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Kultur

Koreas neuestes immaterielles UNESCO-Kulturerbe: Nongak

2014-12-23

Eine lebhafte Aufführung mit Gongs, Janggu- und anderen Trommeln – das ist Nongak. Der ansteckend fröhliche Rhythmus einer Nongak-Gruppe lässt die Leute automatisch mit den Schultern wippen und den Händen klatschen. Die kombinierte Energie von Musikern und Zuschauern gipfelt am Ende in einem Wirbelsturm an Rhythmusmusik voller Applaus und Jubel.

Die koreanische Nongak-Musik hat seinen Zuhörern Jahrtausende lang Kraft und Freude bereitet. Auf der 9. Session des Internationalen Komitees zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes am 27. November in Paris wurde diese typische koreanische Aufführungskunst schließlich zum immateriellen UNESCO-Kulturerbgut ernannt.

Mit der Ernennung von Nongak weist Korea inzwischen siebzehn von der UNESCO anerkannte immaterielle Kulturerbgüter auf, darunter das königliche Ahnenritual im Jongmyo-Schrein und die dazugehörige zeremonielle Musik, die folkloristische Musikform Pansori, das Danoje-Festival in Gangneung, der Volkstanz Ganggangsullae, die traditionelle Kampfkunst Taekkyon, das Volkslied Arirang sowie das alljährliche Ritual der gemeinsamen Kimchiherstellung, Kimjang. Die UNESCO hat laut Frau Song Min-seon vom staatlichen Zentrum für immaterielle Kulturgüter der Dynamik und dem Gemeinschaftsgeist des Nongak offensichtlich Bestnoten verliehen.

Die UNESCO hat Nongak als ein lebendiges, pulsierendes kulturelles Erbgut anerkannt, das seit Generationen übermittelt wurde und immer noch aktiv ausgeübt wird. Nongak ist durch die Interaktion der Gruppen mit ihrer natürlichen, kulturellen und historischen Umgebung beständig weiterentwickelt worden. Dabei wurde betont, dass Nongak nach wie vor mit Freude von koreanischen Gruppierungen praktiziert wird und dass Koreaner sehr stolz auf diese Tradition sind.

Die Nongak-Musik wurde gespielt, um die Leute zu motivieren und aufzuheitern, wenn sie draußen auf dem Feld arbeiteten oder ein traditionelles Fest feierten. Sie wurde oft bei Dorfzeremonien und Festen gespielt, um böse Geister zu vertreiben und Glück zu bringen.

Es gibt je nach Dorf und Region unterschiedliche Nongak-Melodien, doch das Genre ist allgemein in fünf verschiedene kulturelle Regionen eingeteilt: Gyeonggi-Chungcheong-Nongak, Gangwon-Yeongdong-Nongak, Yeongnam-Nongak und linkes sowie rechtes Honam-Nongak. Doch selbst innerhalb dieser Regionen hat jedes Dorf seine eigenen Methoden und Regeln bei der Aufführung, der Zusammenstellung der Gruppen, den eingesetzten Utensilien und den Kostümen. Es gibt so viele verschiedene Nongak-Versionen, dass es schwierig ist, genau festzulegen, wo es anfängt und wo aufhört. Die koreanische Regierung hat jedenfalls sechs Versionen zu wichtigen immateriellen kulturellen Erbgütern ernannt: Nongak aus Jinju Samcheonpo, aus Pyeongtaek, aus Iri, aus Gangneung, aus Imsil Pilbong sowie aus Gurye Jansu. Darüber hinaus gibt es fünfundzwanzig weitere Nongak-Interpretationen, die von den Behörden einer Stadt oder einer Provinz zum immateriellen kulturellen Erbgut der Region ernannt worden sind. Bei der UNESCO ist Nongak aus den fünf wichtigsten kulturellen Regionen als immaterielles kulturelles Erbe der Menschheit anerkannt worden.

Zur Feier der Aufnahme des Nongak bei der UNESCO eröffnete das staatliche Zentrum für immaterielle Kulturgüter (NIHC) in Jeonju eine Sonderausstellung mit dem Titel „Die pure Begeisterung der Menschheit: Nongak“. Die Kuratorin Choi Suk-gyeong vom NIHC erzählt uns mehr über die Ausstellung.



Die Ausstellung umfasst sechs Themen: drei über UNESCO-Kulturgüter und drei über Nongak. Nongak ist wichtig, aber wir haben drei Sektionen für andere UNESCO-Kulturgüter für die Menschheit reserviert, um unser Verständnis für die UNESCO zu erhöhen und immaterielle kulturelle Erbgüter aus anderen Ländern weltweit vorzustellen. In Korea gibt es neben Nongak auch sechzehn andere von der UNESCO anerkannte immaterielle Kulturerbgüter, und wir arbeiten an einer Sektion, um den anderen Kulturgütern mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

Die Sonderausstellung ist in sechs themenbezogene Sektionen eingeteilt, darunter eine Sektion über die immateriellen Weltkulturerbgüter der UNESCO, in der die Wichtigkeit und Bedeutung dieser Auflistung für die Menschheit dargestellt werden und wie es kam, dass Nongak darin aufgenommen wurde. Gleich nach dieser Sektion folgt eine über andere kulturelle Erbgüter auf der Welt, die Ähnlichkeiten zum Nongak aufweisen. Geschichten rund ums koreanische Nongak gibt es in der dritten Sektion. Hier ist noch einmal die Kuratorin des NIHC, Choi Suk-gyeong:

Wir wollten die verschiedenen Bedeutungen des Nongak vorstellen. Es handelt sich dabei nicht nur um Musik oder eine musikalische Aufführung, wie viele Leute meinen. Nongak wurde von den Dorfbewohnern traditionell bei schamanistischen Ritualen für das Wohlergehen des Dorfes, zur Ermunterung des Engagements im Dorfleben sowie bei traditionellen Festen wie beim ersten Vollmond des neuen Mondjahres aufgeführt. Nongak war ein wichtiger Bestandteil im Leben der Menschen. Leider mussten wir mitansehen, wie Nongak zu einer Art darstellender Kunst verkam, daher wollten wir hier zeigen, wie Nongak im Alltagsleben zu verschiedenen Zwecken eingesetzt wurde.

Nongak war allgemein eine musikalische Darbietung zur Förderung der Arbeitskraft der Bauern, die draußen auf dem Feld arbeiteten, und es war auch für lange Zeit Teil des allgemeinen Lebens der Koreaner. Die dritte Sektion der Ausstellung zielt also auf die verschiedenen Rollen ab, die Nongak im Leben der Koreaner gespielt hat. Hier sind auch wichtige Utensilien zu sehen, die von Nongak-Gruppen verwendet wurden. Verschiedene Gruppierungen mögen die gleichen Musikinstrumente und ähnliche Utensilien benutzen, doch deren unterschiedliche Designs und Verarbeitungsmethoden reflektieren verschiedene regionale Charakteristiken, so die Kuratorin Choi Suk-gyeong.

Die Ausgangslagen und die Zwecke mögen vielleicht sehr ähnlich sein, aber die Kostüme und die Utensilien unterscheiden sich leicht. Die Mitglieder des Imsil Pilbong-Nongak ziehen zum Beispiel ein rotes Tuch über ihren Hut, beim Jinju Samcheonpo-Nongak trägt man dagegen Tigermasken. In anderen traditionellen Aufführungen erlegt ein Jäger einen Tiger, um die Austreibung böser Geister zu symbolisieren, doch im Jinju Samcheonpo-Nongak ist der Jäger selbst ein Tiger. Das macht den großen Unterschied dieser regionalen Nongak-Tradition aus. Dieses hier ist eine Jägermütze mit Fasanenfedern aus dem Iri-Nongak. Derartige Utensilien werden normalerweise von den Musikern selbst angefertigt.

In der nächsten Sektion werden verschiedene Nongak-Versionen vorgestellt, die in unterschiedlichen Situationen gespielt werden. Am bekanntesten ist Nongak bei einer Dangsan-gut-Zeremonie, ein schamanistisches Ritual zu Ehren der Dorfgötter.

Für diese Sektion ist ein Dorf auf dem Land nachgebaut worden. Am Dorfeingang befinden sich zwei Totempfähle aus Holz, und wenn man das Dorf betritt, wird ein Video und die Musik des Dangsan-gut abgespielt. In alten Zeiten besaß jedes Dorf einen alten Baum oder einen großen Felsen, der das Dorf beschützen sollte. Die Dorfbewohner zollten diesen Dorfwächtern als Wunsch nach Gesundheit und Wohlergehen Tribut, während Nongak zur Unterhaltung gespielt wurde. In diesem Video sieht man den Teil des Dangsan-gut, in dem Nongak im Zentrum steht.

Das Dangsan-gut ist eine Zeremonie zu Ehren des Dangsan-Gottes, der das Dorf bewacht, um für Frieden und Wohlergehen für das Dorf zu bitten. Wenn die Zeremonie vorbei ist, zieht eine Nongak-Gruppe Musik spielend von Tür zu Tür. Die laute Musik der Instrumente vertreibt die bösen Geister aus den Häusern und lockt das Glück herein. Ein spezielles Video zeigt die Einzelheiten der Dangsan-gut-Zeremonie.

Die Küche ist beim Hausbesuch einer Nongak-Gruppe der wichtigste Teil des Hauses. In der Ausstellung gibt es daher eine alte Küche im traditionellen Dorfstil.



Es gibt einen Küchengott namens Jowang-sin. In der nachgebauten Küche befindet sich genau in der Mitte des Herds ein Topf mit Wasser, der dem Küchengott gewidmet ist. In Küchen gibt es normalerweise Feuer und Wasser, und in alten Zeiten war es wichtig, das Feuer die ganze Nacht über zu bewahren. Das erste, was Koreaner machten, wenn sie morgens aufwachten, war, das Feuer zu kontrollieren und einen Topf sauberes Wasser aufzusetzen. In dieser Sektion gibt es ein Video, auf dem zu sehen ist, wie eine Nongak-Gruppe für den Küchengott spielt.

Nach den Hausbesuchen im Dorf findet eine allgemeine Vorstellung für das ganze Dorf statt. Im letzten Teil der Ausstellung ist zu sehen, wie das traditionelle Nongak bewahrt und weitertradiert wurde. Die Wichtigkeit und Bedeutung des Nongak hat in den letzten Jahrzehnten als Folge der raschen Urbanisierung und Modernisierung Koreas stark nachgelassen. Doch Nongak selbst hat den Wandel gut überstanden und wird in vielen Schulen, Kommunen und bei Festveranstaltungen immer noch gespielt.

In traditionellen Dörfern spielte Nongak die Rolle, die Gemeinschaft zusammenzuhalten. Heutzutage wird es allerdings mehr als eine kulturelle Aktivität angesehen, die man in der Freizeit oder im Zusammenhang mit einer traditionellen Musikausbildung ausüben kann. Es gibt aber viele Möglichkeiten, Nongak zu lernen. Nongak-Kurse gibt es für die Allgemeinheit und an Universitäten. In dieser Sektion werden normale Leute vorgestellt, die in Nongak-Gruppen spielen.

Nongak ist ein traditionelles kulturelles Erbe, das gut mit dem modernen Leben vereinbar ist und weiterhin floriert. Darauf hat die UNESCO aufmerksam gemacht, als sie Nongak als immaterielles kulturelles Erbe anerkannte. Hier ist Frau Prof. Park Sang-mi von der Abteilung für Internationale Studien an der Fremdsprachenuniversität Hankuk.

Die Leute halten Nongak oft für einen festen Teil der traditionellen Kultur, aber koreanisches Nongak ist eine sich weiter entwickelnde Kunstform. Es gibt Nongak-Gruppen in Schulen, Firmen und städtischen sowie ländlichen Kommunen. Nongak ist zu einem Teil unseres Lebens geworden, seine Form ändert sich, um den Erfordernissen und Wandlungen derjenigen Gruppierungen, in denen es betrieben wird, zu entsprechen. Dank seiner Beständigkeit konnte Nongak zum UNESCO-Kulturerbe werden. Dort hat man verstanden, dass Nongak immer noch einen besonderen Platz in unserem Leben einnimmt.

Wenn man nur das Musikalische aus dem Nongak herausnimmt, erhält man Samulnori. Dieser Musikstil, der bei Ausländern inzwischen weithin als typische koreanische Musik anerkannt ist, stammt aus dem Nongak.

Gleich neben den Ausstellungshallen können Besucher selbst lernen, auf den Nongak-Instrumenten zu spielen. Man kann hier den Grundrhythmus lernen, doch es ist nicht so einfach, wie man erst denkt. Nach einem einstündigen Unterricht versuchen die Besucher, zusammen Musik zu machen. Auch wenn erst nicht alles im einheitlichen Rhythmus ist und etwas komisch klingt, kommt am Ende doch ziemlich ordentliche Musik dabei heraus.

Fast jeder kann leicht lernen, Nongak-Musik zu spielen. Deswegen gilt es als einfachste und beschwinglichste Art der Unterhaltung und des Verbreitens von guter Laune. Hier ist erneut Prof. Park Sang-mi von der Fremdsprachenuniversität Hankuk:

Natürlich gibt es professionelle Nongak-Spieler, aber der Großteil der Nongak-Gruppen besteht aus Amateuren und Anfängern. Nongak ist eine ganzheitliche Kunstform mit großer Vielseitigkeit und Bandbreite.

Ein kulturelles Erbe glänzt, wenn es seinen Wert und seinen Charakter unabhängig von Zeit und Raum bewahrt. In diesem Sinne hatte das koreanische Nongak in der Vergangenheit ein hohes Ansehen als Volkskultur und wird heute als ein Teil der traditionellen darstellenden Künste verehrt. Es hat die Zeiten überdauert und sich im Lauf der Zeit gewandelt. Zwei weitere kulturelle Traditionen Koreas warten auf ihre Anerkennung bei der UNESCO: Juldarigi, das traditionelle Tauziehen, wird 2015 überprüft sowie die Hanyeo, die Frauentaucher von der Jeju-Insel, 2016. Die Welt wird kulturell reicher sein, wenn diese zwei kulturellen Traditionen zur Liste des immateriellen UNESCO-Weltkulturerbes für die Menschheit hinzugefügt werden.

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