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Südkoreas neue Tourismusstrategie

#Thema der Woche l 2019-04-08

© YONHAP News

Die Ausgaben für Reisen erreichten 2017 weltweit 1,34 Billionen Dollar. Das Touristenaufkommen war das höchste seit der globalen Finanzkrise 2009. Auf den Tourismus entfallen zehn Prozent des Welt-Bruttoinlandsprodukts. Nach Brennstoffen und Chemikalien ist es die drittgrößte Exportkategorie. Die koreanische Regierung hat zuletzt eine neue Strategie zur Tourismusförderung entwickelt. Zum Thema sagt der Experte Lee Hoon von der Hanyang-Universität: 


Präsident Moon Jae-in saß am 2. April erstmals einem Treffen für die nationale Tourismuspolitik vor, dessen Ziel es war, über Wege zu diskutieren, wie mehr internationale Touristen nach Korea angezogen und auch die Inlandsreisen erhöht werden können. Die Teilnehmer legten als Ziel fest, die Zahl der Auslandstouristen bis 2022 auf 23 Millionen zu erhöhen und 960.000 Arbeitsplätze in der Tourismusbranche und relevanten Bereichen zu schaffen. 


Die koreanische Regierung ist bemüht, das chronische Tourismusdefizit des Landes zu reduzieren. Moon versprach, Visaregelungen zu vereinfachen, koreanische Städte zu Reisezentren zu erklären und Startup-Unternehmen in der Branche zu unterstützen: 


Die neue Tourismusstrategie enthält drei Hauptpunkte. Erstens, die Regierung will die Visabestimmungen vereinfachen, um mehr Touristen aus China, Vietnam, den Philippinen, Indonesien und Indien anzulocken. Zweitens, vier Städte sollen zu regionalen Tourismus-Hochburgen entwickelt werden. Zudem sollen Reiseprogramme mehr kulturelle Inhalte haben, den K-Pop eingeschlossen, um ausländische Fans der koreanischen Popkultur nach Korea zu holen. Daehangno, ein Entertainmentbezirk in Seoul, soll zu einer koreanischen Version des Broadway werden. Zudem will die Regierung ihre finanzielle Unterstützung für den Tourismussektor auf ein Niveau erhöhen, das dem für das Verarbeitende Gewerbe gleicht. Im Detail heißt das, für Tourismus-Venture-Firmen sollen bis zu 200 Milliarden Won, etwa 180 Millionen Dollar, zur Verfügung gestellt werden. 


In Korea besuchen 78 Prozent der Auslandstouristen nur die Hauptstadt Seoul. Das heißt, die Ferieninsel Jeju sowie die südöstliche Hafenstadt Busan empfangen weniger als 10 Prozent der Touristen. Gegenwärtig stellt Korea ein Mehrfachvisum für Besucher aus den vier chinesischen Städten Peking, Shanghai, Guangzhou und Shenzhen aus. Das erlaubt den betroffenen Personen, innerhalb einer bestimmten Zeitspanne mehrmals nach Korea einzureisen. Jetzt will die Regierung das Programm auf mehr chinesische Regionen ausweiten:


Der koreanische Tourismussektor ist vom Volumen her deutlich gewachsen. Die Zahl der Inlandstouristen nahm in den vergangenen fünf Jahren stetig zu, und auch die Zahl der Reisenden aus dem Ausland stieg jährlich im Durchschnitt um 10 Prozent. Doch der lokale Tourismus hat wegen einiger politischer Vorkommnisse einige Probleme gehabt, darunter die Vergeltungsmaßnahmen Chinas gegen die Aufstellung des US-Raketenabwehrsystems THAAD durch Südkorea sowie der diplomatische Konflikt zwischen Südkorea und Japan. Zudem konkurrieren viele Länder sehr stark bei der Werbung um mehr Touristen. Die koreanische Tourismusindustrie muss ihre Wettbewerbsfähigkeit qualitativ stärken. 


Im Bericht des Weltwirtschaftsforums von 2017 lag Korea unter 136 Ländern an 19. Stelle in der Kategorie der Wettbewerbsfähigkeit im Bereich des Tourismus. Korea stieg gegenüber 2015 um 10 Plätze. Die Entwicklung ist auf das gewachsene Interesse an Reisen, die thematisch um die koreanische Popkulturwelle Hallyu kreisen, sowie auf einen verbesserten Service zurückzuführen. Doch übermäßige Provisionsgebühren von Kaufhäusern einschließlich Duty-Free-Shop-Betreibern sowie immer gleiche Ausflugsprogramme und Pauschalangebote von geringer Qualität machen die Schwächen der lokalen Industrie aus:


Japan hat seit dem Jahr 2000 die Tourismusindustrie strategisch unterstützt, um sich von seinem langen Wirtschaftsabschwung zu erholen. Die Regierung in Tokio aktualisiert ihren Fünf-Jahres-Förderplan in jedem Jahr. Auf den Tourismus entfallen 7,4 Prozent des BIP und 6,9 Prozent des Arbeitsmarkts. Im Vergleich dazu hat Korea einen ähnlichen Fünf-Jahresplan erst im Jahr 2017 entwickelt. Auch hat es keine nationale Kontrollinstanz für diese wichtige Angelegenheit. Die Regierung schaffte den Posten eines Präsidentensekretärs für Tourismus ab. Bei dem Tourismustreffen in der letzten Woche nahm der Präsident zum ersten Mal teil. 


Der Experte Lee kritisiert, dass Korea keine staatliche Tourismuspolitik habe: 


Korea ist ein attraktives Land. Die freigeistige und dynamische Kultur spiegelt sich im K-Pop, in den Filmen und TV-Serien. Koreanische Modeartikel und kosmetische Produkte sind zudem im Ausland sehr beliebt. Lassen Sie mich ein Beispiel der königlichen Paläste in Seoul nennen. Die Touristen sehen sich normalerweise bei einem Besuch nur die schönen Palastgebäude an. Doch Nachttouren zu den Palästen haben nicht nur Koreaner, sondern auch Ausländer angezogen. Es gibt viele kreative Kräfte in Korea. Wenn die Regierung ihnen mehr Chancen gibt, werden sie mehr attraktive Tourismusprogramme entwickeln. Die Regierung sollte auch ihr Budget für die Forschung und Entwicklung der Tourismusindustrie erhöhen. 


Vor zwölf Jahren besuchten sechs Millionen Touristen Korea. Die Zahl stieg 2018 auf 15 Millionen. Das macht das Potenzial Koreas als Reiseziel deutlich. Die Regierung sollte die Gelegenheit nutzen, die Industrie systematisch auszubauen.

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