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Kultur

„Deukeumjiseol“: Pansori und Literatur in einem

2014-07-08

Eine kleine Unterrichtsstunde beim Konzert: Bei einer Aufführung der traditionellen koreanischen Oper Pansori dürfen die Chuimsae nicht fehlen - die anfeuernden Ausrufe, mit denen sich das Publikum an der Aufführung beteiligt.

Der Gesang auf der Bühne und die Zurufe des Publikums gehen eine ganz eigene Harmonie ein. Genau das ist der Reiz der koreanischen Oper Pansori: Es wird nicht nur auf der einen Seite gesungen und auf der anderen Seite zugehört - die Kunst wird gemeinsam erschaffen. Und doch hat Pansori heutzutage ein Imageproblem, denn die Liedtexte sind voll von chinesischen Sprichwörtern und altmodischen Ausdrücken, die für viele schwer verständlich sind. Um dieses Problem zu lösen, fand im Volkstheater des Trainingszentrums für Immaterielles Kulturerbe vom 23. bis zum 27. Juni eine ganz besondere Konzertreihe statt: „Deukeumjiseol: Klassische Literatur mit Pansori“. Herr Hong Dae-ung von der Koreanischen Stiftung für Kulturerbe.

Mit dem Konzert wollten wir auf die Bedeutung der Geisteswissenschaften aufmerksam machen und den Menschen die klassische koreanische Literatur und Pansori näherbringen. Bei dem Konzert wurden Ausschnitte aus den fünf überlieferten Pansori-Opern aufgeführt: dem Sugungga, dem „Lied des Unterwasserpalastes“; dem Chunhyangga, dem „Lied der Chunhyang“; dem Jeokbyeokga, dem „Lied der roten Klippe“; dem Simcheongga, dem „Lied der Simcheong“, und dem Heungboga, dem „Lied des Heungbo“. Es gab in der Vergangenheit viele Versuche, Literatur und Kunst zu verbinden, aber eine Begegnung von Pansori und der klassischen Literatur war selten. Viele Zuschauer hören Pansori nur als Musik und verstehen die vielen Redewendungen und Sprichwörter nicht. Um dieses Problem zu lösen, gab es bei uns einen Kommentator, der die Texte erklärte.



Im „Lied des Unterwasserpalastes“ zieht eine Schildkröte aus, um für den kranken Drachenkönig eine Kaninchenleber zu finden. Das „Lied der Chunhyang“ handelt von der Liebe zwischen dem Adligen Yi Mong-ryong und der Tochter einer Unterhaltungsdame, Chunhyang. Im „Lied der Simcheong“ geht es um das Mädchen Simcheong, die sich für ihren blinden Vater aufopfert. Das „Lied des Heungbo“ erzählt von dem ungleichen Brüderpaar Heungbu und Nolbu. Und schließlich gibt es noch das „Lied der roten Klippe“, das von einer großen Schlacht aus der chinesischen Literatur handelt. Das sind die fünf Pansoris, die bis heute überliefert sind, und diese bieten nicht nur spannende und unterhaltsame Geschichten, sondern auch viele Lebensweisheiten. Der Romanautor Kim Hong-sin.

Im „Lied des Heungbo“ tauchen der böse Bruder Nolbu und der gute Bruder Heungbo auf. Sie stehen symbolisch für die unterschiedlichen Charaktere der Menschen. Nolbu ist stets schlecht gelaunt, gierig, quält seinen jüngeren Bruder und verübt böse Taten. Doch sein kleiner Bruder lässt sich in seiner Zuneigung zu ihm nicht beirren und verhält sich stets korrekt. Daran wird ganz einfach gezeigt, was gut und was böse ist. Während es im „Lied der Chunhyang“ um die Bedeutung der Liebe geht, wird im „Lied des Heungbo“ von der Moral, der Geschwisterliebe, und der Armut gesprochen. Das „Lied der Simcheong“ handelt dagegen um die Liebe zu den Eltern.

Die Besetzung einer Pansori-Oper ist minimalistisch: ein Sänger oder eine Sängerin werden von einem einzelnen Trommler begleitet. Mit der Stimme, den Texten und viel Gestik wird eine Geschichte erzählt. Die koreanische Einmann-Oper ist Nummer fünf auf der koreanischen Liste des wichtigen immateriellen Kulturerbe und seit 2003 Teil des Immateriellen Kultuerbes der UNESCO. Herr Kim Hong-sin.

Eine Geschichte, einen Roman mit Musik zu erzählen, darum geht es bei der Pansori-Oper. Sie wird von einem Meistersänger gesungen, der die Geschichte mit Kommentaren und Gestik ausschmückt. Die fünf Pansori-Opern tragen vielfältige Bedeutungen in sich, aber die meisten Menschen wissen das nicht wirklich zu schätzen, weil sie sie nicht kennen. Aber wenn sie sich damit beschäftigen, merken sie, wie breit gefächert, großartig und tiefgehend die koreanische Musik ist. Ich schreibe selbst Romane, aber sogar ich bin immer wieder beeindruckt, wie die Meistersänger eine ganze mehrstündige Oper auswendig lernen können und jedes Detail ohne einen Fehler wiedergeben.

Pansori-Gesang ist eine hohe Kunst, und die Künstler streben ihr ganzes Leben lang danach, ihren Gesang zu verbessern. Denn erst wenn sie diese Kunst gemeistert haben, können sie die Satire, Komik und Weisheit der Pansori-Opern angemessen vermitteln. Die Meistersängerin Shin Yeong-hui.

Die buddhistischen Mönche streben ihr ganzes Leben lang nach dem richtigen Weg, wir Sänger suchen nach dem richtigen Ton. Von bislang 100 Meistersängern ist das nur dreien gelungen. Für uns Sänger ist es das Ziel, die Laute der Natur so genau wie möglich nachzuahmen. Blitz und Donner, Vögelgezwitscher, das Rauschen von Wasser und Wind, das Rascheln der Blätter - erst wenn wir das alles hundertprozentig nachahmen können, haben wir wirklich unsere Stimme gefunden. Ich habe das noch nicht geschafft, werde aber mein ganzes Leben lang danach streben.

Bei der Konzertreihe „Deukeumjiseol“ wurden die besten Ausschnitte aus den fünf Pansori-Opern von anerkannten Meistersängern und -sängerinnen vorgetragen. Die Texte wurden von Koryphäen der klassischen koreanischen Literatur erläutert. Am ersten Tag war das Sugungga dran, das „Lied des Unterwasserpalastes“, das dem Publikum vom Romanautor Kim Hong-sin erklärt wurde.



Kim Hong-sin bemühte sich darum, Pansori möglichst unterhaltsam und leicht verständlich zu präsentieren. Dafür hatte er sich ordentlich vorbereitet und viel über das Werk gelernt.

Das „Lied des Unterwasserpalastes“ ist eine der fünf überlieferten Pansori-Opern. In ihm wurden die Wesen der Unterwasserwelt vermenschlicht, denn damals wusste man ja nicht, wie es unter Wasser aussieht. Die Geschichte beginnt mit dem König des Unterwasserpalastes und seinen Untertanen. Der König ist sehr krank, und nur die Leber eines Kaninchens kann ihn retten. Doch wer soll diese beschaffen? Schließlich sterben alle Bewohner des Unterwasserpalastes, sobald sie das Wasser verlassen. Hier macht sich die Geschichte nun die Tatsache zunutze, dass Schildkröten im Wasser und am Land überleben können. Wenn man sich den Text im Detail anschaut, ist er natürlich voller Widersprüche. Im Meer gibt es schließlich keinen König, und ein Kaninchen würde auch nie ins Wasser gehen. Hier wurde viel vermenschlicht und übertrieben. Auch die Kräuter, die vorkommen, würden zu Gift werden, wenn man den Liedtext wörtlich befolgen würde. Aber immerhin kommen sie alle in dem klassischen medizinischen Text „Dongeuibogam“ vor.

Der Text der Oper zeigt, wie sich die Koreaner vor einigen hundert Jahren die Meereswelt vorstellten, wie sie die Besonderheiten der Meeresbewohner wahrnahmen und welche Heilkräuter sie verwendeten... die Phantasie und Logik der alten Koreaner beindruckt die Menschen von heute. Wenn dann das Ganze noch vertont wird, kann nur Stimmung aufkommen.

Um den Drachenkönig zu heilen, muss die Leber eines Kaninchens her. Nach langen Diskussionen wird die Schildkröte für die Mission ausgewählt, da sie zu Wasser wie zu Lande überleben kann. Zwischen den einzelnen Ausschnitten unterhalten sich Kommentator und Sängerin und sorgen so für kurze Weile.

Die Oper wurde an diesem Tag von Nam Hae-seong dargeboten, die dank ihrer Gesangskunst zum koreanischen Kulturerbe gezählt wird. An dieser Stelle präsentierte sie die unterhaltsamste Szene der Oper.

An Land angekommen, macht sich die Schildkröte auf die Suche nach dem Kaninchen. Dabei begegnet sie einer Gruppe von Tieren, die aus Giraffe, Elefant, Löwe, Bär, Eichhörnchen und vielen anderen besteht. Sie streiten sich darum, wer der Älteste ist und damit den Thron besteigen darf. Diese offensichtliche Satire auf die Welt der Menschen gehört zu den berühmtesten Stellen einer Pansori-Oper.

Am dritten Tag der Konzertreihe wurde das „Lied der Chunhyang“ aufgeführt, die wohl berühmteste und beliebteste Pansori-Oper überhaupt. Sie handelt von der Liebesgeschichte zwischen Yi Mong-ryong, dem Sohn eines adligen Yangban, und Chunhyang, der Tochter einer Gisaeng, also einer Kurtisane. Die Geschichte handelt aber auch von gesellschaftlichen Missständen in der damaligen Zeit. Kim Hyeon-ryong, emeritierter Professor für koreanische Sprache und Literatur an der Konkuk-Universität.

Damals blickte das Volk allein auf den König. Die Beamten beuteten nur aus und wollten sich vor allem bereichern. Die einzige Hoffnung des Volkes war der König, aber der konnte nur über geheime Gesandte agieren. Im „Lied der Chunhyang“ wurde das aufgegriffen und dem Volk Genugtuung und Hoffnung gegeben. Sie bekamen das Gefühl, dass ihnen jemand hilft, und die Hoffnung, dass ein geheimer Gesandter sie von den ausbeuterischen Beamten erlösen würde.

Die Sängerin muss hier die Gefühle des Liebespaares und aller anderen Menschen in dessen Umgebung zum Ausdruck bringen - keine einfache Aufgabe, selbst für eine Meisterkünstlerin.

Das „Lied der Chunhyang“ ist vielfältiger als die anderen vier Pansori-Opern. Es enthält viele verschiedene Rollen, und handelt von Themen wie der Liebe zwischen einem Adligen und einer Nicht-Adligen und weiblicher Keuschheit. Auch die Rolle von Chunhyangs Mutter ist recht groß und hat viele Facetten. Außerdem hat die Oper eine lange Einleitung und enthält viele Zitate aus der klassischen Literatur. Sie ist schwer zu singen.

Ich hatte gehört, dass die Aufführung toll ist, und das war sie. Pansori ist die Grundlage unseres Lebens, es hilft bei allem. Es macht Freude und ist gleichzeitig traurig, und damit gibt es einem so viel Lebensenergie. Das gefällt mir sehr.




Die Erläuterungen von Literaturkennern machten die sonst so schwer verständlichen Pansori-Opern zugänglicher, und der Austausch zwischen Sängern und Publikum sorgte für Stimmung. Auch für die Künstler bedeutete die Begeisterung der Zuschauer viel neue Inspiration. Das Konzept der Konzertreihe „Deukeumjiseol“, das traditionelle Genre Pansori für ein modernes Publikum aufzubereiten, ging also voll auf - und bot so die seltene Möglichkeit, sich der koreanischen Oper auf einfache Art und Weise zu nähern.

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