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Wintersport in Nordkorea

2024-01-17

ⓒ YONHAP News
Am 19. Januar beginnen die Olympischen Jugendspiele 2024 in Gangwon. Das internationale Sportfest in der östlichen südkoreanischen Provinz soll bis zum 1. Februar dauern. In 15 Disziplinen kämpfen 1900 Athleten aus 80 Ländern um olympisches Gold. Zu den populären Wintersportarten, die dabei sind, gehören Skifahren, Snowboarden und das Eislaufen. Nordkorea nimmt nicht teil. Welche Rolle spielt der Wintersport in dem abgeschotteten Land? Dazu sagt Seong Mun-jeong vom Korea-Institut für Sportwissenschaft in Südkorea: 

In Nordkorea zählen die meisten Wintersportarten zu den Freizeitaktivitäten. Selbst bei eisigem Wetter gehen die Kinder nach draußen, um sich an Winteraktivitäten zu freuen. Es gibt in Nordkorea das Sprichwort, Jangdokdae, oder der Ort im Freien, um die traditionellen Töpfe zu lagern, und Kinder frieren nie. Bei Schneewetter teilen sich die Kinder für Schneeballschlachten in Gruppen auf, oder sie begeben sich auf das Eis. In der ganzen Welt lieben Kinder den Schnee, das ist in Nordkorea nicht anders. Wenn der Winter kommt, gehen sie auf Schlittschubahnen oder gefrorene Flüsse und Reisfelder, um über das Eis zu laufen. Viele fahren auf einkufigen Schlitten. 

Der Winter wird in Nordkorea auch als „harte Jahreszeit“ bezeichnet. Auf dem Kaema-Plateau beginnt der Winter schon im Oktober und dauert bis zum Mai des folgenden Jahres. Der Winter setzt früher ein und dauert länger als in Südkorea. Das Land bietet mit seinen Bergen zahlreiche Pisten, die als Spielplätze und zu Wettkämpfen genutzt werden. Die Bürger der Hauptstadt Pjöngjangs haben in der Regel einen höheren Status und ein besseres Einkommen als die Bewohner anderer Regionen. Im Winter genießen sie insbesondere das Schlittschuhlaufen. Unter den Erwachsenen ist besonders das Eisfischen populär: 

Beim bekannten Hwacheon-Bergforellen-Eisfestival in Südkorea fischen die Besucher auf einem gefrorenen Fluss nach Forellen unter einer dicken Eisschicht. In Nordkorea gehen viele zum Fluss Taedong und bohren Löcher ins Eis, um Fische zu fangen. Südkoreanische Angler gebrauchen normalerweise Fischpaste, während die Nordkoreaner lebende Würmer als Köder nutzen. 

Sobald die Oberfläche des Taedong mit Eis bedeckt ist, gehen viele Pjöngjanger Bürger zum Eisfischen. Seit den 1980er Jahren gibt es in Nordkorea zudem offiziell die „Monate des Wintersports“, um die Bürger anzuspornen, etwas für ihre körperliche Stärkung zu tun. Zu den Wintersportarten im Januar und Februar gehören auch Skilaufen und Rodeln. Schon im Dezember findet ein großer Wettbewerb statt. Der Osandok-Preissport-Wettbewerb ist der größte Sportwettkampf in Nordkorea im Winter. Osandok ist ein Stadtteil von Hoeryong und liegt in der Provinz Nord-Hamgyong. Es ist der Geburtsort von Kim Jong-suk, der Mutter des früheren Machthabers Kim Jong-il. Die Wettkampfdisziplinen umfassen Eishockey, Eiskunstlauf und Skilauf. Die Regierung unter dem jetzigen Machthaber Kim Jong-un hat besonders das Skifahren gefördert. Kim besuchte 2016 die Provinz Ryanggang, um dort Skifahrer beim Training zu beobachten. Kim soll während seiner Schulzeit in der Schweiz das Skifahren geliebt haben. Im Jahr 2013 ließ er das Masikryong Ski-Resort bauen:  

Kim Jong-un ging sechs Jahre lang in Bern auf die Schule. Im Winter fuhr er Ski und im Sommer spielte er Basketball. Offensichtlich durch seine Erfahrungen beeinflusst, beschloss er, das Masikryong Ski-Resort zu bauen. Nordkorea baute die modernen Ski-Einrichtungen in sehr kurzer Zeit. Masikryong ist viermal so groß wie
das Yongpyeong Ski-Resort, welches das größte in Südkorea ist. Die Skipisten in Nordkorea sind zwischen 40 und 120 Meter breit, und sie umfassen solche für Anfänger und Fortgeschrittene. Als sich das Resort noch im Bau befand, führte Nordkorea den politischen Slogan des „Masikryong-Tempo” ein, damit die Bauarbeiter das Skigelände sehr schnell fertigstellen. 

Das Masikryong Ski-Resort kommt sogar in einem Kinderlied vor. Nordkorea sieht es als größtes Bauprojekt unter Kim Jong-un. Es liegt nahe Wonsan in der östlichen nordkoreanischen Provinz Gangwon. Das Resort erstreckt sich auf einer Fläche von 14 Millionen Quadratmetern. Es gibt dort zehn Pisten mit Strecken in einer Gesamtlänge von 50 Kilometern und mehr als 400 Hotelzimmer. Das Resort wurde als Teil eines sogenannten „Tempo-Kampfs“ nach nur etwas über einem Jahr fertiggestellt. Diese Kampagnen sollen die Arbeitskräfte mobilisieren, um ein Projekt in möglichst kurzer Zeit abzuschließen. Skifahren ist eigentlich kein populärer Sport in Nordkorea. Die meisten Nordkoreaner können sich den Sport wegen der oft kostspieligen Ausrüstung nicht leisten:

Viele fragen, ob Nordkorea genügend Skifahrer hat, um das neue Ski-Resort zu benutzen. Doch Nordkorea verfolgt andere Zwecke. Kim Jong-un wusste, dass Südkorea die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang ausrichtet. Nordkorea dachte vielleicht, einige Wettbewerbe könnten auch im eigenen Land stattfinden. Mit dieser Idee im Hinterkopf baute Nordkorea das Resort. Die nordkoreanischen Medien berichteten, dass Ski-Resorts im Ausland normalerweise zwischen Start und Ziel einen Höhenunterschied von 200 bis 400 Metern aufweisen. Die Neigung der Pisten beträgt demnach 12 bis 20 Grad. Sie schreiben, dass der Höhenunterschied in dem nordkoreanischen Resort bis zu 700 Meter erreicht, so dass die Pisten sehr gut sind für fortgeschrittene Skifahrer. 

Im Juli 2011 wurde Pyeongchang als Ausrichtungsort der Olympischen Winterspiele 2018 ausgewählt. Im selben Jahr wurde Kim Jong-un nach dem Tod seines Vaters Kim Jong-il zum obersten Befehlshaber der Streitkräfte ausgerufen. Das war der Beginn seiner Herrschaft. Später signalisierte das Land, es könnte einige Veranstaltungen der Winterspiele ausrichten. Die in Japan erscheinende pro-nordkoreanische Zeitung Chosun Sinbo berichtete 2015, dass einige Wettkämpfe auch im Masikryong Ski-Resort stattfinden könnten. Doch zur Aufteilung der Winterspiele zwischen beiden Koreas ist es nicht gekommen. Nordkorea musste sich damit zufriedengeben, dass vor Beginn der Spiele gemeinsame Trainingseinheiten mit südkoreanischen Sportlern in Masikryong erfolgten. Nordkorea gab 2022 Briefmarken zum Thema Wintersport heraus. Obwohl das Land an den damaligen Olympischen Winterspielen in Peking wegen der Verbreitung von Covid-19 nicht teilnahm, zeigten die Briefmarken, dass es die Spiele in Peking diplomatisch unterstützt. Wie schnitt Nordkorea bei früheren Winterspielen ab?

In den 1960er Jahren und Anfang der 70er Jahre war Nordkorea im Wintersport sehr aktiv. Tatsächlich gewann Nordkorea eine Medaille bei Olympischen Winterspielen noch vor Südkorea. Bei den Spielen 1964 in Innsbruck holte die Nordkoreanerin Han Pil-hwa Silber im Eisschnell-Lauf der Frauen über 3000 Meter. Sie war die erste Asiatin, die das schaffte. Das war damals in der Tat ein großer Erolg. 

Nordkorea nahm bisher an neun Olympischen Winterspielen teil und gewann dabi eine Silber- und eine Bronzemedaille. Bei den Spielen 1992 im französischen Albertville wurde Hwang Ok-sil Dritte im 500-Meter-Shorttrack-Wettbewerb der Frauen. Bei den Spielen 2018 in Pyeongchang traten 22 nordkoreanische Sportler in fünf Disziplinen an. Es war die größte Zahl an Sportlern und Sportlerinnen, die Nordkorea jemals zu Olympischen Winterspielen entsandt hat. In Pyeongchang stachen insbesondere nordkoreanische Kufenläufer hervor:

Zu den bekannten Eiskunstläufern aus Nordkorea gehörten früher Kim Hyuk und Nam Hye-yong, die 1986 bei den Winter-Asienspielen in Sapporo die Goldmedaille im Paarlauf holten. Bei den Winter-Asienspielen 2011 gewannen Ri Ji-hyang und Tae Won-hyuk aus Nordkorea die Bronzemedaille im Paarlauf. Kim Un-ha und Ri Mok-ran genießen in Nordkorea immer mehr größere Beliebtheit, ähnlich wie die Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Kim Yu-na in Südkorea. Bei den Olympischen Winterspielen 2018 brach das Eislauf-Paar Ryom Tae-ok und Kim Ju-sik den eigenen Rekord bei ihrem ersten Auftritt auf der Olympia-Bühne. Sie wurden 13. im Gesamtklassement. Die beiden Eisläufer erreichten bei ihrem Debüt bei der Icechallenge in Graz in Österreich im Oktober 2015 den fünften Platz. 

Die Platzierung von Ryom Tae-ok und Kim Ju-sik bei den Pyeongchang-Spielen war das beste Resultat für nordkoreanische Eiskunstläufer. Doch seitdem zog kein nordkoreanischer Wintersportler mehr die Aufmerksamkeit auf internationaler Ebene auf sich. Die nordkoreanischen Wintersportstätten sind allgemein nicht gut genug für die eigenen Sportler, um sich im internationalen Vergleich zu behaupten:

Nordkorea verfügt eigentlich über ideale natürliche Bedingungen. Es sollte also Sporteinrichtungen und ausgezeichnete Athleten geben, die davon profitieren. Doch leider ist das in Nordkorea nicht der Fall. Für das verarmte Land ist es schwierig, Einrichtungen auf Weltklasse-Niveau zu bauen und die Sportler kontinuierlich zu unterstützen. Wenn man das alles berücksichtigt, scheint es für das Land eine Herausforderung zu sein, seine sportliche Stärke auf das Niveau von 1964 zu bringen, als die Eischnell-Läuferin Han Pil-hwa eine Silbermedaille bei den Olympischen Winterspielen gewann. Um das Level wieder zu erreichen, sollten junge Sportler ein kontinuierliches Training in einem entsprechenden Umfeld haben. Doch es gibt nicht viele Eislaufbahnen in Nordkorea. Nur wenige Personen erhalten ein beschränktes Training, und die nordkoreanischen Sportler stoßen auf zahlreiche Hindernisse, um auf globaler Ebene ausgezeichnete Ergebnisse zu liefern. 

Nordkorea hat die idealen Konditionen für den Wintersport, das bergige Gelände und viel Schnee eingeschlossen. Die Bewohner des Landes zeigen zunehmend Interesse am Wintersport. Doch anders als bei Sommersportarten erfordert der Wintersport eine meist teure Ausrüstung. Auch müssten die entsprechenden Einrichtungen instandgehalten werden. Angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten dürfte es aber für das Land schwierig sein, die Voraussetzungen dafür zu schaffen.

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