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Geschichte

Hallyu: durch Asien in die ganze Welt

2015-10-13

Hallyu: durch Asien in die ganze Welt
Im April 2003 begann der japanische Sender NHK damit, das koreanische Fernsehdrama „Winter Sonata“ per Satellit auszustrahlen. Die ergreifende Liebesgeschichte brachte das japanische Publikum in Wallung und brachte ein Phänomen ins Rollen, das jetzt als „Hallyu“ bekannt ist. Die Liebesgeschichte über Joon-sang und Yoo-jin beginnt an einer Oberschule in Chuncheon. Sie verlieren sich nach einem Autounfall von Joon-sang erst aus den Augen, doch nach zehn Jahren laufen sich die beiden wieder über den Weg. Leider hat Joon-sang sein Gedächtnis verloren und weiß nicht mehr, was vor dem Unfall passiert ist, aber Yoo-jins ungebrochene Liebe bringt sein Gedächtnis wieder zurück und die beiden verlieben sich wieder ineinander. Die märchenhafte Liebesgeschichte vor einer atemberaubenden Schneelandschaft wurde zum beliebtesten Fernsehdrama in Japan und löste eine Leidenschaft für koreanische Serien in ganz Asien aus. Nicht nur japanische Zuschauer liebten das Drama.

Seit der Wiederherstellung der koreanisch-chinesischen Beziehungen im Jahr 1992 kam auch Koreas Popkultur auf den chinesischen Markt. Die Fernsehshow „Jealousy“ von 1993 war das erste koreanische Fernsehdrama in China, gefolgt 1997 von „What Is Love“ auf CCTV. In dieser Zeit machte auch die fünfköpfige koreanische Boygroup HOT junge Chinesen verrückt und eroberte die chinesische Musikszene. Tausende von chinesischen Teenagern strömten im Jahr 2000 zum einzigen HOT-Konzert in Peking und hinterließen einen bleibenden Eindruck, als sie HOT-Lieder auf Koreanisch mitsangen. Für die sensationellen koreanischen Dramen und Popsongs prägten die chinesischen Medien einen neuen Begriff: „Hallyu“, die koreanische Welle. Der Popkultur-Kolumnist Kim Heon-sik erklärt es uns genauer.

Der Begriff „Hallyu“ wurde in den späten 1990er Jahren häufig verwendet. Er wurde zuerst von der chinesischen Volkszeitung Renmin Ribao in einem Artikel benutzt, der beschreibt, wie die Chinesen die Elemente der koreanischen Kultur lieben. Der Anlass war das HOT-Konzert in Peking, und seitdem hat „Hallyu“ sich zu einem Sammelbegriff für die gesamte koreanische Popkultur entwickelt. Im 21. Jahrhundert heizten TV-Dramen wie „Winter Sonata“ und „Dae Jang Geum“ das Hallyu-Phänomen wieder an.

Als der Begriff „Hallyu“ zum ersten Mal zu zirkulieren begann, hielten die Koreaner es mehr für eine Modeerscheinung, die nach ein oder zwei Jahren wieder verschwinden würde. Doch als dem ausländischen Publikum immer mehr Fernsehdramen und K-Pop-Musik bekannt wurde, wuchs das Interesse an der koreanischen Kultur offenbar sprunghaft an. Hier berichtet eine Nachrichtensendung von 2001 über die Hallyu-Begeisterung in China.

Die Begeisterung für die koreanische Popkultur verbreitete sich über China hinaus erst nach Taiwan und Hongkong und dann auch in Südostasien, und von der koreanischen Popkultur weitete es sich auf andere koreanische Produkte und die traditionelle Kultur aus, wie etwa Kimchi und Gochujang. Ein KBS-Korrespondent in Bangkok berichtete am 29. November 2002, dass vietnamesische Jugendliche verrückt nach koreanischen Prominenten seien und sich massenweise mit deren Musik eindeckten. Er sagte auch, dass Reiskocher aus koreanischer Produktion den größten Marktanteil in Indonesien besäßen und koreanische Fernsehgeräte in Südostasien bald die Geräte von Sony überholen würden.

Das Drama „Winter Sonata“ wurde zum ersten Mal im Januar 2002 in Korea gesendet. Nach der Ausstrahlung in Korea wurde die Serie im April erst nach Taiwan und weiter nach Hongkong, Singapur und Japan exportiert und weckte eine asienweite Nachfrage nach koreanischen Fernsehshows. In Japan waren die begeisterten Reaktionen auf die Serie, die ab April 2003 samstags abends erst um 23 Uhr ausgestrahlt wurde, besonders auffällig. Sie hatte Fernsehquoten von durchschnittlich rund 14 Prozent. Das war mehr als das Dreifache der Quoten anderer ausländischer Fernsehsendungen im gleichen Zeitraum. Die Quote für die letzte Folge von „Winter Sonata“ erreichte im ganzen Inselstaat sogar mehr als 20 Prozent. Die Leidenschaft für „Winter Sonata“ führte zu einer großen Zahl von ausländischen Touristen, vor allem aus Japan und Südostasien, die zu den Drehorten des Dramas wie die Stadt Chuncheon, die Insel Nami und das Skigebiet Yongpyeong strömten.

Japanische Touristin 1: Dieser Ort taucht am Beginn von „Winter Sonata“ auf. Ich war sehr beeindruckt.

Japanische Touristin 2: Ich bin überwältigt. Ich könnte jeden Moment anfangen zu weinen. Ich fühle mich, als ob ich gleich Bae Yong-Joon oder Yoo-jin über den Weg laufen werde.

Taiwanesischer Tourist: Ich bin überglücklich, das Yongpyeong-Skigebiet zu sehen, wo Choi Ji-woo und Bae Yong-Joon die Sendung gedreht haben.

Touristin aus Singapur: Ich kam nach Korea, nachdem ich „Winter Sonata“ gesehen hatte. Ich kam wegen des Dramas zu diesem Skigebiet.


Der nächste Hallyu-Hit nach „Winter Sonata“ war „Dae Jang Geum“, eine inspirierende Geschichte über eine Köchin am Königshof der Joseon-Dynastie, die später zur Ärztin aufstieg. In 89 Ländern rund um den Globus haben bis zu drei Milliarden Menschen „Dae Jang Geum“ gesehen. Besonders in Ungarn und im Iran war es ein großer Erfolg, wo die Quoten 40 beziehungsweise 90 Prozent erreichten. Anders als andere Fernsehserien, die begeisterte Zuschauer nur in Asien hatten, war „Dae Jang Geum“ auch im Nahen Osten, in afrikanischen Ländern wie Simbabwe und Tansania, in Mittel- und Südamerika und in Europa zu sehen und machte dort die große kulinarische und kulturelle Tradition Koreas bekannt. Hier ist erneut der Popkultur-Kolumnist Kim Heon-sik.

„Dae Jang Geum“ behandelte universelle Werte. Anstatt nur einige einzigartige Aspekte der Joseon-Zeit zu zeigen, thematisierte die Sendung die Hoffnung, ein Konzept, das jeder Mensch auf der ganzen Welt versteht. Auch ließ das Drama das Thema Essen, also etwas, das jeder mag, eine entscheidende Rolle bei der Erfolgsgeschichte der Heldin spielen. Ich denke, dass dies die Faktoren waren, die die globale Zielgruppe bewegt haben. Noch wichtiger ist, dass die Sendung deswegen so erfolgreich sein konnte, weil sie asiatische Einstellungen und westliche Film- und Fernsehtechnik kombinierte, was den fortlaufenden Prozess der Globalisierung reflektierte.

Nach „Dae Jang Geum“ wurden weitere erfolgreiche Fernsehserien wie „Stairway to Heaven“, „Full House“, „Princess Hours“ und „Boys over Flowers“ nach China, Taiwan, Thailand, den Philippinen und Singapur verkauft, und die Welle der koreanischen Popkultur ebbte nicht zum ab. Die koreanischen Seifenopern hatten einen kongenialen Partner für das Wachstum und die Verbreitung des Hallyu: K-Pop-Musik!

Die K-Pop-Sängerin BoA landete mit ihrem ersten in Japan veröffentlichten Album namens „Listen to My Heart“ zum ersten Mal für einen koreanischen Popstar auf Platz eins der japanischen Oricon-Musikcharts. Ihr dynamischer Tanz und beeindruckendes Gesangstalent erregten Aufsehen in Japan, der sie dazu ermutigte, in die chinesischen und südostasiatischen Märkte einzusteigen und in allen Regionen Asiens zum Star aufzusteigen. Auf BoAs Spuren als Hallyu-Popstar folgten TVXQ und Super Junior, die in Thailand und anderen asiatischen Ländern zu unerreichten Superstars wurden. Wenn diese Boygroups eines dieser Länder besuchten, platzte der Flughafen durch den riesigen Ansturm der Fans fast aus allen Nähten. Zu tausenden schrien die Fans ihre Namen und sangen vor einem Fernsehsender, wo eine Sendung mit den Stars aufgezeichnet wurde, deren Lieder. Auch andere K-Pop-Gruppen wie SHINee, SES, Girl’s Generation und 2NE1 sammelten in Japan, China und Südostasien eine unglaublich große Anhängerschaft.

Ein weiteres Hallyu-Phänomen ist Rain, der 2002 debütierte und in China und Südostasien ein Superstar wurde. Er spielte Hauptrollen in Hollywood-Blockbustern und wurde vom amerikanischen Time Magazine zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt gezählt. Die Popularität von K-Pop geht noch weiter. Dank YouTube, Facebook und anderen sozialen Netzwerken schwappte die Welle auch nach Europa und Südamerika. Der Popkultur-Kolumnist Kim Heon-sik erklärt es uns.

Durch das Internet war K-Pop der Lage, die Welt zu erobern. Korea ist seit Mitte der 1990er Jahre eine Internet-Macht. K-Pop-Musikvideos zirkulierten in europäischen und lateinamerikanischen Netzwerken und wurden bei der Internet-versierten jungen Generation allmählich immer beliebter. Durch das Internet wurde K-Pop die Musik für die jungen Menschen in Europa und Südamerika.

Dann kam im Sommer 2012 der „Gangnam Style“ von Psy. Das kitschige, aber anhaltend spaßige Musikvideo von „Gangnam Style“ erzielte zwei Milliarden Zugriffe auf YouTube und hielt sieben Wochen lang den zweiten Platz in den amerikanischen Billboard-Single-Charts. Psys „Gangnam Style“ wurde zu einem weltweiten Megahit und K-Pop zu einer eigenen Marke. Viele junge Menschen auf der ganzen Welt etwa lernen Koreanisch, um die koreanischen Popsongs mitzusingen. Der Popkultur-Experte Kim Heon-sik erklärt uns die Gründe für die Popularität des K-Pop.

In jedem Land gab es verschiedene Ursachen für die K-Pop-Popularität. In Japan waren koreanische Popstars etwas Neues, obwohl die K-Pop-Industrie seine Stars darauf trainiert, sich an den Einheimischen zu orientieren. In China verboten die Behörden Shows oder Songs, die zu unrealistisch waren. Aber koreanische Dramen oder Boygroups waren zu einem großen Teil Phantasie, die das unterdrückte chinesische Publikum damit bezauberten. Auch die präzise choreographierten und einstudierten Tanzeinlagen der Popgruppen erfreuten die Chinesen. In Amerika und Europa gab es eine Reihe von Festivals und Events, wo ein Tanz oder ein Lied, das alle zusammenbringen konnte, eine nützliche Rolle spielte, und dazu passten gerade die Gruppentänze der K-Pop-Gruppen. Ich glaube, dass die koreanische Kultur, vor allem ihre Pop-Musik, perfekt dazu passte und solch begeisterte Reaktionen hervorrufen konnte.

Hallyu hat mit Fernsehdramen und K-Pop-Musik begonnen und hat sich jetzt über die Popkultur hinaus in alle Bereiche der Kultur wie Mode, Kochrezepte und Traditionen ausgebreitet. Professor Kim Chang-nam vom Institut für Journalistik und Rundfunk an der Sungkonghoe-Universität sagt dazu, dass Hallyu einen erheblichen Beitrag zur Steigerung des Ansehens Koreas und zur Bekanntheit der koreanischen Kultur geleistet hat.

In der einen oder anderen Hinsicht spielte Hallyu eine bedeutende Rolle bei der Erhöhung des Ansehens und des kulturellen Status von Korea, und seine Ergebnisse zeigen sich auf verschiedene Weise. Koreas boomender Tourismus und sein verbesserter internationaler Status sind wahrscheinlich auf Hallyu zurückzuführen. Zum Beispiel wurden koreanische Fernsehdramen und K-Pop in Osteuropa und im Mittleren Osten überraschend populär, also in Regionen, die keinen regulären kulturellen Austausch mit Korea unterhielten, und die koreanische Popkultur hat sicherlich dazu beigetragen, das Ansehen Koreas in diesen Ländern zu verbessern. Im Gegenzug hat Korea damit begonnen, Interesse an den Regionen zu entwickeln und die Gelegenheit zu einem aktiveren Kulturaustausch ergriffen.

Koreas Pop-Musik und Fernsehserien überbrücken die Grenzen von Nationen, Nationalitäten und Religionen und erfassen die Herzen von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt. Es ist mehr als ein Jahrzehnt her, seit sich die Wellen der koreanischen Popkultur zu wiegen begannen, doch Hallyu wird noch nicht so schnell verebben, weil die koreanische Kultur den Menschen auf der ganzen Welt noch so viel mehr zu bieten hat.

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