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Kultur

Fußball-WM 2014 in Korea: Die "Red Devils" sind wieder da

2014-06-24

Wir sind um drei Uhr morgens angekommen. Ich komme aus Muju, mein Freund hier aus Pohang. Wir haben uns in Daejeon getroffen und sind von dort zusammen gefahren.

Ich bin um elf Uhr abends gekommen, mit Mann und Kindern.

Ich bin gestern abend um halb elf gekommen. Ich wollte die koreanische Mannschaft in der ersten Reihe anfeuern, deswegen war ich extra früh hier.


Am 18. Juni um 6 Uhr morgens auf dem Gwanghwamun-Platz in Seoul. Rund 20.000 Fans füllten den Platz - einige von ihnen waren morgens um drei oder vier gekommen, viele auch schon am Vorabend. Wir fragten nach, warum sie sich hier die Nacht um die Ohren geschlagen haben.



Hier kann man die ganze Nacht feiern, zwischendurch ein wenig schlafen, und die Stimmung der Weltmeisterschaft einfach besser erleben. Wenn das Spiel vorbei ist, muss ich arbeiten gehen.

Die Menschen denken immer an 2002 zurück. Allein beim Gedanken daran bekomme ich Gänsehaut, das will ich einfach noch einmal erleben! Deswegen bin ich hier. Auf gehts, Südkorea!


Am 18. Juni fand das erste Spiel der Gruppe H bei der Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien statt: Südkorea gegen Russland. Nach koreanischer Zeit wurde das Spiel um sieben Uhr morgens angepfiffen, aber die koreanischen Fans fanden sich schon früh an den Public-Viewing-Orten ein.

Vor zwölf Jahren, bei der Fußballweltmeisterschaft Südkorea/Japan 2002, zeigten die koreanischen Fans erstmals, was sie können. Als "Red Devils", also "Rote Teufel", feuerten organisierte Fangruppen ihre Mannschaft so leidenschaftlich an, dass sie zu Recht als 12. Spieler auf dem Platz bezeichnet wurden. Seitdem gehören die Red Devils in Südkorea fest zu Fußballweltmeisterschaften dazu - und auch dieses Jahr sind sie wieder mit dabei.

Die Red Devils haben heute am Gwanghwamun angefeuert und werden auch beim zweiten und dritten Gruppenspiel vor Ort sein. Wir hoffen, dass viele Menschen kommen. Die Bühne wurde ab gestern morgen um zehn aufgebaut, ab Mitternacht gab es Programm. Wir spielen die bekanntesten Anfeuerungschöre und -lieder, bei denen alle mitmachen können.

Zum Spiel Südkorea gegen Russland hatten sich im ganzen Land rund 100.000 Menschen zum Public Viewing versammelt. 20.000 waren auf dem Seouler Gwanghwamun-Platz, der Rest fand sich in Theatern, Stadien oder Stränden ein.

Die Straßen rund um den Gwanghwamun-Platz waren bereits ab zehn Uhr am Vorabend für den Verkehr gesperrt, und dank den herbeiströmenden Menschenmassen machten die Kioske in der Gegend die ganze Nacht über ein gutes Geschäft.

Zur Grundausstattung der Fans gehörte natürlich vor allem eins: ein rotes T-Shirt, das Markenzeichen der Red Devils! Für die, die noch keines hatten, wurden auch vor Ort welche verteilt.

Auch vor den Ständen mit weiterer Ausrüstung zum Anfeuern drängten sich die Kunden.

Ich habe viel verkauft. Viele sind ja so fußballbegeistert, dass sie schon früh da waren. Da lief das Geschäft für mich gut!

In einer anderen Ecke des Platzes verteilten Freiwillige sogar kostenloses Frühstück an die Fans.

Und natürlich war die Farbe Rot überall. Neben den roten T-Shirts waren vor allem Stirnbänder mit im Dunkeln leuchtenden Teufelshörnern und geschminkte Gesichter der Renner.

Ich hab mir die Nase weiß gemalt, links und rechts das Taegeuk-Symbol in Rot und Blau, und auf der Stirn steht "Korea".

Nicht nur Koreaner feuerten die südkoreanische Mannschaft an diesem Tag an. Auch viele Ausländer waren durch Berichte über die koreanische Fußballkultur neugierig geworden und hatten sich zum Fußballschauen vor dem Gwanghwamun-Tor eingefunden.

Ich bin eine Studentin aus der Mongolei. Die Fans sind so leidenschaftlich hier, es ist fantastisch! Ich drücke Südkorea die Daumen, auch wir Ausländer feuern die Mannschaft an!

Auch vor dem Einkaufs- und Kongresszentrum COEX im südlichen Teil von Seoul war Public Viewing angesagt, und hier kam ein ganz besonderer Gast vorbei: der Sänger Psy, der mit seinen Hits wie "Gangnam Style" vor dem Spiel die Stimmung anheizte.

Wem das Public Viewing auf der Straße zu turbulent war, aber trotzdem nicht alleine zu Hause schauen wollte, für den gab es auch noch eine dritte Möglichkeit, das Spiel anzuschauen: im Kino.



Ich bin Angestellter und habe mir meinen Anzug mitgebracht, damit ich mich nach dem Spiel umziehen kann. Ich habe das Kino ausgewählt, weil ich das Spiel hier in Ruhe anschauen kann und es auch etwas zu essen gibt. Draußen wird es ab Sonnenaufgang heiß und schwül. Hier ist es schön trocken, ich habe meinen eigenen Sitz, eine große Leinwand und einen tollen Sound. Für Leute ab Mitte Zwanzig sind die Kinos denke ich einfach besser geeignet.

Das Spiel wurde in insgesamt 70 Kinos im ganzen Land live übertragen - ein Konzept, das auch schon bei früheren Fußballweltmeisterschaften erprobt worden war.

Ich bin Oh Yun-seok, der Leiter der Megabox-Filiale in Gangnam. Aufgrund des breiten Interesses an der WM haben wir unser Theater früher geöffnet, damit unsere Gäste hier die südkoreanische Mannschaft gemeinsam anfeuern können!

Als auf den Leinwänden die südkoreanische Nationalhymne ertönte, sangen die Red Devils mit.

Bei KBS kommentierte der frühere Spieler Lee Young-pyo das Spiel als Experte. Bei der Fußball-WM 2014 treten viele Mitglieder der Mannschaft von 2002 als Experten bei den verschiedenen Fernsehsendern auf, was die Spiele noch interessanter macht. Der Kulturkritiker Kim Seong-su.

Die Liste der Experten der Fernsehsender sieht aus wie die Aufstellung aus dem Jahr 2002. SBS hat Park Ji-sung und Cha Du-ri. Lee Young-pyo ist bei KBS, das war wirklich eine überraschende Nachricht! MBC hat Ahn Jung-hwan und Song Jong-gug. Die Kommentare dieser Ex-Spieler sind meiner Meinung nach schon ein Vergnügen für sich!

Der Vergleich zwischen den unterschiedlichen Meinungen dieser erfahrenen Spieler entwickelt sich bei dieser Fußball-WM schon beinahe zu einer eigenen Disziplin. Lee Young-pyo von KBS wird dank seiner exakten Vorhersagen schon als "Krake Young-pyo " bezeichnet - in Anlehnung an seinen berühmten Kollegen Paul.

Inhaltlich wurde vor allem KBS gelobt, da Lee Young-pyo sich sehr gut vorbereitet hatte. Er griff bei seinen Kommentaren auf ein fundiertes Fußballwissen und zahlreiche Materialien zurück. Er war so gut informiert, dass die eigentlichen Kommentatoren kaum zu Wort kamen, und seine Prognosen waren sehr zutreffend. Manche sprechen ihm schon übersinnliche Fähigkeiten zu.

In der ersten Halbzeit gegen Russland wechselte sich bei den Fans Stöhnen und Anfeuern ab. Nach 45 Minuten stand es unentschieden. In der zweiten Halbzeit wurde dann Lee Keun-ho für Park Chu-young eingewechselt.

In der 23. Minute der 2. Halbzeit kam dann das Tor: mit einem langen Schuss platzierte Lee Keun-ho den Ball im russischen Tor. Das ganze Land brach in Jubel aus.

Doch nur fünf Minuten später folgte der Ausgleich durch Russland.

Kommentatoren wie Fans konnten ihre Enttäuschung nicht verbergen. Aber nach dem Spiel war alles vergessen.

Es war zwar nicht einfach, aber gemeinsam ist man stark. Ich wünsche unserer Mannschaft viel Glück!

Ich hoffe, die Mannschaft gibt dem ganzen Volk Hoffnung!


"Es ist nicht der Sieg, den wir von euch sehen wollen. Es ist die Leidenschaft, mit der ihr für den Sieg kämpft!" Mit diesen Worten richtete sich der Ex-Spieler und heutige Kommentator Lee Young-pyo jüngst an seine Nachfolger in der Nationalmannschaft. Und seine Aufforderung trifft die Stimmung im Land: viele Südkoreaner erhoffen sich, dass der Funken vom Spielfeld auf den Rest des Landes überspringt und den Menschen Hoffnung und Energie spendet. Warten wir ab, was die Fußball-WM noch bringt!

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