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Kultur

Hottest Webtoon-based TV Dramas and Films
Webtoon-Verfilmungen im Kino und im Fernsehen

2014-12-09

Die Fernsehsendung, über die zur Zeit am meisten gesprochen wird, läuft auf einem Kabelsender und heißt „Misaeng“, übersetzt etwa „unvollständiges Leben“. Sie handelt von einem jungen Mann, der nach einer gescheiterten Karriere als professioneller Baduk-Spieler (die koreanische Version des japanischen Brettspiels Go) für zwei Jahre bei einer großen Handelsfirma arbeitet. Dank der realistischen Darstellung des rauen Firmenlebens und der sympathischen Protagonisten wurde sie zur Top-Fernsehserie.

Frau 1: Mit „Misaeng” kann sich jeder Büroarbeiter identifizieren. Jede Person dort hat eine eigene Geschichte, ganz wie im richtigen Leben. Ich sehe die Serie gerne, denn da geht es um realistische Probleme.
Mann 1: Da gab es eine Szene, wo der Hauptdarsteller von den Mitarbeitern einer anderen Abteilung gemobbt wurde. Als sein Chef ihn verteidigte und ihn schließlich ins Team aufnahm, konnte ich mich gut in ihn hineinversetzen.
Frau 2: Ich hatte mich erst wegen des Hauptdarstellers für die Sendung interessiert. Aber die Serie zeigt, wie die Arbeitswelt wirklich ist. Die Realität ist hart, trotzdem gibt es herzerwärmende und tröstende Momente.


Die Vorlage von „Misaeng“ war ein Webtoon von Yoon Tae-ho. Ein Webtoon ist eine Comicserie, die auf einer Webseite im Internet veröffentlicht ist. Als die Serie ab 2012 ausgestrahlt wurde, war „Misaeng“ unter Büroarbeitern bereits ziemlich populär. Der Autor des Webtoons, Yoon Tae-ho, erzählt uns mehr über seine bekannteste Kreation.



Die Leute denken meist, dass alles im Leben erreicht ist, wenn man an einer guten Universität studiert und einen guten Job bei einer großen Firma findet. Aber das ist noch nicht das Ende. Manchmal erkennt man, dass man sich dabei von den wirklichen Lebenszielen zu weit entfernt hat. Ich wollte zeigen, dass das Leben unvollständig anfängt und unvollständig aufhört. Dabei sind es doch die Anstrengungen, etwas zu erreichen, die langen und beschwerlichen Wege zu den eigentlichen Träumen und Zielen des Lebens, die das Leben erst lebenswert machen.

Der Ausdruck „Misaeng“ beschreibt eine Situation beim Baduk, wo die Spielsteine zwar nicht tot, aber auch noch nicht richtig lebendig sind. Im Unterschied dazu steht das vollständige Leben, „Wansaeng“, für eine Situation, die in jedem Fall aufgelöst werden kann. In seinen Webtoons ließ Yoon Tae-ho jede Episode mit einer Baduk-Strategie anfangen, die den Lesern eine wichtige Lektion des Lebens verdeutlichte. Unser Leben sei wie diese Misaengs auf dem Baduk-Spielfeld, und wir strebten alle nach einem Wansaeng, um unsere Ziele zu erreichen. Das Webtoon verzeichnete einen Erfolg nach dem anderen, ist über eine Milliarde Mal angeklickt worden, hat eine riesige treue Fangemeinde und schaffte den Sprung ins Fernsehen.

Bei koreanischen Fernsehserien ging es bisher meist um Liebesgeschichten zwischen den Protagonisten, ungewöhnliche Erfolgsstorys, Familiengeheimnisse und betrügerische Ehepartner. Gelangweilt von diesen abgenutzten Klischees sehnten sich koreanische Fernsehzuschauer nach neuen Konzepten, die sie ansprechen und ihnen nahe gehen. Man fand sie in den Webtoons. Hier ist Professor Hahn Chang-wan von der Abteilung für Zeichentrick an der Sejong-Universität.

Während die Qualität der Webtoons und Szenarien gestiegen ist, gab es immer weniger gute Autoren, Texter und Comiczeichner. Es ist schwer, bei so wenigen Autoren innovative Geschichten zu finden, daher beschränkten sich die meisten Filme und Fernsehsendungen auf Genres wie Liebeskomödien, Fantasy und Action. Eine große Anzahl von Fernsehserien drehte sich besonders um verborgene, dunkle Familiengeheimnisse, Betrug und Eifersucht. Das Publikum begrüßte daher die erfrischend neuen Themen und Geschichten der Webtoons. Einige der Webtoons sind sogar absichtlich dafür gemacht worden, später als Serie ins Fernsehen zu kommen.

Es gab schon mehrere Filme, die auf Webtoons basieren. So beruht der Film „Moss“ aus dem Jahr 2010 auch auf einem Webtoon von Yoon Tae-ho. Im Jahr 2012 wurde das Webcomic „26 Years“ von Kang Full unter dem gleichen Namen verfilmt. Und „Secretly Greatly“ aus dem letzten Jahr wurde mit fast sieben Millionen Besuchern der meistbesuchte Film, der auf einem Online-Comic basierte. Dieser Trend hält bis heute an, erst letzten Monat kam „Fashion King“ von Kian84 in die Kinos.

Nicht nur Filme, die auf Internet-Comic basieren, erweisen sich als erfolgreich. Auch Fernsehadaptionen von Webtoons begeistern mit ihren frischen Ideen und spannenden Geschichten die Zuschauer. Die Liebeskomödie „Mary Stayed Out All Night“, die 2010 auf KBS lief, beruht zum Beispiel auf einem Web-Comic vom Zeichner Won Soo-yeon. Die Protagonistin namens Wi Mary, die absolut keine Erfahrung mit Männern hat, befindet sich dort plötzlich in einer vertrackten Dreieckssituation, in der sie sich zwischen einem charmanten Sänger und einem perfekten Gentleman entscheiden muss.

Im letzten Winter wurde „Pretty Man“ auf KBS ausgestrahlt, das auf einem beliebten Webcomic gleichen Namens beruht. Die Geschichte dreht sich um den gut aussehenden Gigolo Dokgo Ma-te, der sich nur mit reichen Frauen einlässt, um sie auszunutzen, bis er sich zu einem echten Mann im besten Sinn des Wortes entwickelt.

Neben „Misaeng“ wird eine andere Serie im Kabelfernsehen, die auf einem Webcomic basiert, immer beliebter. Bei „Dr. Frost“ von Lee Jong-bum geht es um einen brillanten Psychologen, der sich mit der Aufklärung von Verbrechen beschäftigt. Auch diese Serie verzeichnet steigende Zuschauerzahlen. Webtoons haben also eine Vielzahl von interessanten und erfolgreichen Fernsehserien und Filmen inspiriert. Was ist das Geheimnis dieses Erfolgs? Zunächst einmal gibt es eine große Auswahl talentierter Webcomic-Zeichner. Hier ist Lee Jong-bum, Autor von „Dr. Frost“.

Die vielen Webcomic-Künstler haben einen unterschiedlichen Hintergrund. Früher hatten sie alle Kunst studiert, doch heute gibt es viele Zeichner, die vorher Lehrer oder Beamte oder sonst was waren, und das macht die vielen verschiedenen Themen und Genres möglich. In ihrer Kreativität gibt es keine Grenzen, deshalb können sie auch in anderen Formaten erfolgreich sein.

Lee Jong-bum hat selbst Psychologie an der Universität studiert. Er benutzt die Kenntnisse, die er sich dabei erworben hat, für spannende Geschichten über einen gut aussehenden, talentierten Psychologen, der seine Fachkenntnisse dafür einsetzt, Verbrechen aufzuklären. Nach Lee war es nur folgerichtig, über etwas zu schreiben, womit er sich auskennt.

Das Webtoon basiert auf meinem Hauptfach, Psychologie. Als ich damals mit meiner Comicserie anfing, gab es noch nicht viele Webcomics über solche Fachleute. Inzwischen gibt es viele Webtoons über Anwälte und andere Spezialisten. Früher gab es einfach nicht so viele Comiczeichner, die eigene Recherchen in speziellen Fachbereichen anstellen konnten. Wenn mich die Leute fragen, was Psychologie ist, antworte ich, dass es sich um ein Gebiet handelt, das es mir ermöglicht, mich selbst zu verstehen. Dann dachte ich, dass es interessant wäre, eine Geschichte über einen Psychologen zu kreieren, der sich selbst gar nicht so gut versteht. Und so wurde dieser Typ zum Protagonisten meiner Serie.

Das Webtoon handelt von einem professionellen Psychologen, daher waren umfangreiche Recherchen theoretischer und praktischer Art erforderlich, um die Darstellung realistisch und überzeugend zu machen. Obwohl der Autor von „Dr. Frost“ also selbst Psychologie studiert hatte, musste er viel Literatur durcharbeiten und heuerte sogar eine Gruppe von professionellen Psychologen an, um ihn zu beraten.



Ich sprach mit meinen Professoren an der Uni und mit anderen Psychologen. Als ich an der Serie arbeitete, hatte ich vier oder fünf Berater, die ich regelmäßig um Rat fragte. Ich sah mir auch viele Nachrichten an und las viel über soziale Phänomene. Die Psychologie hilft mir dabei, die emotionalen und psychischen Probleme zu verstehen, die die heutigen Leser beschäftigen. In der Zeit der koreanischen Abiturprüfung befasste ich mich mit dem Gefühl der Verzweiflung der Schüler, die daran teilnahmen. Als ich über junge, arbeitslose Leute zeichnete, lernte ich Depression und Schlaflosigkeit kennen. Wenn mich ein Thema interessiert, konstruiere ich eine Geschichte damit und spreche mit Experten darüber, um sicher zu gehen, dass die Geschichte plausibel klingt.

Der Autor von „Misaeng“, Yoon Tae-ho, hatte keine eigenen Erfahrungen mit dem normalen Arbeitsleben. Er verließ sich bei seinen Geschichten aus der Arbeitswelt auf seine Internetkontakte. Hier ist der Webtoon-Künstler Yoon Tae-ho.

Der Freund einer Freundin, die ich aus dem Internet kenne, arbeitete für eine große Handelsfirma. Ich traf mich sogar einmal mit ihnen, als sie ein Rendezvous hatten. Ein anderer meiner Internetkontakte macht die PR für eine Firma, ich traf mich also mehrmals mit ihm, um diesen Bereich kennen zu lernen. Ich hatte sieben oder acht solche Berater.

Yoon Tae-ho lieferte derart detaillierte und genaue Beschreibungen darüber, wie es in einer Handelsfirma abläuft, vom einfachen Praktikanten bis zum mächtigen Top-Manager, dass jeder, der selbst in einem solchen Betrieb gearbeitet hat, die Handlungen nachvollziehen und sich mit den Personen identifizieren kann. Diese Detailgenauigkeit wurde zur Freude der Fans des ursprünglichen Webtoons in der Fernsehserie so gut übernommen, dass sich eine ganz neue Gruppe von Bewunderern gebildet hat. Auch Lee Jong-bum von „Dr. Frost“ hat hohe Erwartungen an die Fernsehshow aus seiner Feder.

Wenn ich erst einmal die Rechte einer Serie verkauft habe, beurteile ich das Endprodukt nicht als der ursprüngliche Künstler, sondern wie ein Zuschauer. Es ist zugleich wunderbar und auch ein bisschen beunruhigend, als eigentlicher Erschaffer zu sehen, wie das eigene Werk in ein anderes mächtiges Format übertragen wird, denn selbst wenn die Originalidee auch von mir stammt, habe ich keinen Einfluss darauf, wie ein anderer Autor meine Ideen aufnimmt. Wenn das eigene Werk neu aufgelegt wird, ist es nur natürlich, dass man neugierig darauf ist und wissen will, wie die Interpretationen und Perspektiven einer anderen Person in das neue Werk einfließen. Ich hoffe zwar, dass der Wesenskern meines Werks bestehen bleibt, aber im Grunde schätze ich den Transformationsprozess.

Damit eine Webtoon-Serie erfolgreich wird, braucht sie Schauspieler, die zu den Figuren in dem ursprünglichen Comic perfekt passen. In „Misaeng“ sehen alle männlichen und weiblichen Darsteller so aus, als ob sie direkt aus dem Comic stammen würden; sie ähneln ihren Vorbildern in Details wie Frisuren, Kleidungen und Verhaltensweisen bis hin zu Charakterzügen. Die Zuschauer machen sich einen Spaß daraus, ihre Lieblingsfiguren mit den Schauspielern zu vergleichen, die sie darstellen.

Mann 1: Ich finde es toll, wenn Filme aus Webtoons gemacht werden. Die Leute schätzen es, wenn die Schauspieler den Figuren aus den Webtoons im Aussehen und Verhalten genau gleichen. Auf diese Weise sind die Figuren glaubwürdiger.
Frau 1: Ich mag Verfilmungen und Fernsehserien von Comics. Wenn das Aussehen der Figuren perfekt von den Comics übernommen wurde, macht es richtig Spaß, die Filme oder Sendungen zu sehen. Ich verehre solche Programme.

Die Zuschauer versetzen sich in die Figuren und Situationen und freuen sich und leiden mit ihnen genau wie die Protagonisten der Sendungen. Professor Hahn Chang-won von der Abteilung für Zeichentrick an der Sejong-Universität erklärt uns mehr darüber.

Der besondere Inhalt von „Misaeng“ führt dazu, dass die Zielgruppe der Angestellten mittleren Alters denkt, die Sendung sei genau für sie gemacht. Deshalb erzeugt die Sendung eine Reihe sozialer Phänomene, über die diskutiert werden muss. So viele Leute identifizieren sich mit „Misaeng“, dass es schon ein gesellschaftliches Phänomen geworden ist.

Webtoons haben sich von einfachen Unterhaltungsformaten im Internet über Fernsehserien und Kinofilmen zu gesellschaftlichen Phänomenen entwickelt. Ihre unverbrauchten Themen und Geschichten sprechen nicht nur junge, technophile Leute an, sondern auch alte, „analoge“ Generationen. Der Trend, aus Webcomics andere Medienformate zu machen, wird vermutlich noch eine ganze Weile anhalten.

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