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Geschichte

Jang Gi-ryeo: der koreanische Albert Schweitzer

2012-05-17

<b>Jang Gi-ryeo</b>: der koreanische Albert Schweitzer
Eine allseits respektierte Persönlichkeit

In einer Umfrage wurden 1.500 koreanische Experten in insgesamt 30 Bereichen wie Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gefragt, welche Persönlichkeit ihren größten Respekt genießt. Auf dem Feld der Medizin war der Name Jang Gi-ryeo die meistgenannte Antwort. Auch bei einer Umfrage unter 800 Medizinern nach dem berühmtesten koreanischen Arzt aller Zeiten schaffte es Jang auf den ersten Platz. Was für ein Mensch war dieser Arzt, dass er auch in den Generationen nach ihm noch einen solch großen Respekt genießt?


Ein geborener Arzt

Jang Gi-ryeo wurde 1911 in Yongcheon in der Nord-Pyeongan-Provinz geboren. Er besuchte zunächst eine Grundschule, die von seinem Vater, einem klassischen Gelehrten, errichtet worden war. 1928 begann er sein Studium an der Medizinischen Hochschule Gyeongseong, der Vorgängerin der medizinischen Fakultät an der heutigen Seouler Nationaluniversität. Er schloss sein Studium als Jahrgangsbester ab.

Nach dem Abschluss arbeitete er zunächst als wissenschaftlicher Assistent in der Chirurgischen Abteilung seiner Alma Mater. Er unterrichte Studenten und befand sich auf dem besten Wege zu einer angesehen Karriere als Arzt. Doch vor Beginn seines Medizinstudiums hatte Jang sich geschworen, sein Leben Patienten zu widmen, die keinen Zugang zu medizinischer Hilfe hatten. So lehnte er Angebote wie eine Professorenstelle an der Medizinischen Hochschule Gyeongseong und die Leitung der Chirurgie im Provinzkrankenhaus Süd-Chungcheong ab und ging 1940 an ein christliches Krankenhaus in Pyeongyang.

Drei Jahre später gelang ihm die erste Tumorentfernung bei einem Leberkrebspatienten in Korea, und er kam in den Ruf, der beste Arzt des Landes zu sein. 1947 wurde er Professor für Chirurgie an der Medizinischen Hochschule Pyeongyang und Leiter der chirurgischen Abteilung des an die Hochschule angeschlossenen Krankenhauses. Doch dann brach 1950 der Koreakrieg aus, und Jang ging von Pyeongyang nach Busan, um dort Kriegsflüchtlingen zu helfen.

1951 gründete er mit drei Zelten, die er vom amerikanischen Militär erhalten hatte, in Busan eine kostenlose Klinik. So begann er ein zweites Leben als ein Arzt für die Armen und Kranken.


Ein Leben für die Heilkunst

Zu Jang Gi-ryeo werden bis heute unzählige Episoden erzählt: Für Patienten, die kein Geld für eine Operation hatten, kaufte er auch schon mal mit seinem eigenen Geld Blutkonserven. Patienten, die kein Geld für die Kosten eines Krankenhausaufenthaltes hatten, half er bei der Flucht durch die Hintertür. Und im Winter kaufte er seinen Patienten warme Unterwäsche. Solche Geschichten brachten ihm Spitznamen wie „Kleiner Jesus“, der „koreanische Albert Schweizer“, oder „Dr. Jang, der Narr“ ein.

Jang Gi-ryeo war ein Arzt, der die Herzen berührte. Er war ein Menschenfreund und übte die Medizin stets mit einem großen Respekt für seine Patienten aus. Auch hörte er nie auf zu lernen und zu forschen, denn nur so konnte er ein besserer Arzt für die Menschen werden. 1959, als die Behandlung von Leberleiden in Korea noch in den Kinderschuhen steckte, gelang ihm als erstem koreanischen Arzt die erfolgreiche Entnahme eines größeren Teils einer Leber, womit er ein neues Kapitel in der Heilung von Leberkrankheiten in Korea aufschlug.

1968 gründete er das „Blaue Kreuz“, die erste koreanische Krankenversicherung. Sie funktionierte nach dem Prinzip der Gegenseitigkeit, unter dem Motto „Helfe anderen, wenn du gesund bist, bekomme Hilfe, wenn du krank bist“. Zu Beginn betrug der Beitrag gerade einmal 70 Won, was noch nicht einmal so viel war wie der Preis für eine Packung Zigaretten damals. Das „Blaue Kreuz“ gilt als Vorgänger der gesetzlichen Krankenversicherung, die 1989 in Korea eingeführt wurde. Korea war damit das 18. Land weltweit und das 2. nach Japan in Asien, in dem alle Menschen Anspruch auf eine Krankenversicherung hatten. Für Jang ging damit sein Traum, dass kein Koreaner mehr aus finanziellen Gründen auf medizinische Behandlung verzichten musste, in Erfüllung.


Ein Leben für Andere in Armut und Einsamkeit

1979 wurde Jang Gi-ryeo für seine Arbeit mit dem Magsaysay-Preis ausgezeichnet, der als der Friedensnobelpreis Asiens gilt. 1995 erhielt er von einer koreanischen Organisation einen Preis für Ärzte, die die Prinzipien des Humanismus verwirklicht haben. Nach seinem Tod 1995 wurde ihm posthum von der südkoreanischen Regierung der Bürgerverdienstorden 1. Klasse verliehen, und 2005 wurde er in die koreanische „Hall of Fame“ der berühmten Persönlichkeiten in Wissenschaft und Technologie aufgenommen. Als Arzt hatte er alles erreicht, was er hätte erreichen können – doch dafür zahlte er einen hohen Preis.

Als er 1950 während dem Koreakrieg nach Busan gegangen war, hatte er in Nordkorea seine Frau und fünf Kinder zurückgelassen. So blieb er bis zu seinem Tod mit 84 Jahren alleine und lebte nur für seine Arbeit. Alles, was er nach seinem Tod hinterließ, waren seine alten Arztkittel, eine schwarze Brille und ein gerahmtes Foto von sich und seiner Frau. Das sein Leben für ihn trotzdem einen Sinn hatte, ging aus seinen Schriften hervor:

„Seit meinem ersten Tag als Arzt gab es keinen einzigen Tag, an dem ich meine Verantwortung für all die Patienten, die kein Geld für eine Behandlung haben, vergessen konnte. Solange ich diese Verantwortung nicht aus den Augen verliere, ist mein Leben ein erfolgreiches, sollte ich sie jedoch vergessen, ist es ein gescheitertes.

Genau diese Überzeugung, dass die Bedeutung des Lebens in der Hilfe für andere liegt, ist wohl der Grund dafür, dass er für viele Menschen bis heute ein großes Vorbild ist.

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