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Geschichte

Park Du-seong: Erfinder der koreanischen Brailleschrift

2012-04-19

<b>Park Du-seong</b>: Erfinder der koreanischen Brailleschrift
Braille bringt Licht in die Dunkelheit

Menschen, die nicht oder nur sehr schlecht sehen können, lesen und schreiben heute mit einer Schrift aus sechs kleinen Erhebungen: der sogenannten Brailleschrift. Diese Blindenschrift wurde 1824 von dem Franzosen Louis Braille erfunden, der selber blind und Lehrer an der staatlichen Blindenschule in Paris war. Die Grundlage seines Schriftsystems war die sogenannte „Nachtschrift“, die innerhalb des Militärs zur Übermittlung von Nachrichten in der Dunkelheit verwendet wurde. Das System bestand aus zwölf Punkten, die mit dem Finger gelesen wurden. Damit die Schriftzeichen leichter erfasst werden konnten, vereinfachte Braille das System auf sechs Punkte, und machte sich dann daran, seine neue Schrift zu verbreiten. Er wurde für seine Erfindung hochgelobt, denn sie wurde als ein Mittel empfunden, durch das sehbehinderte Menschen Zugang zu Wissen und Bildung erhielten. 1854 wurde sie in Frankreich als offizielle Schrift für Blinde anerkannt.

Doch die ursprüngliche Brailleschrift basierte auf dem lateinischen Alphabet und ließ sich dadurch nicht ohne weiteres auf Sprachen übertragen, die ein anderes Schriftsystem verwendeten. Dieses Problem stellte sich auch für Koreanisch, und so dauerte es bis zum Jahr 1926, dass eine Punktschrift für die koreanische Schrift Hangeul entwickelt wurde.


Die koreanische Brailleschrift: „Hunmaeng Jeongeum“

In Anlehnung an das Hunmin Jeongeum, wie die 1446 unter König Sejong erfundene koreanische Schrift zu Beginn genannt wurde, erhielt die neue koreanische Punktschrift den Namen Hunmaeng Jeongeum. Die Silbe „Maeng“ steht dabei für „Blinde“. Erschaffer der Schrift war Park Du-seong.

Park Du-seong wurde am 26. April 1888 auf der Gyodong-Insel vor Incheon geboren. Von 1895 an besuchte er vier Jahre lang die Bochang-Schule auf der Ganghwa-Insel, die eine modern orientiertierte Bildung bot. Anschließend absolvierte er ein Studium an der Hansong-Schule für Pädagogik und trat an der Eouidong-Grundschule in Seoul seine erste Stelle an.

Von dem Gründer der Bochang-Schule Lee Dong-hui, der auch eine wichtige Persönlichkeit in der Unabhängigkeitsbewegung war, erhielt Park 1911 den Beinamen Songam. Der Name bedeutete so viel wie „Kiefer bei der Einsiedelei“ und gab ihm den Auftrag mit auf den Weg, aufrecht und unbeugsam wie eine Kiefer durchs Leben zu gehen. Gemäß diesem Auftrag widmete Park Du-seong sein Leben den Menschen, die es schwerer hatten als er.

1913 wurde Park Du-seong als Lehrer an die Abteilung für Blinde in der Bildungseinrichtung Jesaengwon berufen, dem Vorgänger der heutigen Nationalen Blindenschule Seoul. Noch im selben Jahr ließ er eine Prägemaschine aus Japan kommen und zunächst Lehrbücher in der japanischen Brailleschrift drucken. Als die japanischen Machthaber nach der Unabhängigkeitsbewegung vom 1. März 1919 den Koreanischunterricht in den Schulen abschaffen wollten, protestierte Park aufs heftigste dagegen. „Die Sehenden können mit ein wenig Anstrengung immer lesen und schreiben lernen, aber die Blinden? Wenn man ihnen ihre Muttersprache nimmt, dann werden sie auch noch stumm. Ist es das, was ihr wollt?“, waren seine Worte.

Ein Jahr später gründete er gemeinsam mit einigen seiner Schüler ein geheimes Komitee zur Entwicklung einer koreanischen Brailleschrift. Nach sechsjährigen Studien und Experimenten wurde die Schrift am 4. November 1926 der Öffentlichkeit präsentiert. Es war der Jahrestag der Verkündung des koreanischen Alphabetes durch König Sejong im Jahr 1446.


Ein Leben für Andere

Mit dieser Schrift konnten nun alle Vokale und Konsonanten der koreanischen Schrift mit Hilfe von sechs Punkten dargestellt werden. Zur Verbreitung der Schrift verschickte Park Du-seong unter anderem Lehrmaterialien an blinde Menschen, die sich keinen Schulbesuch leisten konnten, und bot ihnen Fernunterricht an. Er ermutigte seine Schüler auch unentwegt, sich durch ihre vermindertes Sehvermögen nicht vom Lernen abhalten zu lassen, sondern durch Wissen den Weg zur Selbstbehauptung zu finden.

Nach dieser Pionierarbeit wurde Park 1936 Direktor der Yeonghwa-Schule in Incheon. Aber auch danach widmete er sich weiter seiner Blindenschrift: neben seiner Arbeit als Lehrer übertrug er in seinem Leben insgesamt 76 Werke in die Brailleschrift, darunter auch die Bibel und Äsops Fabeln.

Park Du-seong starb am 25. August 1963 im Alter von 75 Jahren. Noch auf dem Sterbebett soll er die Anwesenden darauf hingewiesen haben, dass man Bücher in Brailleschrift nicht liegend, sondern stehend lagern solle, da sonst die Punktschrift Schaden nehme. An dieser Episode kann man erkennen, wie groß seine Leidenschaft für die Förderung blinder Menschen war. Nach seinem Tod wurde die von ihm erfundene koreanische Brailleschrift von seinen Schülern weiterentwickelt und nach einer Reihe von Verbesserungen und Ergänzungen 1994 offiziell als Standard der koreanischen Blindenschrift anerkannt.

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