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Kultur

Kim In-suk: „Jubiläumstag der Schulgründung“

2019-06-25

ⓒ Getty Images Bank

Es war drei Jahre her, dass Soos Ehemann gestorben war. Er war auf dem Weg zum Gericht, um die Scheidung mit ihr abzuschließen. Es war ein schrecklicher Unfall. Es war erst elf Uhr morgens, aber der Fahrer des anderen Autos war vollkommen betrunken und auf die Gegenfahrbahn geraten.



In Kim In-suks Geschichte „Jubiläumstag der Schulgründung“ geht es um eine Frau, die nach dem tragischen Tod ihres Mannes und ihrer Eltern versucht, wieder in die Welt zurückzufinden. 



Wie er erwartet hatte, befanden sich in ihrer geheimen Datei ihre Tagebucheinträge und Skizzen.

Mittlerweile hatte er die Hälfte davon vergessen, aber an einen Satz, der immer wieder in ihrem Tagebuch und in seinen Skizzen auftauchte, konnte er sich noch erinnern.

„Eines Tages bin ich verschwunden.“

Das hatte sie geschrieben. „Eines Tages bin ich verschwunden.“

Vielleicht hatte er sie deshalb all die Jahre nicht bemerkt. Was er im Laufe der Jahre gesehen hatte, waren möglicherweise Spuren oder Montagen von ihr, nachdem sie verschwunden war.

So wie ihr Schreibwarenladen direkt gegenüber von seinem Laden existiert hatte, hatte die Frau sich immer hinter dem Fenster befunden. Aber vielleicht hatte sie dort doch nicht wirklich existiert.



Professor Bang Min-ho von der Abteilung für koreanische Literatur an der Seoul National University:

Zu verschwinden bedeutet hier in gewisser Weise den Tod einer Person in einem sozialen Umfeld. Früher hatte Soo ihren Ehemann, ihre Schwiegereltern und ihre Eltern um sich. Aber mit dem Tod ihres Mannes ist ihr Platz im Leben und auch ihre Rolle in der Beziehung zu ihrem Mann verschwunden. Das ist anders als der Tod des Körpers. Der Platz, den sie in ihrem sozialen Umfeld eingenommen hat, ist nicht mehr da. Was ihr Leben begründete, ist verschwunden, und geblieben ist nur ihr bedeutungsloses und sich ständig wiederholendes Leben im Schreibwarenladen vor der Grundschule. Das meinte sie mit „Eines Tages bin ich verschwunden“.




Kim In-suk, geboren 1963, begann ihre schriftstellerische Laufbahn 1983 mit dem Roman "Zeit des Verlusts".

Im Jahre 2012 wurde sie mit dem Hwang-Sunwon-Literaturpreis ausgezeichnet.

Ihre Erzählung "Jubiläumstag der Schulgründung" stammt aus dem Jahre 1999.

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