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Kultur

Plattform für Kunsthandwerk 2014: „Kunsthandwerk schmeckt!”

2014-07-15

Im historischen Seouler Bahnhof, der seit einiger Zeit als Kulturzentrum dient, fand vom 25. Juni bis zum 13. Juli die „Plattform für Kunsthandwerk 2014“ statt. Herr Choi Jeong-cheol, Direktor der Koreanischen Stiftung für Kunsthandwerk und Design.

Mit der Ausstellung wollten wir das Kunsthandwerk zugänglicher machen und dem Publikum seine praktische Seite zeigen. Der Untertitel der Ausstellung lautet „Kunsthandwerk schmeckt!“. Damit wollen wir den Menschen deutlich machen, dass Handwerkskunst Teil unseres Lebens ist. Wenn sie einen Platz in unseren alltäglichen kulinarischen Erfahrungen hat, dann macht sie Spaß und schmeckt. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen also gutes Essen, Tees oder auch die irdene Ware Onggi. Viele Speisen schmecken zum Beispiel besser, wenn sie in Onggi aufbewahrt werden. Wir wollten den Besuchern durch die Gestaltung der Ausstellung das wahre Wesen des Kunsthandwerks bewusst machen.



Der Untertitel der diesjährigen Ausstellung lautete also „Kunsthandwerk schmeckt!“. Wie er schon andeutete, standen all jene handwerklichen Produkte im Mittelpunkt, die mit Essen und Trinken zu tun hatten: goldschimmerndes Messinggeschirr, glattes und milchigweißes Porzellan, rustikales irdenes Geschirr und viele andere Teller, Schüsseln und Schalen, mit denen selbst die einfachste Mahlzeit etwas hermacht. Auch wenn man beim Kunsthandwerk natürlich nie die Tradition außer Acht lässt, wurden vor allem modernisierte Varianten der althergebrachten koreanischen Handwerkskunst präsentiert. Damit wollte man deutlich machen, dass Kunsthandwerk ganz nah an der Lebenswelt der Besucher dran ist. Insgesamt wurden zehntausend Ausstellungsstücke von 230 Künstlern gezeigt, die den Charme und die Schönheit der koreanischen Handwerkskunst bekannter machen sollten. Eine der Kuratorinnen der Ausstellung, Jang Shin-jeong.

Hinter der Haupthalle befindet sich ein Raum, in dem Kollaborationen von vier Chefköchen und vier Künstlern vorgestellt werden. Dahinter kommt ein Teeraum und ein Sarangbang, wie die Männerquartiere in traditionellen koreanischen Häusern genannt wurden. Dort sind aufwändig verzierte Kommoden und Vitrinen sowie moderne Lacktische zu sehen. Im Innersten gibt es dann einen Bereich mit dem Namen Gyubang. Diese Räume waren traditionell den Frauen vorbehalten, und bei uns gibt es dort Accessoires und Schmuck zu sehen. Im zweiten Stock geht es dann um das koreanische irdene Geschirr Onggi und alkoholische Getränke. Zunächst wird hier der Prozess der Fermentierung und Reifung erklärt, dann können die Besucher sehen, wie die Koreaner seit jeher fermentierten Alkohol aus irdenen Karaffen und Schalen getrunken haben. Im nächsten Raum geht es dann weiter mit verschiedenen irdenen Gefäßen.

Die „Plattform für Kunsthandwerk 2014“ bot die ganze Bandbreite der traditionellen koreanischen Handwerkskunst: Im Mittelpunkt stand Geschirr aus Irdenware, Messing, Seladon, weißem Porzellan oder Lackware, aber auch Holzmöbel, Glaswaren, Papierkunst aus dem koreanischen Papier Hanji und mit Naturfarben gefärbte Textilien fehlten nicht. Begleiten Sie uns auf einem Rundgang durch die Ausstellung!

Beim Betreten des Kulturzentrums Seoul 284, wie der historische Seouler Bahnhof heute heißt, fiel als erstes eine zwei Meter hohe, graublaue Seladon-Vase ins Auge. Sie war am Tag der Eröffnung vom Töpfer Lee Kang-hyo vor Ort produziert worden. Zu den Trommelrhythmen einer Samulnori-Truppe stellte der Künstler die Vase im sogenannten Buncheong-Verfahren fertig, bei dem unterschiedliche Tonarten in Schichten aufgetragen werden.

Die Performance stellte einen fulminanten Start in die Ausstellung dar. Links neben der gigantischen Vase warteten dann die kulinarischen und ästhetischen Visionen von vier Chefköchen und vier Handwerksmeistern. Hier ging es darum, wie handgefertigtes Geschirr das kulinarische Erleben noch verstärken kann. Die vier Paar hatten jeweils ein Tischgedeck mit den passenden Speisen dazu entwickelt. Dabei waren Teller und Schüsseln in der Ausstellung angerichtet, das Essen wurde von Projektoren an der Decke hineinprojiziert. Als erstes wurde das Ergebnis der Kollaboration von Kimchi-Meisterköchin Lee Ha-yeon und der Töpferin Kim Hee-jong vorgestellt. Der Anblick von rotem Kimchi auf strahlend weißem Porzellan ließ den Besuchern das Wasser im Munde zusammenlaufen. Dann ging es weiter zu einem Gedeck mit Messinggeschirr. Herr Sohn Mun-su, einer der Kuratoren der Ausstellung.



Im zweiten Raum geht es um Messingware. Geschirr aus Messing hat spezielle Funktionen. Es hält das Essen am längsten frisch und gilt als eines der elegantesten Tischgedecke. Es wurde häufig am königlichen Hof benutzt. Unser Gedeck hier wurde von Jeon Hyo-Won, einer Spezialistin für Tempelküche, und der Messing-Künstlerin Kim Su-yeong angerichtet. Es ist eines der beliebsten in der Ausstellung.

Als drittes kam das gemeinsame Werk von Lee Hyeon-bae, einem Meister des Irdenguts Onggi, und dem Koch des Hotels Millienium Seoul Hilton, Park Hyo-nam, der sich der französischen Küche verschrieben hat. Herr Sohn.

Onggi ist wohl das am häufigsten übersehene Geschirr. Es wird als zu schwer, zu rau und zu einfach angesehen. Aus dem modernen Leben ist es so gut wie verschwunden. Deswegen waren viele fasziniert davon, dass ein Koch der französischen Küche dieses Geschirr für sein Essen verwendete. Besucher aus Frankreich gingen sogar so weit, dass sie Onggi als das beste Geschirr für französisches Essen bezeichneten! Die einfache und bescheidene Erscheinung des Geschirrs lässt das Essen in den Vordergrund rücken, ganz egal, was es ist: französisches oder koreanisches Essen, aufwändig oder schlicht. Liebhaber der Onggi-Ware halten es für das beste Geschirr überhaupt.

Als letztes kam dann ein Gedeck des Unternehmens Gwangjuyo, das sich auf klassisches koreanisches Geschirr spezialisiert hat. Gekocht wurde hier vom Chefkoch des Hauses, Kim Byung-jin. Kim präsentierte jahreszeitliche Küche, wobei er die die Farben der Teller und Schüsseln auf die jeweilige Jahreszeit abgestimmt und so den Charakter der Speisen noch verstärkt hatte. Allen vier Künstlern war es gelungen, das traditionelle Geschirr Koreas neu zu erfinden, ohne seine ureigene Eleganz zu opfern. So konnten die Besucher sehen, wie sie das Geschirr zur Anwendung bringen könnten. Nicht wenige nahmen sich ihr Lieblingsgeschirr im angeschlossenen Verkaufsraum dann auch gleich mit.

Das hier ist der Teeraum. Am Eingang befindet sich ein Setzkasten mit 100 Abteilen. Zehn Künstler erschufen jeweils zehn Teeschalen, mit denen die Abteile befüllt wurden. Die Besucher lieben diesen Setzkasten. Heute trinken die Koreaner mehr Kaffee, aber dieser Teeraum mit verschiedenen traditionellen Tees und einer Atmosphäre, die die Schönheit des Teetrinkens vermittelt, ließ das Interesse an Koreas Teekultur wieder aufkeimen. Die Besucher können hier Ideen bekommen, wie sie sich zu Hause selbst Räume zum Teetrinken einrichten können.

Direkt neben dem Teeraum ging es weiter mit einem Bereich, der sich ganz dem blauen Seladon widmete, das auf Koreanisch Cheongja heißt. Auf Tischen waren Teegeschirr und Teller angerichtet, die von zurückhaltender Schönheit waren und mit ihrer glatten Oberfläche und leichtem Schimmer eine edle Atmosphäre verbreiteten.

Weiter ging es zum Sarangbang, wie die Räume der Männer in traditionellen koreanischen Häusern hießen. Hier wurde früher über Politik und andere wichtige Angelegenheiten gesprochen, und die Einrichtung war daher für gewöhnlich eher schlicht. In der Ausstellung wich man von diesem Konzept jedoch etwas ab und bot aufwändig mit Perlmutt beschlagenenen Schränken, traditionellen Kommoden, Volksmalereien und anderen Möbelstücken einen Raum. Der Sarangbang war ohne Zweifel der farbenfroheste und prunkvollste Raum im historischen Seouler Bahnhof. Als nächstes kam dann das innere Heiligtum der Ausstellung: die Nachstellung eines Gyubang, also eines Raumes, der früher ausschließlich Frauen vorbehalten war. Die Kuratorin Jang Shin-jeong.

Koreanische Mütter gaben ihren Töchtern früher natürlich gefärbte Textilien als Aussteuer mit. Die Stoffe hier sind Kreationen der Meisterfärberin Park Jeong-su. Sie färbte dafür hochwertige Hanf- und Ramiestoffe mit natürlichen Farben. Es gibt auch Handwerkskunst aus Bambus und Schmuckkästen zu sehen. Wir sind hier im Innersten des Gebäudes, womit es genau der richtige Raum für einen Gyubang war. Es sind Jadekreationen von Kim Yeong-hee und handgemachte Bambusjalousien von Jo Dae-yeong ausgestellt. Solche Jalousien wurden früher heruntergelassen, wenn die Königin Gäste empfing.

Im Erdgeschoss gab es dann noch eine Sonderausstellung mit dem Titel „Gestern und Heute des lokalen Kunsthandwerks“. Hier wurde Kunsthandwerk aus den vier Orten Gongju, Tongyeong, Damyang und Hwaseong im Kontext der jeweiligen regionalen Geschichte präsentiert. Bei Gongju ging es um eine besondere Variante des Buncheong-Porzellans, Damyang war mit Kunsthandwerk aus Bambus vertreten. Der Küstenort Tongyeong wartete mit seinen typischen Perlmuttarbeiten auf, und Hwaseong hatte Handwerkskunst aus Stroh mitgebracht.

Im Obergeschoss wurden die Besucher als erstes von einem gedeckten Tisch mit verschiedenen Schalen und Tellern für Alkohol und die dazu gereichten Speisen begrüßt. Die traditionellen Ton- und Porzellanschalen, Karaffen und Teller stellten die koreanische Trinkkultur vor. Auf der gegenüberliegenden Seite waren Lackarbeiten zu sehen. Und zu guter Letzt waren die Onggi dran, wie das koreanische irdene Geschirr heißt, das die Aromen der Speisen ganz besonders gut zur Geltung bringt. Hier waren unter anderem eine Reihe der Aufbewahrungskrüge zu sehen, wie sie in Korea allgegenwärtig sind. In ihnen werden fermentierte Pasten und Soßen wie die Chilipaste Gochujang, die Sojapaste Doenjang oder Sojasoße aufbewahrt, die aus der koreanischen Küche nicht wegzudenken sind, und natürlich das Nationalgericht Kimchi. Zur Reifung und Aufbewahrung dieser fermentierten Lebensmittel gibt es nichts Besseres als Onggi. Das Irdengut lässt das Essen atmen, konserviert es und filtert Schadstoffe heraus. Am beliebtesten in der Ausstellung waren die sogenannten „Pure Onggi“. Der Meistertöpfer Bae Yeong-shik erklärte uns, was es damit auf sich hat.



Normale Onggi werden glasiert, aber „Pure Onggi“ werden unglasiert verwendet. Trotzdem sind sie wasserdicht. Ihre Farbe ist sehr schlicht und schön anzusehen. Heute kaufen selbst normale Menschen bevorzugt diese Variante, weil ihre Filterfähigkeiten zehn bis dreißig Mal besser sind als die von normalen Onggi. In einem solchen Krug wird Leitungswasser in ungefähr einer Stunde zu frischem Quellwasser. Dank dieser Qualitäten waren „Pure Onggi“ auch die bevorzugten Aufbewahrungsgefäße am königlichen Hof.

Das Auge isst mit, wie man so schön sagt, und daher spielt das richtige Geschirr eine entscheidende Rolle beim Anrichten der Speisen. Bei der Seouler „Plattform für Kunsthandwerk 2014“ konnten die Besucher unter anderem erleben, wie ihnen traditionelles koreanisches Geschirr dabei helfen kann. So trug die Ausstellung viel dazu bei, die Wertschätzung für das traditionelle koreanische Kunsthandwerk zu steigern.

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