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Geschichte

Das innerkoreanische Gipfeltreffen leitet eine Zeit der Versöhnung und Zusammenarbeit ein

2015-10-06

Das innerkoreanische Gipfeltreffen leitet eine Zeit der Versöhnung und Zusammenarbeit ein
Am 13. Juni 2000 begann ein neues Kapitel in der Geschichte der koreanischen Halbinsel. Die Führer von Süd- und Nordkorea kamen in Pjöngjang zum ersten Mal seit der Teilung der koreanischen Halbinsel 1945 zu einem Treffen zusammen. Begleitet vom Jubel und Applaus der anwesenden nordkoreanischen Zuschauer umarmten sich die beiden Führer Kim Dae-jung und Kim Jong-il und gaben sich auf dem roten Teppich am Sunan-Flughafen in Pjöngjang die Hände. Die Welt beobachtete dieses historische Treffen mit Spannung und großen Erwartungen.

Das innerkoreanische Gipfeltreffen mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Teilung wurde live im südkoreanischen Fernsehen übertragen. Es war besonders bewegend für diejenigen, die während des Koreakrieges aus ihrer Heimat in Nordkorea geflohen waren. Sie hatten das Gefühl, dass die Wiedervereinigung und ihre Heimkehr unmittelbar bevorstanden. Die Aufmerksamkeit der Welt auf Pjöngjang erreichte am 14. Juni um etwa 11.20 Uhr ihren Höhepunkt, als die beiden Führer die gemeinsame innerkoreanische Einigung vom 15. Juni unterzeichneten. Der KBS-Journalist Kim Jong-myeong hatte damals die südkoreanische Delegation nach Nordkorea begleitet und berichtete über den historischen Augenblick wie folgt.

Die beiden Politiker trafen sich spät in der Nacht. Alles war still, als nach einer Marathon-Diskussion eine gemeinsame Vereinbarung vorgestellt wurde. Dann setzte der südkoreanische Präsident Kim Dae-jung sorgfältig seine Unterschrift darunter, ein Zeichen nach dem anderen, während der nordkoreanische Führer Kim Jong-il schwungvoll unterschrieb. Die gemeinsame innerkoreanische Einigung behält den beiden Koreas eine eigenständige Lösung des Vereinigungproblems vor, erkennt die Gemeinsamkeiten zwischen den Vereinigungsplänen von Süd- und Nordkorea an, ermöglicht Treffen durch den Krieg getrennter Familien und strebt ein ausgewogenes Wirtschaftswachstum zwischen dem Süden und dem Norden an. Die beiden politischen Führer einigten sich auch darauf, den Dialog wieder aufzunehmen, um diese Beschlüsse durchzuführen. In der gemeinsamen Einigung versprach Kim Jong-il darüber hinaus, zu einem geeigneten Zeitpunkt Seoul zu besuchen. Das Gipfeltreffen schrieb ein neues Kapitel in der Geschichte der koreanischen Halbinsel und veränderte die Art der bilateralen Beziehung von trennender Konfrontation hin zur Versöhnung. In nur zwei Tagen kamen die Staatsdiener beider Seiten zu der Erkenntnis, dass sie ein Volk waren und das gleiche Blut in ihnen floss. Das war Kim Jong-myeong von den KBS-Nachrichten.

Der dreitägige innerkoreanische Gipfel resultierte in der gemeinsamen innerkoreanischen Einigung vom 15. Juni und brachte die innerkoreanischen Beziehungen einen großen Schritt voran. Der Direktor des Forschungsinstituts für Frieden und Kooperation in Nordostasien (NAPCI), Jeon Hyeon-jun, fasst die Bedeutung des Gipfeltreffens 2000 wie folgt zusammen.

Es war das erste innerkoreanische Gipfeltreffen in der Geschichte. Davor gab es die gemeinsame innerkoreanische Erklärung vom 4. Juli 1974, die aber damals durch Stellvertreter unterzeichnet worden war. Dieses nun war ein Treffen zwischen den Staatschefs von Süd- und Nordkorea. Sie trafen sich persönlich und verabschiedeten zusammen eine gemeinsame Einigung. Sie versprachen auch, in einen Dialog einzutreten und in mehreren Bereichen zusammenarbeiten und hielten diese Versprechen am Ende auch ein. Der Gipfel stellte auch einen Präzedenzfall dafür dar, dass Süd- und Nordkorea die Probleme der koreanischen Halbinsel direkt und eigenständig lösen können.

Die Welt war an dem monumentalen Treffen zwischen den Führern der beiden Koreas, dem einzigen geteilte Land der Welt, sehr interessiert. Länder auf der ganzen Welt begrüßten begeistert die Nachricht von der gemeinsamen innerkoreanischen Einigung vom 15. Juni. Nachfolgend berichten einige KBS-Auslandskorrespondenten über die verbale Unterstützung aus den USA und aus China.

Korrespondent Kim: Das chinesische Außenministerium gab in einer außergewöhnlichen Stellungnahme bekannt, dass die wichtigen Ergebnisse des heutigen Gipfeltreffens in Pjöngjang ein großes historisches Ereignis darstellten.

Chinesischer Sprecher: Es ist ein großer Beitrag zum Frieden und zur Stabilität auf der koreanischen Halbinsel, und China gratuliert zum Erfolg der Gespräche.

Korrespondent Oh: Präsident Clinton sagte, dass er Nordkorea schon seit langem dränge, in einen Dialog mit Südkorea einzutreten und dass er sehr glücklich über die Ergebnisse des innerkoreanischen Gipfels sei. Er sagte weiter, dass die gemeinsame innerkoreanischen Einigung eine Hoffnung darstelle.

US-Präsident Clinton: Es ist zu früh, um über die Wiedervereinigung zu sprechen, aber die Diskussion über Familientreffen war ein wichtiger Schritt.


Die Führer Japans und Russlands und auch anderer Länder auf der ganzen Welt gratulierten zum erfolgreichen Gipfel. Das innerkoreanische Gipfeltreffen war eines der wichtigsten Medienereignisse im Jahr 2000. Der Nord-Süd-Gipfel im Juni 2000 war das Ergebnis von Bemühungen zur Versöhnung und Zusammenarbeit von beiden Seiten über einen langen Zeitraum. Nach den lang anhaltenden Feindseligkeit seit dem Koreakrieg zeigten die beiden Koreas nach der Veröffentlichung der gemeinsamen innerkoreanischen Erklärung vom 4. Juli 1974 allmählich Zeichen der Veränderung. Direktor Jeon Hyeon-jun vom NAPCI sagt uns mehr dazu.

Süd- und Nordkorea standen von der Weltgemeinschaft mehr oder weniger unter Druck, um die gemeinsame innerkoreanische Erklärung vom 4. Juli zu unterzeichnen. Als US-Präsident Nixon die sogenannte Nixon-Doktrin erließ, verschob sich die globale Stimmung dahin gehend, dass Asien die asiatischen Probleme selbst lösen sollte. So forderte Washington von Seoul, die innerkoreanischen Gespräche voranzutreiben, und Peking, das gerade seine verbesserten Beziehungen zu Washington anpries, drängte Pjöngjang zum Austausch. Die gemeinsame Erklärung war also nicht aus den eigenen Bedürfnissen Süd- und Nordkoreas heraus entstanden, sondern aus äußerem Druck durch andere Länder. Es ist ohne Zweifel ein sehr wichtiges historisches Dokument. Es enthielt den Schlüssel zu besseren Beziehungen, wie beispielsweise autonome, friedliche und einheitliche Beschlüsse zu Fragen im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung. Allerdings war es bedauerlich, dass dieses Dokument bald nutzlos wurde.

Die versöhnliche Stimmung des Jahres 1974 war von kurzer Dauer und die Kluft zwischen den beiden Seiten wuchs noch breiter und tiefer. Zwischen den beiden Ländern gab es im Sommer 1984 kurzzeitig eine gewisse Zusammenarbeit, als Nordkorea Hilfsmittel nach Südkorea lieferte, das damals stark von Überschwemmungen betroffen war, doch militärische und politische Spannungen blieben erhalten. Erst nach Einsetzung des sechsten Republik im Jahr 1988 entwickelte Südkorea eine Bereitschaft zu einem innerkoreanischen Gipfel. Der damalige Präsident Roh Tae-woo erklärte, dass Nordkorea als ein Partner guten Willens angesehen werde und dass die beiden Seiten in Richtung auf eine friedliche Koexistenz und eine schrittweise Vereinigung hinarbeiten würden. Dann forderte er den Norden zu einem Gipfeltreffen auf.

Überraschenderweise reagierte Nordkorea positiv, und die beiden Seiten begannen im Jahr 1990 mit Regierungsgesprächen, die von den Premierministern geleitet wurden. Vertreter beider Seiten besuchten mehrmals Seoul und Pjöngjang, bevor das innerkoreanische Versöhnungsabkommen schließlich im Februar 1992 verabschiedet wurde. Doch dieses Abkommen konnte nicht voll wirksam werden, da Nordkorea die geplanten jährlichen Militärübungen Südkoreas nicht akzeptieren wollte. Die Gespräche über den innerkoreanischen Gipfel wurden im Februar 1993 wieder aufgenommen, als der neue Präsident Kim Young-sam bei seiner Antrittsrede ein Gipfeltreffen vorschlug.

Im Jahr 1994 akzeptierte der Norden den Vorschlag des Präsidenten, und in Panmunjeom kam es bei vorläufigen Treffen zur Vorbereitung eines Gipfeltreffens. Die beiden Seiten einigten sich schließlich auf den 25. Juli als Termin für das innerkoreanische Gipfeltreffen. Doch dann kam eine unvorhergesehene Wendung der Ereignisse. Der plötzliche Tod des nordkoreanischen Führers Kim Il-sung am 8. Juli 1994 machte das Gipfeltreffen zunichte und warf die innerkoreanischen Beziehungen erneut weit zurück.

Ein neuer Wendepunkt in den innerkoreanischen Beziehungen kam erst, als die Kim Dae-jung-Regierung mit ihrer auf Versöhnung ausgerichteten Sonnenscheinpolitik im Jahr 1998 vereidigt wurde. Hier ist erneut Direktor Jeon Hyeon-jun vom NAPCI.

Bei der Sonnenscheinpolitik ging es nicht um die Vereinigung. Es ging um Frieden und die Förderung des Austauschs und der Zusammenarbeit, um die Bedingungen für eine friedliche Wiedervereinigung zu schaffen. Die Politik war von einer Fabel des Dichters Aesop inspiriert worden: danach sei statt rauer politischer Winde ein warmer Sonnenschein notwendig, um Nordkorea zu erwärmen und dem Land den Mantel des Sozialismus zu nehmen. Das Bestreben Südkoreas bestand also darin, den wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Austausch und die Zusammenarbeit zu fördern, damit Nordkorea sein sozialistisches System am Ende ändert und den Kapitalismus zulässt.

Die Sonnenscheinpolitik wurde damals kritisiert, weil Südkorea sich wegen zahlreicher Firmenkonkurse in einer schwierigen finanziellen Lage befand, und auch Nordkorea traute dem Braten erst nicht recht. Doch dann brachte der verstorbene Gründer der Hyundai-Gruppe, Chung Ju-yung, die Wende, als er Nordkorea mit einer Rinderherde besuchte. Am 16. Juni überquerte Chung in Panmunjeom die Grenze und betrat mit 500 Stück Vieh den nordkoreanischen Boden. Er war damit der erste freie Bürger, der seit der Teilung offiziell in den Norden ging.

Nach Chungs Spende eröffnete das Geumgang-Tourismusprojekt am 18. November mit einem Kreuzfahrtschiff zwischen Südkorea und dem Geumgang-Gebirge im Norden seine Geschäfte. Beflügelt von Kim Dae-jungs Sonnenscheinpolitik wandelten sich die innerkoreanischen Beziehungen hin zu Versöhnung und Zusammenarbeit. NAPCI-Direktor Jeon Hyeon-jun erklärt dazu:

Die Sonnenscheinpolitik wurde von der Kim Dae-jung-Regierung seit ihrer Vereidigung im Februar 1998 verfolgt. Nordkorea traute dieser Idee zunächst nicht und verurteilte sie, und es war Hyundai Asan, eine private Firma, die die innerkoreanischen Beziehungen verbesserte, als der Hyundai-Gründer Chung Ju-yung mit einer Rinderherde in den Norden ging und das Geumgang-Tourismusprojekt startete. So entwickelte der Norden allmählich Vertrauen zur Kim-Regierung. Dann kam 1999 ein umfassender Plans, die Struktur des Kalten Kriegs auf der koreanischen Halbinsel zu zerstören, gefolgt von der Berliner Erklärung am 9. März 2000, als Präsident Kim versprach, eine innerkoreanische Wirtschaftsgemeinschaft aufzubauen.

Der erste innerkoreanische Gipfel im Jahr 2000 erweiterte die Möglichkeiten des bilateralen Austauschs erheblich. Am 29. Juli 2000 fand zum ersten Mal seit 1992 ein Treffen zwischen koreanischen Ministern in Seoul statt. Bis 2007 erfolgten insgesamt 21 Ministertreffen aus beiden Teilen Koreas und eröffneten neue Wege des Austauschs und der Zusammenarbeit auf wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Gebieten. Hier ist noch einmal NAPCI-Direktor Jeon Hyeon-jun.

Die Sitzungen der Minister aus den beiden Teilen Koreas wurden zu einem Forum, in dem wirtschaftliche und soziale Fragen diskutiert wurden, die bei der Öffnung des Industriekomplexes in Kaesong eine große Rolle spielten. Der Industriepark wurde im Jahr 2004 eröffnet, um den wirtschaftlichen Austausch und die Zusammenarbeit noch weiter zu verstärken, und setzte 2005 mehr als 1 Milliarde US-Dollar um, 2012 waren es bereits 1,9 Milliarden US-Dollar. Es war eine gelungene Kombination von südkoreanischem Kapital und nordkoreanischer Arbeitskraft. Es war ein Höhepunkt der innerkoreanischen Aussöhnung seit der gemeinsamen innerkoreanischen Einigung vom 15. Juni.

Der innerkoreanische Gipfel von 2000 veränderte die Natur der bilateralen Süd-Nord-Beziehungen hin zu Versöhnung und Zusammenarbeit. Doch die anschließenden nordkoreanischen Provokationen wie Nukleartests und Starts von Langstreckenraketen, der Untergang des südkoreanischen Kriegsschiffs Cheonan, zwei Marinezusammenstöße im Gelben Meer und der Beschuss der Insel Yeonpyeong haben die koreanische Halbinsel wieder in den Teufelskreis von Konfrontation und Misstrauen gestürzt, wo sich die beiden Seiten bis zum heutigen Tag befinden.

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