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Geschichte

Das Zeitalter des Profi-Sports bricht an

2015-06-30

Das Zeitalter des Profi-Sports bricht an
Der 27. März 1982 markiert einen Wendepunkt im koreanischen Sport. 78 Jahre, nachdem der amerikanische Missionar Phillip Gillette 1904 Baseball in Korea eingeführt hatte, wurde die professionelle Baseball-Liga (KBO League) ins Leben gerufen. Mit insgesamt 141 Spielern, Trainern und Übungsleitern in sechs Mannschaften war die koreanische Profi-Liga nach denen in den USA, Kanada, Mexiko und Japan die fünfte ihrer Art in der Baseball-Welt. Dies war der Startschuss für professionellen Sport in Korea.

Nach der Machtübernahme im Jahre 1981 regierte das Chun Doo-hwan-Regime Korea mit eiserner Faust. Einer der Bereiche, um den sich die Regierung besonders kümmerte, war die Förderung des Sports. Im September 1981 hatte die Regierung den Zuschlag für die Olympischen Sommerspiele 1988 in Seoul erhalten, und im darauf folgenden Jahr wurde die professionelle Baseball-Liga ins Leben gerufen. Der symbolträchtige erste Pitch im ersten professionellen Baseball-Spiel Koreas wurde von keinem anderen als dem damaligen Präsidenten Chun Doo-hwan selbst geworfen.

Dermaßen viel Brimborium um Sport provozierte beißende Kritik an der Chun-Regierung. Es hieß, sie versuche, politische Gegner und die Unzufriedenheit der Menschen durch Verdummung der Öffentlichkeit zum Schweigen zu bringen. Der Sport-Kolumnist Choi Dong-ho erklärt uns die Situation damals.

Korea war in den 1980er Jahren ein Sport-Land. Das Regime brauchte den Sport von Anfang an. Es brauchte die Olympischen Spiele in Seoul, um der Welt zu zeigen, wie sehr Korea sich entwickelt hatte. Die Regierung brauchte eine landesweite Veranstaltung, mit der die Menschen sich identifizieren konnten. Immer mehr Geldbeträge wurden in den Sport investiert, genauso wie in anderen Bereichen der Gesellschaft. Mit Sport konnte das Interesse der Menschen von der Ideologie oder der Politik abgelenkt werden, und es diente zugleich zur Unterhaltung der Menschen.

Obwohl der Profi-Baseball also von Anfang an im Verdacht stand, als politisches Instrument missbraucht zu werden, befanden sich die Stimmung und Begeisterung des Publikums vom ersten Spiel an auf dem Höchststand. Im Liga-Eröffnungsspiel standen sich die MBC Blue Dragons und die Samsung Lions gegenüber. Es war ein unglaubliches Spiel, das lange in Erinnerung bleiben sollte. Mitten im siebten Inning fingen die Blue Dragons an, einen Sechs-Punkte-Rückstand aufzuholen, bis sie in einem dramatischen Kampf gegen die Lions den Gleichstand erreichten. Im zehnten Inning schlug der Schlagmann der Blue Dragons, Lee Jong-do, den Ball zu einem Home Run über den linken Zaun, der das Spiel auf spektakulärste Weise beendete. Dieses spannende Eröffnungsspiel sollte ein Vorgeschmack auf die explosive Popularität der professionellen Baseball-Liga Koreas in den kommenden Jahrzehnten sein.

Profi-Baseball erregte landesweites Aufsehen. An den Spieltagen waren die Bereiche rund um die Stadien von den Fans belagert. Ältere Baseball-Fans erinnern sich immer noch lebhaft an ihre Lieblingsspieler aus den frühen Jahren des koreanischen Profi-Baseballs.

Mann 1: Das Spiel, das das große Interesse der Menschen am Baseball auslöste, war dasjenige zwischen den Samsung Lions und den MBC Blue Dragons, als die Dragons einen Überraschungssieg erzielten. Das spannende Spiel hat sehr dabei geholfen, die professionelle Baseball-Liga in Korea zu etablieren.

Mann 2: Es gab tolle Spieler, wie Kim Jae-bak, Hahn Dae-hwa und Sun Dong-ryul. Professioneller Baseball war damals extrem beliebt. Ich glaube, jeder Koreaner sah damals Profi-Baseball.

Mann 3: Ich mochte alle Spieler der Haitai Tigers, wie Kim Bong-hyun und Kim Sung-hwan. Ich ging sogar zu den Baseball-Spielen der Oberschüler ins Dongdaemun-Stadion.


Junge Frauen, denen der Sport zuvor gleichgültig war, fingen an, sich für unverheiratete Baseball-Spieler zu interessieren. Und jedes Baseball-Team hatte eine eigene Kindermannschaft, wo die jungen Fans jede Aktion ihrer Lieblingsspieler nachahmten. Hier ist erneut der Sport-Kolumnist Choi Dong-ho.

Mannschaftstrikots, Stollenschuhe und Baseballkappen waren in fast allen Grundschulklassen angesagt. Schulkinder formten sich zu Gruppen entsprechend ihren Lieblingsteams und hatten Bilder ihrer Lieblingsspieler dabei. Baseball war bei Kindern unglaublich beliebt. Die Clubs suchten Kinder für ihre Fanclubs und einige Mannschaften unterhielten sogenannte Little League Teams, in denen junge Spieler Baseball spielen konnten. Fünf von zehn Baseball-Fans in ihren Vierzigern sprechen immer noch über ihre Zeit in der Little League oder in den Kinder-Fanclubs.

Im Anfangsjahr 1982 hatte die professionelle Baseball-Liga insgesamt etwa 1,59 Millionen Zuschauer, mehr als die von der Korea Baseball Organisation (KBO) anvisierten 1,54 Millionen. Im Baseball zeigten sich auch deutliche regionale Unterschiede. Als die Liga ins Leben gerufen wurde, gab es sechs professionelle Baseball-Teams: aus Seoul, Busan, Daegu, Incheon, Daejeon und Gwangju. An den Spieltagen stimmten die Fans abgewandelte Popsongs als Jubelgesänge an. Hier ist erneut der Sportkolumnist Choi Dong-ho.

Professionelle Sport-Ligen auf der ganzen Welt basieren auf dem Heimatstadtsystem. Es hilft ungemein dabei, ein Gemeinschaftsgefühl zu wecken und die Menschen zusammenzubringen. So ein Team hat die verschiedensten Auswirkungen auf die lokale Kultur. Wenn jemand aus Busan oder Daegu nach Seoul zog, wurde seine Identität dadurch festgelegt, welche Mannschaft er favorisierte, nach dem Motto: „Bist du ein Fan der Giants oder der Lions?“

Die Popularität von professionellem Baseball gab Anlass zu neuen Medienformaten und Funktionen, wie zum Beispiel Sportzeitschriften, Baseball-Fernsehkanälen, Baseball-Kommentatoren und professionellen Sportreportern. Hier ist der KBSN-Sportkommentator Ha Il-sung, der seit Beginn der koreanischen Profi-Liga als Baseball-Kommentator tätig war.

Beim Amateur-Baseball war alles, was ich zu tun hatte, einfach nur: reden. Aber für professionelle Baseballspiele musste ich mich umstellen. Sobald ich den Zeitplan kannte, studierte ich die Leistungen, Vorlieben und die körperlichen und mentalen Merkmale jedes Spielers. Bei einem Amateur-Spiel kam ich 20 oder 30 Minuten, bevor es anfing, aber bei Profi-Spielen musste ich schon 3 Stunden früher ankommen. Ich sprach mit den Spielern, um Insider-Informationen zu erhalten. Seit dem Beginn des professionellen Baseballs arbeitete ich hauptsächlich mit den Füßen.

Der Erfolg des professionellen Baseballs führte auch bei anderen Sportarten zum Erfolg. Der traditionelle koreanische Ringkampf Ssireum etwa wurde am 13. April 1983 professionalisiert. Erstaunlicherweise kamen 15.000 Menschen am ersten Tag des ersten professionellen Ssireum-Turniers und bejubelten die Technik und Kraft der Ringkämpfer. Das professionelle Ssireum brachte einen neuen Star-Sportler namens Lee Man-ki hervor, und Ssireum war bis in die frühen 1990er Jahre Nationalsport. Der Sport-Kolumnist Choi Dong-ho erinnert sich:

Lee Man-ki revidierte unsere Vorstellungen über Ssireum-Athleten, etwa, dass sie grobschlächtige, harte Kerle seien. Er war nicht größer als andere Ringer, aber er war gutaussehend. Wenn dieser Ssireum-Star seinen durchtrainierten Körper zeigte und nach einem Spiel Sand warf, um seinen Sieg zu feiern, waren die Menschen, vor allem Frauen mittleren Alters, total aus dem Häuschen.

Nicht einmal einen Monat nach dem Start des professionellen Ssireums entstand mit der sogenannten Super League am 8. Mai 1983 der Profi-Fußball. Die Super League bestand aus fünf Mannschaften: aus den zwei bereits bestehenden Profi-Teams der Hallelujahs und Yukongs sowie den drei Betriebsmannschaften von POSCO, Daewoo und der Kookmin-Bank. Auch die Super League erwischte einen guten Start. Fast 420.000 Menschen bezahlten, um die Spiele an den ersten 20 Spieltagen der Liga zu sehen. Das waren mehr als 20.000 Zuschauer pro Spiel.

Der Profi-Sport führte zu erheblichen sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen. Überall wurden die besten Sportler und Spieler vergötterten, und die Stars unter ihnen erschienen in Werbeanzeigen und Werbespots. Damit war das Zeitalter des Sport-Marketings angebrochen. Die Top-Sport-Prominenz zu der Zeit, darunter der Baseballspieler Lee Man-su, machte Werbung für die verschiedensten Produkte.

Der boomende Profi-Sport in den 1980er Jahren hatte die volle Unterstützung der Regierung. Die damaligen Ministerien für Kultur und Bildung propagierten den Profi-Sport in den Medien, und Fernsehsendungen über Sport erhielten immer mehr Sendezeit. Im September 1981 machten Sportprogramme nur 8 Prozent der gesamten Sendezeit aus, im Februar 1982 waren es bereits 12 Prozent und ein Jahr später, 1983, 20 Prozent. Der Sport-Kommentator Han Jun-hee beschreibt diese Zeit für uns.

Auf KBS 1 gab es ein Profi-Fußballspiel, und wenn ich auf KBS 2 umschaltete, sah ich ein Profi-Baseballspiel. Im Winter zeigte KBS 1 Basketballspiele und KBS 2 Volleyballspiele. Es gab damals nur wenige Fernsehkanäle, und wohin ich auch schaltete, konnte ich professionellen Sport sehen.

Die Regierung verzichtete bei Profi-Sportteams auf Gebühren für die Benutzung von Sportanlagen und erließ Steuervergünstigungen, bis jede Mannschaft finanziell auf eigenen Füßen stand. Der Sport-Kolumnist Choi Dong-ho erklärt dazu:

Die 1980er Jahre benötigten den Sport. Die Chun Doo-hwan-Regierung war nicht durch eine legitime Präsidentschaftswahl an die Macht gekommen, sondern durch einen Militärputsch, der einen Armeegeneral über Nacht zum Präsidenten gemacht hatte. Er wollte die Zustimmung der Menschen gewinnen und versuchte, das Regime durch die Ausrichtung der Olympischen Spiele 1988 in Seoul zu legitimieren. Die Aufmerksamkeit der Menschen konnte durch die berühmten „drei S“ von der Politik abgelenkt werden: Sport, Sex und Sendungen. Dies zeigt auch die Beschränkungen des Sports in den 1980er Jahren.

Der Profi-Sport in Korea startete als Ablenkungsmaßnahme für das Interesse der Menschen weg von der rauen und deprimierenden politischen Realität. Doch der Spaß und die Freude, die die Leute beim Zuschauen der eindrucksvollen sportlichen Fähigkeiten und Leistungen hatten, stellten ein gutes Mittel zur Stressbewältigung dar, und der professionelle Sport wurde zum Sprungbrett für koreanische Spitzenleistungen im weltweiten Sport.

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