn erreicht habe. Am 22. November teilten United States Space Force, die Raumfahrtabteilung der US-Streitkräfte, Malligyong-1 einen internationalen Code zu. Zum Thema sagt Jung Dae-jin von der südkoreanischen Halla-Universität in Wonju:

Laut 38 North, einer Website in den USA, die Nordkorea beobachtet, verfügt Malligyong-1 über minimale Kapazitäten, mit denen es einfach nur militärische Einrichtungen und ihre allgemeinen Aktivitäten entdeckt und keine präzisen wissenschaftlichen und technischen Informationen liefert, die eine genaue Identifikation von Flugzeugen oder Raketen ermöglichen. Damit militärische Aufklärungssatelliten einen Wert haben, müssen sie Objekte identifizieren können, die einen Durchmesser von weniger als einem Meter haben. Doch der nordkoreanische Satellit kann vermutlich nur die Bewegung von großen Objekten aufspüren. 

Der nordkoreanische Spionagesatellit hat eine Raumresolution von drei Metern, die sich sehr von dem südkoreanischen Satelliten mit einer Resolution von 30 Zentimetern unterscheidet. Auch bedeutet der Eintritt in den Orbit nicht, dass Malligyong-1 normal funktioniert. Der Erfolg eines Aufklärungssatelliten bemisst sich danach, ob er Signale von der Basisstation empfangen und Signale zurücksenden kann und ob er Fotos und Bilddaten an die Erde sendet. Daher lässt sich von außen nur schwierig bestimmen, wie erfolgreich der Satellitenstart letztlich war. Nordkorea selbst veröffentlicht keine Daten des Flugkörpers. Am 23. November feierte das Land den Start mit einem offiziellen Bankett, an dem auch Machthaber Kim Jong-un teilnahm. Nordkorea produzierte darüber hinaus Propagandabilder über den Erfolg des Satellitenstarts. Auch behauptete es, dass der Satellit Bilder wichtiger Einrichtungen der USA auf dem Festland gemacht habe:

Nordkorea sagt, dass Kim Jong-un an mehreren Tagen die Nationale Behörde für Raumfahrtechnologie besucht hat, um sich Fotos vom Pentagon, von US-Flugzeugträgern und dem Marinestütztpunkt Norfolk anzusehen. Doch hat Nordkorea keines der Fotos veröffentlicht. Tatsache ist, dass kein Land Bildmaterial von militärischen Satelliten veröffentlicht, das der Aufklärung dient. Wir können also kein vollständiges Bild über den nordkoreanischen Spionagesatelliten haben. Kim Jong-un sagte wiederholt, dass sein Land vier oder fünf weitere Satelliten starten wird. Mindestens sechs oder mehr Satelliten müssen zusammenarbeiten, um militärischen Zwecken richtig zu dienen, das heißt, um jeden Ort zu jeder Zeit zu beobachten. Nordkorea hat offensichtlich den ersten Schritt in dieser Richtung gemacht. 

Eine tiefere Analyse ist nötig, um sagen zu können, ob der nordkoreanische Satellit über bedeutsame Beobachtungskapazitäten, die gegen die USA gerichtet sind, verfügt. Ein Blick in die Geschichte der nordkoreanischen Trägerraketen deutet jedoch klare technische Fortschritte an: 

Nordkorea startete 1998 von Musudan-ri in der Provinz Nord-Hamgyong den Satelliten Kwangmyongsong-1 an der Spitze der Taepodong-1-Rakete. Die Rakete flog 1500 Kilometer. Doch der Festtreibstoff explodierte in der dritten Stufe, die den Satelliten beförderte, was verhinderte, dass der Satellit in den Orbit eintrat. Nach dem Fehlschlag startete Nordkorea am 4. Juli 2006 vom selben Startplatz die Taepodong-2. Doch auch sie stürzte an der Küste ab. Doch Nordkorea gab nicht auf. Am 5. April 2009 startete es den Satelliten Kwangmyongsong-2 auf einer Unha-2-Trägerrakete. Am selben Tag veranstaltete Nordkorea eine Massenkundgebung, um zu erklären, dass der Satellit erfolgreich die Erdumlaufbahn erreicht hat. Im April 2012 wurde Kwangmyongsong-3 abgefeuert, doch auch dieser wurde nicht in der Umlaufbahn abgesetzt. Am 12. Dezember jenes Jahres hatte Nordkorea schließlich mit der Einheit Nummer 2 von Kwangmyongsong-3, einem Erbeobachtungssatelliten, Erfolg. 

Seit 1998 startete Nordkorea nach eigenen Angaben achtmal einen Satelliten. Ende 2012 hat dann Kwangmyongsong-3 erfolgreich die Umlaufbahn erreicht. Doch der Satellit wich von der Umlaufbahn ab und verschwand wieder. Kim Jong-un zeigte sich dennoch entschlossen, den Weltraum zu erforschen. Beim achten Kongress der Arbeiterpartei 2021 kündigte Nordkorea an, Spionagesatteliten entwickeln zu wollen: 

Wenn ein Land über militärische Aufklärungssatelliten verfügt, heißt das, dieses Land kann bei Bedarf Bildmaterial vom erwünschten Zielort in Kriegszeiten erhalten. Es macht keinen Sinn, auf Bilder von kommerziellen Satelliten zu warten. Dann hat sich der Feind längst versteckt und seine Truppen haben sich bewegt. Militärische Spionagesatelliten werden betrieben, um Bilder vom angepeilten Gebiet zur gewünschten Zeit zu machen. Nur wenn es Spionagesatelliten besitzt, kann Nordkorea präzise den Gegner, das sind Südkorea und die USA, attackieren, indem es eine Interkontinentalrakete, eine Mittelstreckenrakete oder eine taktische Atomrakete abfeuert. Für Nordkorea ist es sehr wichtig, sich die Kapazitäten von Aufklärungssatelliten zu verschaffen, so dass es der Außenwelt zeigen kann, es hat „Augen“ wie es auch Fäuste und Muskeln hat. 

Spionagesatelliten sind sehr wirkungsvoll, wenn sie dafür benutzt werden, militärische Ziele zu beobachten und Karten für den militärischen Einsatz von Raketen wie Interkontinentalraketen, über die Nordkorea bereits verfügt, zu produzieren. Vor zwei Jahren erklärte Nordkorea, dass die Starts von Aufklärungssatelliten zu den wichtigsten militärischen Aufgaben gehörten. Im April dieses Jahres erklärte es, seinen ersten Aufklärungssatelliten fertiggestellt zu haben. Doch die Satellitenstarts im Mai und August scheiterten noch. Im November erklärte Nordkorea, der dritte Satellitenstart sei geglückt. Es gibt Spekulationen, Russland könnte Nordkorea dabei geholfen haben: 

Die Errungenschaft ist so enorm, dass sie als Wunder des Taedong beschrieben werden kann. Seit dem nordkoreanisch-russischen Gipfeltreffen im September, war es weithin bekannt geworden, dass Nordkorea von Russland Hilfe im Bereich der Raumfahrttechnologie erhielt. Doch denke ich nicht, dass Nordkorea russische Ausrüstung oder Hardware importierte. Ich denke eher, dass russische Wissenschaftler auf der Grundlage ihrer Erfahrung die technischen Fehler der nordkoreanischen Raketen in der zweiten und dritten Stufe erkannt haben und diese korrigierten. Sie halfen Nordkorea dabei, die Zeit bis zum nächsten Raketenstart zu reduzieren. 

Seit dem Treffen zwischen Kim Jong-un und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im September geht die internationale Staatengemeinschaft davon aus, dass Nordkorea technische Hilfe aus Russland für den Satellitenstart erhalten habe. Am 18. Dezember, etwa einen Monat nach dem erfolgreichen Satellitenstart, hat Nordkorea eine Interkontinentalrakete (ICBM) getestet, was die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel weiter verschärft hat. Obwohl es noch Zweifel gibt an der Funktionalität des nordkoreanischen Spionagesatelliten könnte das Land seine Schlagfähigkeit erhöhen, wenn die Kapazitäten des Satelliten und der ICBM zusammengeführt werden. Könnte Nordkorea seine ICBM-Technologie unter dem Deckmantel von Satellitenstarts weiter verbessern? 

Beide, Satellitenstarts und ICBM-Starts, erfordern eine ähnliche Technologie. Ein Satellit ist an der Spitze einer Trägerrakete angebracht, die ihn ins All bringt. In ähnlicher Weise kann ein Atomsprengkopf an der Spitze einer ballistischen Rakete platziert werden. Doch ist es nicht einfach, die Technologie für ICBM oder Nuklearwaffen zu übertragen. Nordkorea könnte es akzeptiert haben, Technologie für Raumfahrtentwicklung von Russland zu erhalten. Doch ist es wirklich möglich, mit Russland zu kooperieren, um Atomsprengköpfe zu verkleinern und genauer zu machen? Ich denke, dass es noch viele Hürden dabei gibt. Ein atombewaffnetes Nordkorea könnte seine Nuklearwaffen in Richtung der USA und auch Russlands abfeuern. Mit dieser Möglichkeit im Hinterkopf würde Russland vollständig mit Nordkorea zusammenarbeiten? Wenn man das alles bedenkt, glaube ich, dass Nordkorea noch einen langen Weg vor sich hat. 

Bei Satellitenstarts müssen andere technische Herausforderungen bewältigt werden als beim Start von Raketen. Einen Satelliten auf die Erdumlaufbahn zu bringen und ihn stabil zu halten, erfordert eine fortgeschrittene Technologie. Es ist unbekannt, ob Nordkorea vollständig über diese Technologie verfügt. Doch ist das Land dabei, seine Trägerraketen mit jedem Startversuch zu verbessern, und es wird versuchen, sich im Bereich der Raumfahrt weiterzuentwickeln:

Nordkorea hat definitiv einen ersten Schritt bei der Entwicklung eines militärischen Spionagesatelliten gemacht, obwohl dessen militärischer Wert noch nicht nachgewiesen ist. Das Land wird bei der Entwicklung nicht stehen bleiben. Wegen des fortgesetzten Kriegs gegen die Ukraine benötigt Russland Waffen- und Personalhilfe Nordkoreas. Moskau hat also keine Wahl, als weiter mit Pjöngjang bei der Raumfahrttechnologie zusammenzuarbeiten. Nordkorea wird dann seinerseits die Entwicklung der Satellitentechnologie beschleunigen. Falls Nordkorea weiter Russlands Erfahrung und Wissen erhält für die Verbesserung von Aufklärungssatelliten, den Bau großer Trägerraketen und der Hardware-Entwicklung, kann es die erforderliche Zeit dafür merkbar verkürzen. Wir können die Möglichkeit nicht ausschließen, dass Nordkorea seine eigene Satellitentechnologie vorantreibt. 

Nordkorea hat bereits erklärt, weitere Aufklärungssatelliten ins All zu schießen. Die Befürchtung in der internationalen Gemeinschaft wächst wegen der Satellitenentwicklung Nordkoreas, die schneller Fortschritte macht als erwartet.

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