Schritte zur Wiedervereinigung

Koreanische Halbinsel von A bis Z

Schritte zur Wiedervereinigung

Nordkoreanische Drohnen

2023-11-15

ⓒ YONHAP News 
Drohnen oder unbemannte Luftfahrzeuge können auf verschiedene Weise benutzt werden. Es gibt inzwischen Lieferdienste wie Wing, das zur Alphabet-Tochter Google gehört, die Drohnen einsetzen:

Durch den Gebrauch von Drohnen können wir Telekommunikationskabel in Bereichen verlegen, in denen der Zugang für Menschen und Ausrüstung wegen Erdrutschen oder Bodensenkungen schwierig ist. Mobile Telekommunikationseinrichtungen, die zur Infrastruktur gehören, können so auf einfache Weise wiederhergestellt werden. 

Drohnen sind etwa auch nützlich bei Suchaktionen nach Naturkatastrophen oder bei der sogenannten Hochbefliegungsfotografie und der Verbreitung von Pestiziden. Wie setzt Nordkorea Drohnen ein? Für Nordkorea ist der Paektu-Berg ein „heiliger Ort der Revolution“. Im vergangenen Monat strahlte das Land einen Dokumentarfilm über den Berg aus, der Szenen enthält, die von Drohnen aufgenommen wurden. Zum Thema sagt Jeong Eun Chan vom Nationalinstitut für Vereinigungserziehung in Südkorea:

Das 43 Minuten lange Video, das im Oktober gezeigt wurde, beginnt mit dem Sonnenaufgang am Paektu-Berg. Es zeigt die Gipfel Hyangdo und Janggung sowie den See Cheonji auf dem Berg. Auch gibt es eine Szene mit dem Machthaber Kim Jong-un, wie er 2015 mit wehenden Haaren vor dem See steht. Nordkorea will auf diese Weise die Bürger dazu anspornen, gegen die starken Winde des Bergs anzukämpfen und das Ziel zu erreichen, einen wohlhabenden sozialistischen Staat aufzubauen. Der Propagandafilm soll zur Vergöttlichung des Machthabers beitragen, indem er dessen Errungenschaften und die sogenannte Paektu-Blutlinie betont. 

Die Paektu-Blutlinie bezieht sich auf die Herrscherdynastie der Kims in dritter Generation, mit Kim Jong-un als Nachfolger seines Vaters Kim Jong-il und seines Großvaters Kim Il-sung. Der Fokus des Dokumentarfilms „Die acht Aussichten vom Paektu“ richtete sich aber vor allem auf den Berg und die spektakuläre Sicht, die man von diesem hat. Auch wurde das Interview mit einem ausländischen Touristen eingeflochten. Das zeigt, das der Berg auch eine Touristenattraktion ist: 

Nordkorea hat zuletzt Drohnen für Filmprodukte verwendet. Besonders TV-Videos sind dadurch vielfältiger geworden. Drohnen-Aufnahmen werden immer mehr für Nachrichten und andere Fernsehprogramme wie auch bei Militärparaden benutzt. Eine der Veränderungen in der Kim-Jong-un-Ära ist die Propagandamethode unter Verwendung von Drohnen. Nordkorea begann während der Jahre des Regime-Gründers Kim Il-sung damit, die Wichtigkeit von Wissenschaft und Technologie herauszustellen. Unter der Herrschaft von Kim Jong-un hat das Land größeren Wert auf die Entwicklung der Wirtschaft und die Stärkung des Militärs durch die Errungenschaften wissenschaftlicher und technologischer Entwicklungen gelegt. Drohnen werden eingesetzt, um Videos zu produzieren, die die Veränderungen im Land auf dynamische Weise zeigen sollen. 

Drohnen gehören heute zur gewöhnlichen Filmausrüstung in Nordkorea.  Eine Drohne wurde etwa auch benutzt, um die Umgebung der Stadt Samjiyon am Fuß des Paektu zu zeigen. Der Ort symbolisiert die Wurzeln der Paektu-Blutlinie. Die nordkoreanischen Medien setzten 2018 auch Drohnen bei einer Militärparade zum 70. Jahrestag der Staatsgründung ein. Damals wurden Drohnen auch für eine Aufführung verwendet: 

Die Aufführung beginnt damit, wie die Flagge der koreanischen Halbinsel gehisst wird, während Jubelschreie im Runrado-Stadion des 1. Mai ertönten. Die künstlerische Aufführung unter Verwendung von Drohnen und moderner Beleuchtungstechnik, um den Himmel und das Stadion während der Show zu beleuchten, soll die Tradition, die Gegenwart und die Zukunft Nordkoreas aufzeigen. 

Als die Massengymnastik-Show zum Staatsgründungstag am 9. September 2018 ihren Höhepunkt erreichte, bildeten Drohnen die Wendung “Ruhmreiches Land” im Himmel ab. Nordkorea setzt Drohnen ebenfalls in der Landwirtschaft ein: 

Die staatliche Fernsehstation berichtete 2021, dass das Land eine wissenschaftliche Anbaumethode unter Verwendung von Drohnen eingeführt hat, um die Agrarproduktion zu erhöhen. Das Fernsehen zeigte Szenen, wie Landarbeiter die Drohnen mit einer Fernsteuerung kontrollieren. Wegen der Düsen an den Drohnen lässt sich vermuten, dass die Drohnen für die Schädlingsbekämpfung genutzt wurden. Seit Kim Jong-un an der Macht ist, betonte Nordkorea immer wieder, wie wichtig Wissenschaft und Technologie sind. Es muss seinen Bürgern Ergebnisse liefern, also versucht es, solche Szenen aufzunehmen. Doch würde ich nicht sagen, dass Drohnen ausreichen, um das Problem des chronischen Nahrungsmittelmangels des Landes grundlegend zu lösen. Dazu müsste Nordkorea viele Probleme einschließlich des Mangels von Düngemitteln lösen. 

Nordkorea will eine autarke Wirtschaft auf wissenschaftlicher Grundlage aufbauen. Es experimentiert dazu auch mit Drohnen, darunter bei der Schädlingsbekämpfung, um die Ernteerträge zu erhöhen. Im vergangenen Monat lenkte das Land mit einer selbst gebauten Drohne für die Landwirtschaft auf sich. Die Drohnentechnologie wird aber hauptsächlich für militärische Zwecke verwendet: 

Nordkorea begann Anfang der 1990er Jahre damit, seine Banghyun-Serie unbemannter Luftfahrzeuge zu entwickeln. Als modifizierte Version des chinesischen D-4-Drohnensystems umfasst die Serie Banghyun-1 und Banghyun-2. Auch entwickelte Nordkorea eine Mehrzweckdrohne mit dem Namen Durumi, die sowohl für die Aufklärung wie auch für Angriffsaktionen eingesetzt werden kann. Am 100. Geburtstag von Kim Il-sung im April 2012 zeigte Nordkorea eine eigene Drohne bei einer Militärparade. 2013 testete es ein selbst entwickeltes unbemanntes Kampf-Luftfahrzeug. Im darauffolgenden Jahr schickte Nordkorea Aufklärungsdrohnen über größere Einrichtungen in Südkorea. Der südkoreanische Geheimdienst vermutet, dass Nordkorea etwa 500 Drohnen verschiedener Typen hat, die meisten von ihnen kleinere mit einer Länge von einem Meter bis sechs Meter. 

Nordkorea geht davon aus, dass die Entwicklung von Militärdrohnen, die Millionen von Won kosten, kosteneffektiver ist zum Vergleich zu Raketen, die Milliarden Won kosten. Nachdem er an der Macht gekommen war, wählte Kim Jong-un eine Drohneneinheit als Ort seiner ersten Inspektion einer Militärübung:

Indem er ein funkgesteuertes Modell-Luftfahrzeug inspizierte, gab uns unser oberster Befehlshaber eine wertvolle Lektion, die uns hilft, den Luffahrtsektor in Zukunft weiterzuentwickeln. 

Während einer Militärparade im Juli dieses Jahres zeigte Nordkorea eine große Zahl von neuen Drohnenmodellen. Es wurden dabei jeweils zwei Aufklärungs- und Angriffsdrohnen, “Saetbyul-4” beziehungsweise “Saetbyul-9”, gezeigt. Sie schienen fast identisch zu sein mit hochfliegenden Fluggeräten der USA. Eine US-Aufklärungsdrohne setzt ein Radarsystem in einer Höhe von 20 Kilometern ein:

Es ist schwierig zu sagen, ob die Drohnen, die Nordkorea nach Südkorea geschickt hat, die technologische Leistung Nordkoreas zeigt, weil sie auf chinesischen Drohnen basierten. Tatsache ist, dass Südkorea bei der Drohnentechnologie Nordkorea überlegen ist. Nordkoreanische Drohnen können nur eine extrem geringe Nutzlast aufnehmen, und sie können nicht in Echtzeit kontrolliert werden. Selbst wenn sie auf den Angriffsmodus umgeschaltet werden, ist die Zahl der Bomben, die sie tragen können, begrenzt. 

Trotzdem sollten Nordkoreas Militärdrohnen nicht unterschätzt werden. Im Dezember des vergangenen Jahres drangen nordkoreanische Drohnen in die Hauptstadtregion von Seoul ein. Eine von ihnen flog entlang des Flusses Han. Zuletzt richtete Nordkorea eine Drohneneinheit unter seinen strategischen Streitkräften ein: 

Früher führte Nordkorea normalerweise seine Offensivwaffen vor. Doch in Abkehr von früherer Praxis zeigte das Land zuletzt Bilder von Aufklärungssatelliten. Das bedeutet, Nordkorea will auch ein Drohnensystem für die Aufklärung wie auch für Angriffszwecke aufbauen. Nordkorea verfolgt das Ziel, ein fortschrittliches Waffensystem zu entwickeln, das fünf wichtige Aufgaben im Bereich der strategischen Waffen erfüllt. Eine davon ist die Entwicklung von Aufklärungsdrohnen. Nordkorea will als wichtige militärische Ressource ein Waffensystem einsetzen, das sowohl Überwachungs- als auch Angriffsmissionen ausführen kann. Die Ambitionen Nordkoreas im Bereich der Drohnen werden zunehmend zu einer Sicherheitsbedrohung für Südkorea, so dass sie die Aufmerksamkeit der südkoreanischen Bevölkerung auf die Wichtigkeit der nationalen Sicherheit lenken. 

Kim Jong-un erklärte 2021, dass die Entwicklung von Aufklärungsdrohnen eine der fünf wichtigsten Aufgaben im Verteidigungsbereich sei. Nordkorea hat seitdem versucht, die Stationierung von Drohnen voranzutreiben. Es ist schwierig, Drohnen zu entdecken und abzufangen, was eine große Bedrohung bedeutet, wie auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zeigt. Russland präsentierte zuletzt dem nordkoreanischen Machthaber Drohnen als Geschenk, als dieser im September das Nachbarland besuchte:
 
Nordkorea empfing bewaffnete Drohnen sowie eine Aufklärungsdrohne von Russland. Nordkorea setzt derzeit verstärkt Wissenschaft und Technologie ein, um der internationalen Isolation infolge der Sanktionen zu entgehen und die Grundlage für eine selbstständige Wirtschaft zu schaffen. Vor diesem Hintergrund wird Nordkorea wahrscheinlich weiter Drohnen entwickeln und ihren Einsatzbereich erweitern. Großer Wert wird dabei auf militärische Zwecke gelegt. Das Land wird vermutlich weiter Geld in die technologische Entwicklung stecken, die für den Aufbau eines Angriffs- und Aufklärungswaffensystems nötig ist. Auch China arbeitet an der Entwicklung der Drohnentechnologie. Nordkorea könnte chinesische Technologie imitieren, aber auch seine eigene Technologie benutzen. Ich denke, Nordkorea wird die Leistung seiner Drohnen im Vergleich zu heute verbessern. 

Drohnen werden von Radiowellen oder autonomen Navigationsgeräten gesteuert. Sie können Menschleben retten, aber auch eine Bedrohung darstellen. Nordkorea hat zuletzt den Einsatzbereich von Drohnen erweitert. Südkorea ist deshalb mehr oder weinige gezwungen, diese Entwicklung im Nachbarland genau zu beobachten und wirksam darauf zu reagieren.

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