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Kultur

Schauspieler als Regisseure

2013-11-05

Am 21. Oktober kamen Koreas Topstars zur Vorschau des Films „Top Star”, die in einem Seouler Kino stattfand. So war der Film, in dem einige der größten Filmstars Koreas auftreten, bereits im Gespräch noch bevor in den Kinos anlief. Doch die Vorschau locket nicht nur die große Prominzenz, sondern auch ganz normale Filmliebhaber an.

Filmbesucherin: Eine wunderbare Besetzung, aber der Regisseur ist ja selber auch ein Schauspieler. Ich wollte mir das ansehen, um genauer zu erfahren, was sich derzeit so tut im Showgeschäft. Auch war ich neugierig, inwieweit man den Schauspieler Park Joong-hoon als Regisseur dieses Films wiedererkennt, denn er ist ja wirklich ein guter Schauspieler.

Filmbesucher : Ich bin ein Fan von Park Joong-hoon und habe fast alle seine Filme gesehen. Deshalb freue ich mich auf seinen ersten Film als Regisseur. Es treten ja einige große Stars der Szene auf, und Park selber ist ja auch ein Superstar, insofern erhoffe ich mir einen ehrlichen Blick hinter die Kulissen der Filmindustrie.


Park Joong-hoon zählte als Schauspieler fast 30 Jahre zur Spitze des Filmgeschäfts. Und so sind die Filmbesucher nun neugierig, wie er sich nun als Regisseur so macht. Der Film „Top Star” ist sein Erstlingswerk als Regisseur. Park Joong-hoon meint dazu selbst folgendes:
Park Joong-hoon: Viele Leute wollen wissen, wie ich diesen Film gemacht habe. Die Handlung ist im Grunde nichts Neues, aber ich wollte Gefühle in neuer Art und Weise darstellen. Ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass die Leute strengere Maßstäbe an den Film anlegen, weil sie mich als Schauspieler kennen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich sehr hart an diesem Film gearbeitet und mich voll eingebracht habe.

Der Film „Top Star”, in dem unter anderem Uhm Tae-woong, Kim Min-jun und So E-hyun mitspielen, zeigt den Aufstieg und Fall des hart arbeitenden Managers Tae-sik (태식), der die Fahrerflucht des Schauspielers Won-jun (원준) ausbaden muss. Es geht um Erfolg, Betrug, Träume, Wünsche und Fehlschläge hinter der blendenden Aura der Prominenz. Regisseur Park sagt, es sei nicht einfach gewesen, einen so ehrlichen Blick hinter die Kulissen zu gewähren.



Park: Als Schauspieler habe ich dem Publikum meine Emotionen gezeigt, aber als Regisseur musste ich meine Gedanken zeigen, was ich bis dahin nicht gewohnt war. Deshalb war ich sehr nervös. Was die Arbeit des Regisseur erschwert hat, war der Umstand, dass ich mich in die Arbeit der Schauspieler eingemischt habe, obwohl ich besser objektiv hätte bleiben sollen, besonders, wenn eine Figur im Film geweint hat. Es gab da eine Szene, in der Lee Jun-hyuk im Gefängnis weint. Es war so traurig, dass auch mir die Tränen kamen. Ein Schauspieler kann aufhören zu weinen, um sich neu zu sammeln, aber ein Regisseur muss ja Anweisungen geben und zur nächsten Szene überleiten. Ich hatte nicht die Zeit, mich wieder zu beruhigen und habe so etwas die Kontrolle verloren. Das war wohl das Schwierigste an der Arbeit.

Der Schaupieler Ha Jeong-woo ist einer der höchstdotierten Stars der koreanischen Filmindustrie. Alle Filme, in denen er mitgewirkt hat, waren ausgesprochen erfolgreich und seine schauspielerischen Qualitäten sind unbestritten. Nun versucht er sich erstmals als Regisseur und präsentierte seinen Film auf dem letzten internationalen Filmfest von Busan.

Ha Jeong-woo: Hallo, ich bin Ha Jeong-woo, Regisseur dieses Films. Heute Morgen bin ich aus Seoul hierher nach Busan gekommen, um hier meinen Film vorzustellen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler sind vielleicht noch nicht besonders bekannt, aber sehr gute Darsteller, die in ihren Rollen aufgehen. Mein primäres Interesse bestand darin, ihre Fähigkeiten gut zur Geltung kommen zu lassen. Und mein sekundäres Interesse war, wie lustig das Ganze werden würde. Ich wollte einen humorvollen Film machen mit vielen Gags und Witzen.

Der Titel von Has erstem Film lautet: „Bitte anschnallen“. Ein Hallyu-Star, der zu plötzlicher Berühmtheit gelangt ist, weil er Schimpfworte von sich gegeben hat, wird in Japan in eine Affäre mit einer viel jüngeren Sängerin verwickelt. Um große Aufmerksamkeit zu vermeiden, fliegt er eilig nach Korea zurück, wobei es allerdings Schwierigkeiten mit der Landung gibt, was zu weiteren Komplikationen führt. Ha Jeong-woo spielte bisher meist ernste Rollen wie die eines Serienkillers, eines Gangsterbosses oder eines Nachrichtensprechers, und so war man gespannt, wie ein Comedyfilm unter seiner Regie wohl aussehen würde.

Ha Jeong-woo: Ich habe so viele ernste und unheimliche Rollen gespielt, dass ich irgendwann erschöpft war und mich entschlossen haben, einmal etwas Anderes zu versuchen und diesen Film zu machen. Ich wollten einen einfach unterhaltsamen, lustigen Film machen, und so habe ich schließlich dieses Drehbuch geschrieben.

Als Ha Jeong-woo als Student Theater spielte waren es meist Komödien, in denen er auf der Bühne stand. Die Erfahrungen, die er während dieser Zeit gesammelt hat, konnte er nun in seinen Film „Bitte anschnallen“ miteinfließen lassen.

Dass Schauspieler wie Park Joong-hoon und Ha Jeong-woo sich als Regissuer versuchen, ist insgesamt ein Trend in der koreanischen Filmszene. Doch gab es auch früher schon Persönlichkeiten, die in dieser Doppelrolle aufgegangen sind. Der erste Schauspieler, der auch hinter der Kamera stand, war Choi Moo-ryong (최무룡) in den 60er Jahren. Und auf ihn sollten viele weitere folgen. Kulturkritiker Kim Sung-soo (김성수) erklärt:

Choi Moo-ryong hat in 16 Filmen Regie geführt und Shin Seong-il in vier. Auch gab es einen Schauspieler namens Ha Myeong-joong(하명중), der später eine erfolgreiche Karriere als Regisseur machte. Ein aktueller Fall ist beispielsweise Bang Eun-jin (방은진), die eher als Regisseurin, denn als Schauspielerin bekannt ist. Zuletzt hatte sie mit „Prinzessin Aurora” besonderen Erfolg. Weiterhin sind zu nennen Koo Hye-seon (구혜선), mit fünf Filmen und Yoo Ji-tae (유지태), der ebenfalls fünf Filme gemacht hat und mit „Mai Ratima” 2013 den Jury Prize beim Deauville Asian Film Festival gewonnen hat.

Die Werke von Park Joong-hoon und Ha Jeong-woo unterschieden sich in bestimmten Aspekten von denen anderer Schauspieler-Regisseure. Reporterin Lee Da-hye (이다혜) von Cine21 erklärt:

Yoo Ji-tae und Koo Hye-seon hhaben hauptsächlich Kurzfilme oder Independent Movies für internationale Filmfestivals gemacht. Park Joong-hoon und Ha Jeong-woo haben kommerzeille Kinofilme gedreht. Solche Fälle kennt man hauptsächlich aus Hollywood, beispielsweise von Clint Eastwood oder Robert Redford. In Korea waren nur eine Handvoll Schauspieler auch als Regisseur erfolgreich. Clint Eastwood ist ja mittlerweile eher als Regisseur bekannt. Aber in Korea werden Persönlichkeiten wie Yoo Ji-tae oder Park Joong-hoon nach wie vor eher als Schauspieler wahrgenommen, die eben zusätzlich auch Filme machen.

Während Yoo Ji-tae und Koo Hye-seon mit kleinem Budget arbeiten, versuchen Park Joong-hoon und Ha Jeong-woo sich alks kommerzielle Filmregisseure. Wie kommt es, dass sie sich auf dieses schwierige Feld begeben haben? Lee Da-hye erklärt:

Schauspieler spielen die Rollen anderer Leute und erzählen die Geschichten anderer Leute, aber Regisseure können eigene Geschichten erzählen. Außerdem sind Schauspieler stark an ihre eigene äußere Erscheinung gebunden, denn eine Frau kann nicht glaubwürdig einen Mann spielen und ein 70-Jähriger keinen Teenager. Ein Regisseur hingegen ist unabhängig von seinem Alter, Geschlecht und Aussehen. Er kann jede Geschichte erzählen, wenn er nur die richtigen Schauspieler hat. So kann man als Regisseur die Grenzen des eigenen Schauspielens überwinden.

Ein Schauspieler mag vielleicht seine eigene Gedanken zeigen wollen, aber dies ist nicht möglich, wenn er sich an die Anweisungen des Drehbuches halten muss. Auch sind die Rollen, der er gerne spilen würde vielleicht gar nicht die, die er auch gut spielt. Ein Regisseur ist in dieser Hinsicht völlig ungebunden. Er kann sich seine Ausdrucksmöglichkeiten selber suchen, um die Geschichten zu erzählen, die ihm am Herzen liegen.

Wenn ein Schauspieler selbst einen Film macht, so ist dies für die normalen Filmbesucher naturgemäß besonders interessant. Cine21-Reporter Lee Da-hye meint:

Die Filme von Park Joong-hoon und Ha Jeong-woo sind sehr unterhaltsam. Bei den Regisseuren handelt es sich um Topstars, für die viele Leute bereits sind, Geld auszugeben. Als Regisseure sind sie zwar Anfänger, aber sie haben dennoch bereits einen Namen und großen Marktwert, der ihnen nun zugute kommt. Die Filme sind gut gemacht und machen Spaß. Es sind überzeugende Erstlingswerke.



Obwohl dem Regiedebüt der beiden Schauspieler große Aufmerksamkeit zuteil wurde, blieb der erhoffte ganz große Erfolg an den Kinokassen aus. Wenn sie sich als Regisseure behaupten wollen, müssen sie nun das Publikum mit ihrem nächsten Werk überzeugen. Dies meint auch Lee Da-hye:

Beide Filme handeln ja von Schauspielern. Offenbar wollten die beiden zeigen, welche Sorgen und Beschwerlichkeiten es geben kann, wenn man in Korea als Schauspieler arbeitet. Für einen Debütfilm ist das in Ordnung, doch nun fragen wir uns: Was haben sie uns darüber hinaus noch zu sagen? Welche Geschichten können sie uns noch erzählen?

Ha Jeong-woo plant offenbar seinen nächsten Film bereits im nächsten Frühjahr. Und auch von Park Joong-hoon kann man weitere Regieaktivitäten erwarten. Man darf gespannt sein, wie die beiden sich in Zukunft auf diesem bislang noch recht ungewohnten Terrain zurechtfinden werden.

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