Schritte zur Wiedervereinigung

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Schritte zur Wiedervereinigung

Nordkoreanische Snacks

2023-10-11

ⓒ KBS News
Im Herbst sagen die Koreaner, der Himmel ist hoch und die Pferde werden fett. Weil der Herbst zwar kühlere Temperaturen mit sich bringt, aber meist sonnig ist, ist es eine gute Zeit für Freizeitaktivitäen im Freien. Weil außerdem Erntezeit ist, dreht sich viel ums Essen. Selbst nach der Hauptmahlzeit wünschen sich viele, noch etwas anderes zu essen. Wie sieht es in Nordkorea aus mit dem Essen zwischen den Mahlzeiten? Viele Nordkoreaner decken sich auf den privaten Märkten, den Jangmadang, mit Nahrungsmitteln ein. Doch gibt es jetzt auch zahlreiche moderne Läden in dem sozialistischen Land. In der Innenstadt von Pjöngjang befinden sich große Einkaufszentren, wo die Menschen Lebensmittel, Kleidung oder auch Elektronikgeräte und anderes unter einem Dach kaufen können. Der Bereich für Knabbergebäck oder Snacks zieht viele Konsumenten, darunter naürlich auch viele Kinder an. Früher war es für die Nordkoreaner nicht einfach, Snacks zu bekommen. Zum Thema sagt Jeon Young-seon vom Institut für Geisteswissenschaften und Vereinigung an der Konkuk-Universität in Südkorea: 

Es ist für die Nordkoreaner erst seit kurzer Zeit möglich, Snacks zu kaufen. Vor nicht allzu langer Zeit war das für sie noch ein Geschenkartikel, den sie zu bestimmten Anlässen wie etwa am Geburtstag der Machthaber und dem Gründungstag der Arbeiterpartei oder des Staats erhalten. Besonders am Gründungstag der koreanischen Kinderunion verteilte der Machthaber Geschenke an die Bürger einschließlich der Kinder. Die Größe des Geschenks zeigt, wie sehr der Machthaber die Bürger liebt. Unter der Herrschaft des derzeitigen Machthabers Kim Jong-un hat Nordkorea eine Ausstellung für Skulpturen mit Süßigkeiten und Keksen ausgerichtet. Die besten Ausstellungsstücke werden mit Preisen, Zertifikaten und Medaillen bedacht. Durch solch eine Veranstaltung will das Land die Qualität der Knabberprodukte verbessern und ihr Design weiterentwickeln.  

Snacks als Geschenk wurden in Nordkorea auch als Zeichen der Liebe des Machthabers für die Bürger gesehen. Am Gründungstag der koreanischen Kinderunion im Jahr 2020 ließ Kim Jong-un landesweit Kaugummi unter dem Markennamen „Silver Bell“ an Kinder verteilen.  Silver-Bell-Kaugummi, der von der Pjöngjanger Kaugummi-Fabrik hergestellt wird, ist in neun verschiedenen Geschmackstypen, darunter Erdbeere, Traube und Apfel, erhältlich. Solche Geschenke erfreuen die Herzen der Mitglieder der Kinderunion. Die Süßwaren- und Keks-Skulptur-Ausstellung wurde zum Tag der Sonne am 15. April, dem Geburtstag des Republikgründers Kim Il-sung, abgehalten. Einige der Ausstellungsstücke entstanden in der Form einiger architektonischer Wahrzeichen in Pjöngjang oder Figuren aus nordkoreanischen Zeichentrickfilmen, um die Menschen stärker anzusprechen. Es scheint, als ob nordkoreanische Snacks eine große politische und soziale Bedeutung für das Land haben:

Nordkoreanische Snacks umfassen Brot, Gelee-Süßwaren, die Danmuk genannt werden, Chips, Sandwich-Gebäck, das als geschichteter Biskuitkuchen beschrieben wird, sowie Yeot oder koreanisches Toffee, das in Nordkorea eine wichtige Süßigkeit ist. Auch können Bonbons mit Fruchtgelee gefüllt sein. Gugija zum Beispiel ist ein Bonbon, das die chinesische Wolfsbeere als Füllung enthält. Wassereis wird Eskimo genannt. Erdbeere und Zitrone werden bei der Herstellung von Eskimo verwendet.

In Nordkorea, wo selbst Kaugummi eine politische Bedeutung haben kann, werden Snack-Produkte natürlich auch unter Berücksichtigung des Geschmacks der Verbraucher hergestellt. Wo haben diese Veränderungen ihren Ursprung? Dieser wird in der Politik des Regimes gesehen, wonach Güter lokal produziert und die regionale Wirtschaft entwickelt werden soll:

Oberflächlich betrachtet, sagt Nordkorea, dass es seine Bürger, die die Veränderungen im sozialen System zu spüren bekommen, mit verschiedenen Lebensmitteln versorgt. Intern geht es jedoch vor allem um die Wirtschaft. Von täglichen Bedarfsartikeln bis zu Nahrungsmitteln gibt es nicht viel, was Nordkorea selbst produzieren kann. Vor diesem Hintergrund versucht das Land, die Nahrungsmittelindustrie strategisch zu fördern, um die lokale Produktion von Verbrauchsgütern voranzubringen. Diese Politik hat auch mit der regionalen Wirtschaft zu tun. Nordkorea ermutigt jede Region, Dinge unter Verwendung der eigenen Ressourcen in den Bergen und Feldern herzustellen. Die Lebensmittelindustrie ist einer der wichtigsten regionalen Industriezweige, die das Land fördern will. 

Kim Jong-un betont immer wieder, wie wichtig die Politik der Eigenständigkeit sei. Dementsprechend führte Nordkorea ein neues Wirtschaftssystem ein, das es “das sozialistische System für ein verantwortliches Unternehmensmanagment“ nennt. Es umfasst einige Elemente des Kapitalismus für das Fabrikmanagment, während gleichzeitig der Import eingeschränkt wird. Der Zweck ist, die Qualität lokal produzierter Güter zu verbessern. Für die Nordkoreaner sind Nahrungsmittel die wichtigsten einheimischen Produkte. Die KumCup-Lebensmittel-Fabrik stellt gefüllte Biskuitkuchen her, während die Seonheung-Lebensmittel-Fabrik verschiedene Süßigkeiten produziert. Die Taedonggang-Fabrik vearbeitet kombinierte Fruchtprodukte. Nordkorea förderte die Nahrungsmittelindustrie in den Landesregionen, um das Problem der zunehmenden Polarisierung zwischen den Städten und den Dorfregionen zu lösen. Das trug auch zur Erweiterung der Snack-Produktion bei. Es werden in verschiedenen Regionen außer Landwirtschaftsprodukten auch Süßigkeiten, Kekse und Eiscreme hergestellt:

Südkoreanische Snacks haben normalerweise einfache und kurze Namen, wie etwa Zwiebelringe. Doch Snacks in Nordkorea haben oft lange Namen, die die Produkte genau beschreiben, da die Bezeichnung nationalen Normen folgen soll. So werden etwa Erdnusskekse, deren Grundlage Eier sind, Rakhwasaeng-Eierkekse genannt. Rakhwasaeng bedeutet “Erdnuss” auf koreanisch. Der Rakhwasaeng-Spieß bezieht sich auf einen dünnen Keksstiel, der mit gemahlten Erdnüssen bedeckt ist. Seolgi ist ein mit Schokolade bedeckter Biskuitkuchen, der dem südkoreanischen Choco Pie ähnelt. Diese Snacks nutzen noch keinen bestimmten Markennamen. Ihre Namen beschreiben vor allem, was sie sind. 

Nordkoreanische Snacks sind also meistens nach ihren Zutaten benannt. Wenn man Perillasamen-Kekse, Sesamsamen-Kekse oder Hefeplätzchen hört, kann man sich leicht vorstellen, aus was diese Produkte bestehen. Ebenso leicht kann angenommen werden, dass Butter- oder Dunstfrüchte für Seolgi-Kuchen und Frucht-Seolgie genutzt werden. Brötchen mit einer Füllung aus roten Bohnen oder Erdbeeren- und Apfelgelee-Füllung bezeichnen die Zutaten, aus denen die Gebäckstücke bestehen. Auch gibt es Multivitamin- oder Kalziumbrot. Wenn es um Snacks in Nordkorea geht, gibt es im Bereich der Süßigkeiten eine große Vielfalt: 

Wie Kekse und Brot werden auch nordkoreanische Süßigkeiten nach ihren Zutaten benannt, so beispielsweise Erdnuss- oder Bohnencandy. Sie können auch den Namen der jeweiligen Geschmacksnote haben, wie etwa die Süßigkeiten mit Trauben-, Bananen-, Ginseng- oder Kaffee-Geschmack. Was Süßigkeiten mit Milchgeschmack angeht, so gibt es sie mit Erdbeer-, Trauben-, Ananas- oder Zitronenaroma. Cookie-Sticks sind Süßigkeiten am Stiel. 

Süßigkeiten sind in Nordkorea, wo süße Lebensmittel lange Zeit eher ungewöhnlich waren, mittlerweile sehr beliebt. Unternehmen in verschiedenen Regionen produzieren hunderte Arten von Süßwaren. Unter ihnen ist das „Kuhmilch-Candy“, das von der Songdowon-Fabrik für allgemeine Lebensmittel hergestellt wird, ein Hit-Produkt. In einer Werbung heißt es, es werde durch die Verarbeitung von Milch produziert, die von Molkereien auf den Hügeln des Landkreises Sepo in der Provinz Kangwon stamme. Seit den 2010er Jahren erhalten neben den lokal hergestellten Snacks auch die Getränke eine größere Bedeutung: 

Es wird angenommen, dass Nordkorea im Januar 2014 damit begonnen hat, Getränke mit Kohlensäure wie Coke und Sprite in der KumCup-Lebensmittel-Fabrik in Pjöngjang zu produzieren. Kohlensäurehaltige Getränke wurden seitem in der Bevölkerung bekannt gemacht. Es wird gesagt, dass seitdem jährlich etwa 70 neue Produkte auf den Markt kommen. In Nordkorea wird Soda als kohlensäurehaltiges, süßes Wasser bezeichnet, das mit verschiedenen Geschmacksaromen zu haben ist, darunter Apfel- und Birnengeschmack oder die Frucht mit fünf Geschmäckern, die auch als Omija bekannt ist. Coke ist bekannt als kohlensäurehaltiges Süßwasser mit Kakao-Geschmack. Interessant ist, dass es auch kohlensäurehaltige Getränke mit Beifußgeschmack gibt, die es so nur in Nordkorea gibt. 

Kohlensäurehaltiges Süßwasser mit Kakao-Geschmack in Nordkorea ähnelt Coke-Getränken, was die Füllung in Plastikflaschen und die Farbe betrifft. Im Sommer erhöht das Land die Produktion von Sprite, was in Nordkorea such als „Cider“ bezeichnet wird. Zucker, Zitronensäure sowie Kohlendioxid sind die Hauptinhaltsstoffe. Es ähnelt dem farblosen Soda in Rest der Welt. Im Fall von Fruchtsäften werden die wichtigsten Zutaten sowie die Haltbarkeit und die beste Lagerung auf den jeweiligen Flaschen beschrieben. Die nordkoreanischen Snacks haben sich in den vergangenen Jahren sehr verändert. Wird sich dieser Trend fortsetzen?

Ich denke, Nordkorea legt den Snack-Produkten eine große Bedeutung bei. Eines der ernsten Probleme für das Land ist die sich weitende Kluft zwischen Pjöngjang und den anderen Regionen. Um das Problem zu lösen, wird Nordkorea die Infrastruktur in den Bauerndörfern weiterentwickeln und dort etwa Schulen und Wohnungen bauen. Auch errichtete es kleine Fabriken, die in den verschiedenen Regionen Gemüse wie beispielsweise Chinakohl produzieren. Snacks spielen eine große Rolle für den Betrieb der Fabriken. In diesem Zusammenhang hat Nordkorea zuletzt auch betont, wie wichtig der Weizenanbau ist. Snacks gehören zu den Exportgütern Nordkoreas. Es wird erwartet, dass mehr unterschiedliche Snack-Produkte hergestellt werden, und das Produktdesign wird wahrscheinlich den aktuellen Trends angeglichen. 

Süßwaren-Unternehmen in Nordkorea entwickeln aktiv neue Snacks. Die KumCup-Lebensmittelfabrik, die Kim Jong-un bereits zweimal besuchte, produziert mehr als 1000 Snacks und Getränke. Nordkoreanische Snacks spiegeln allgemein auch die veränderte soziale Situation des Landes und das wirtschaftliche System wider.

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