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Wirtschaft

LG zieht sich aus dem Smartphone-Geschäft zurück

#Thema der Woche l 2021-04-12

ⓒ YONHAP News

Der südkoreanische Elektronikhersteller LG hat beschlossen, seine Smartphone-Sparte zu schließen. Vor 26 Jahren hatte LG Electronics seine ersten Handys unter der Marke “Hwatong” produziert. Das Unternehmen hatte zwar mit verschiedenen Modellen Bestseller anzubieten, es konnte sich jedoch in der Smartphone-Ära nicht mehr angemessen auf die Marktveränderungen einstellen. Die Sparte mobile Kommunikation verzeichnete 23 Quartale hintereinander einen operativen Verluste. Das kumulierte Defizit belief sich auf 4,4 Milliarden Dollar. Zum Thema sagt der Direktor des Global Economic Research Institute, Kim Dae-ho:


Die Unternehmensgemeinde analysiert LGs Scheitern im Smartphone-Geschäft aus verschiedenen Blickwinkeln. Am wichtigsten ist, dass sich das Unternehmen nicht am veränderten Marktumfeld angepasst hat. LG war der führende Handyhersteller während der 2G-Ära, als Mobiltelefone bloß dazu benutzt wurden, unterwegs Anrufe zu tätigen. Apple startete die 3G- und 4G-Ära, als die Menschen Smartphones als tragbaren Computer nutzten, nicht nur als Telefon. LG glaubte irrigerweise, dass die 2G-Ära länger andauern wird und dass es lange Zeit für Apple braucht, Smartphones zu vermarkten. Aus diesem Grund war LG an der Entwicklung der Smartphone-Technologie nicht sehr interessiert. Es richtete den Fokus mehr auf “Feature”- oder Design”-zentrierten Geräten. 


LG nahm mit Vingroup in Vietnam, Volkswagen und Google Kontakt auf, um seine Smartphone-Sparte zu verkaufen. Doch kam es zu keinem Verhandlungsergebnis, und es beschloss, die Herstellung aufzugeben. Das wurde teilweise mit Bedauern aufgenommen, da LG als führender Entwickler von sogenannten aufrollbaren Smartphones galt, die als Geräte der nächsten Generation gesehen werden:


Das Rollable-Smartphone hat einen entrollbaren Bildschirm. Er kann größer oder kleiner werden. Das ist in der Tat ein Traum-Smartphone. Bei der Consumer Electronics Show in Las Vegas Anfang dieses Jahres zeigte LG ein 7 bis 8 Sekunden langes Video über sein ausrollbares Smartphone. Das innovative Gerät gewann den Titel des besten Produkts. Doch die Entwicklung eines Produkts mit fortgeschrittener Technologie ist eine Sache, und die Auslieferung für den gewöhnlichen Gebrauch eine andere. Um das Produkt auf den Markt zu bringen, sollte das Unternehmen die Kosten durch die Massenproduktion reduzieren. Doch für LG war es zu schwierig, diese Ebene zu erreichen.


LGs Rückzug könnte sich spürbar auf den Smartphone-Markt in Korea und im Ausland auswirken. LG Electronics ist der neuntgrößte Smartphone-Hersteller mit einem Marktanteil von 1,8 Prozent. Von dem Ausstieg werden voraussichtlich vor allem Motorola und Samsung in Nordamerika profitieren, die chinesischen Hersteller wie Xiaomi und Oppo mehr Nutzen daraus in Südamerika ziehen. In Korea dürfte sich der Wettbewerb zwischen Samsung und Apple verschärfen:

 

Auf Samsung entfallen 60 Prozent des koreanischen Smartphone-Markts, gefolgt von Apple mit 25 Prozent und LG mit etwas mehr als 10 Prozent. Ich denke, dass Samsung in einer vorteilhafteren Position als Apple ist, weil viele Besitzer von LG-Smartphones, die auf dem Android-System laufen, wahrscheinlich eher zu Android-Geräten von Samsung als zu Apples iPhones greifen, die ein anderes Betriebssystem nutzen. Es wird erwartet, dass Samsung mit chinesischen Modellen mit einer Android-Plattform konkurrieren wird.


Es gibt die Sorge, dass Samsung seine monopolistische Stellung in Korea ausbauen könnte, die zu höheren Gerätepreisen und geringerer Serviceleistung führen könnten. Doch für Samsung ist LGs Rückzug nicht nur eine gute Nachricht. Im Wettbewerb mit Apple und chinesischen Herstellern wird es um seine Führungsposition im globalen Markt kämpfen müssen, wo die Präsenz koreanischer Smartphones weniger stark ist. Der Vorsitzende der LG Group, Koo Kwang-mo, will derweil den Konzern mehr auf Wachstumsbereiche lenken:


Koo strukturiert das Portfolio der Gruppe durch “Auswahl und Fokussierung” um. LG hat seine Zukunftsstrategie in einer Weise überarbeitet, um die Ressourcen stärker auf profitable Bereiche zu richten, darunter auch Teile für Elektrofahrzeuge. LG beschloss dazu, ein Joint Venture mit einem kanadischen Autozulieferer zu gründen. Auch ist LG ein führender Hersteller von modernsten Haushaltsgeräten. Das Unternehmen will seine Geschäftsstruktur dadurch verbessern, dass es seine Energie auf Kerngeschäfte einschließlich der Home-Entertainment-Produkte richtet, die den Menschen helfen sollen, Musik, Filme und andere Aktivitäten durch die Verwendung seiner Elektrogeräte zu genießen.


LG Electronics verzeichnete im ersten Quartal dank der starken Nachfrage nach Haushaltsgeräten und Fernsehern den bisher höchsten Betriebsgewinn in einem Quartal. Neue Bereiche, auf denen es sich konzentrieren will, sind neben Teilen für E-Autos noch Robotertechnik, künstliche Intelligenz sowie Batterien. Auch will es weiter wichtige Technologien von Mobilgeräten entwickeln:


Ich denke, LG hat die richtige Wahl getroffen, um sich auf die Technologieentwicklung in Vorbereitung auf die Ära der vierten und fünften industriellen Revolution zu konzentrieren. Im Zeitalter des Internet der Dinge, oder IoT, sind es Smartphones, die Maschinen mit Maschinen vernetzen. Die Menschen werden zum Beispiel ein selbstfahrendes Auto unter Einsatz eines Smartphones betreiben können. LGs Elektrogeräte und Autoelektronik werden ohne Smartphone-Technologie ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Daher will LG die Technologie weiterführen, die mit künftigen Industriezweigen wie selbstfahrende Autos und IoT verknüpft ist.


Die Schließung der Smartphone-Sparte hat große Bedeutung für andere Unternehmen. Wenn sich ein Unternehmen auf seinen vergangenen Erfolgen ausruht und sich nicht weiterentwickelt, wird es im wettbewerbsintensiven Markt zurückfallen. Das haben auch schon andere Smartphone-Hersteller wie Blackberry, Nokia und Sony erfahren müssen. 

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