Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Geschichte

Der Mönch Gyeongheo: Wiederbelebung des Zen-Buddhismus in der Moderne

2012-05-31

Der Mönch <b>Gyeongheo</b>: Wiederbelebung des Zen-Buddhismus in der Moderne
Gelebter Buddhismusa

Der berühmte Religionswissenschaftler Robert Thurman hat einmal gesagt, er wäre gerne ein Schüler des koreanischen Mönches Gyeongheo geworden wäre, wenn er zu dessen Lebzeiten gelebt hätte. Thurman ist Professor an der New Yorker Columbia-Universität, der erste Amerikaner, der in Tibet zum Mönch geweiht wurde, und zählte laut dem Times-Magazin im Jahr 1997 zu den 25 einflussreichsten Amerikanern. Was hatte es mit Gyeongheo auf sich, dass eine solche Persönlichkeit noch 100 Jahre nach seinem Tod einen derartigen Respekt vor ihm hat?

Gyeongheo wurde 1846 in Jeonju geboren und hörte als Kind auf den Namen Dong-uk. Mit gerade einmal acht Jahren folgte er seinem älternen Bruder, der bereits als Mönch in einem Tempel lebte, und begann im Cheonggye-Tempel in Gwacheon seine Mönchslaufbahn. Nach fünf Jahren unter dem dortigen Mönch Gyeheo ging er mit 13 Jahren zum Donghak-Tempel, um dort bei einem der berühmtesten Lehrer der damaligen Zeit, dem Mönch Manhwa, in die Lehre zu gehen. Dieser weihte Gyeongheo nicht nur in die buddhistische, sondern auch in die konfuzianische und taoistische Gedankenwelt ein.

Gyeongheo besaß einen ausgeprägten Intellekt, und so trat er bereits mit 22 Jahren in die Fußstapfen seines Lehrers und begann zu unterrichten. Im Jahr 1879 kam es dann zu einem einschneidenden Erlebnis. Auf dem Weg zu seinem ersten Lehrer Gyeheo wurde er von einem Unwetter überrascht und musste in einem Dorf Zuflucht suchen, in dem die Cholera ausgebrochen war. So mit dem Tod konfrontiert erkannte er, dass die buddhistische Lehre, nach der Leben und Tod eins sind und nichts anderes als eine flüchtige Wolke, in einer Situation von Leben und Tod nicht viel half. Sie war nicht mehr als leere Worte auf dem Papier. Nach der Rückkehr zum Donghak-Tempel zog er sich hinter verschlossene Türen zurück und begann mit der Suche nach Erleuchtung.



Der mühsame Weg zur Erleuchtung


Nach drei Monaten der Meditation fand er sie. Er erkannte, dass er einen Zustand jenseits von Leben und Tod anstreben musste. Er musste alle vorgefassten Urteile und alles Trennende überwinden und nach dem ursprünglichen Wesen der Dinge suchen.

Mit dieser Erleuchtung hatte er zum Zen-Buddhismus gefunden, der während der Joseon-Ära an Bedeutung verloren hatte. Er siedelte zunächst in die Cheonjang-Einsiedelei um und setzte dort seine Studien und seine Meditation fort. 1884 unterrichtete er drei Schüler, die Mönche Mangong, Hyewol und Suwol. Sie setzten die Linie von Zen-Mönchen, die mit dem Mönch Seosan im 16. Jahrhundert abgebrochen war, fort. 1886 lehrte er in zwei Tempeln in der Süd-Chungcheong-Provinz und ließ sowohl jüngere Mönche als auch die Allgemeinheit an seinem Wissen teilhaben.

Gyeongheo gründete im ganzen Land Zen-Zentren, unter anderem im Beomeo-Tempel im Südosten der Halbinsel. Er führte auch eine alte Tradition wieder ein, nach der sich die Mönche zwei Mal im Jahr, im Sommer und im Winter, für eine gewisse Zeit an einem Ort zur Meditation zurückzogen. So leistete der Mönch durch seine Bemühungen den entscheidenden Beitrag dazu, dass der Zen-Buddhismus nach Jahrhunderten in Vergessenheit wiederbelebt wurde. Doch trotz dieser Leistung war er zu Lebzeiten äußerst umstritten.


Zwischen Exzentrik und Erleuchtung

Gyeongheos Art zu Leben war für viele schockierend, und er war für exzentrisches Verhalten bekannt. So küsste er auch schon einmal fremde Frauen, denen er auf seinen Wanderungen begegnete, und auch dem Alkohol war er nicht abgeneigt. Viele dachten daher, dass er seine Mönchskutte abgelegt hätte; für Gyeongheo war dies aber nur ein Weg, um seine Glaubensfestigkeit zu testen. Er setzte sich den schlechten Dingen der Welt aus, um zu sehen, ob er sich von ihnen verführen ließ. Er wählte lieber den steinigen Pfad eines Abtrünnigen, der von den ausgetretenen Pfaden des Zen-Buddhismus abgekommen war, als dass er sich sein Leben lang in dem engen Korsett der anerkannten Lehre gefangen sah. So suchte er den Zen im Alltag.

Seine letzten Jahre verbrachte Gyeongheo zurückgezogen in den nördlichen Provinzen Nord-Pyeongan und Süd-Hamgyeong, ließ seine Haare wieder wachsen und lehrte in einer kleinen Dorfschule. 1912 starb er am Ende eines bescheidenen Lebensabend.

Gyeongheo übte seinen größten Einfluss nach seinem Tod aus. Denn die Mönche, die aus seiner Schule hervorgegangen waren, standen ab 1954 an der Spitze von Erneuerungsbestrebungen des koreanischen Buddhismus. Sie reinigten den Buddhismus von Überresten der feudalistischen Strukturen aus der Joseon-Ära und legten die Grundlagen für die heute bestimmende Form der Religion. Und diese Rolle als Vorreiter des Zen-Buddhismus und als ein Propagant für Zen im Alltag war es wohl auch, die Robert Thurman 100 Jahre später noch beeindruckte.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >