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Geschichte

Yi Ok-gyeong: Koreas erste Radiomoderatorin

2013-09-26

<strong>Yi Ok-gyeong:</strong> Koreas erste Radiomoderatorin
Im Juni 1926, unter der japanischen Kolonialherrschaft, ging "Radio Gyeongseong" erstmals auf Sendung. Verantwortlich für Produktion und Technik der ersten Probesendungen war ein Mann namens Noh Chang-seong. Nach einigen Sendungen, in denen er selbst am Mikrofon saß, kam er zu der Einsicht, dass sich eine weibliche Stimme besser machen würde, und die Suche nach einer geeigneten Kandidatin begann. Schließlich erwies sich in den Probeaufnahmen eine Frau als die Beste, die er sehr gut kannte: Yi Ok-gyeong, mit der Noh verheiratet war. Yi Ok-gyeong wurde die erste Moderatorin Koreas und erschloss dadurch in einer Zeit, in der den meisten Frauen eine berufliche Tätigkeit unmöglich war, ein neues Betätigungsfeld für das weibliche Geschlecht.

Schulbesuch in Japan
Yi Ok-gyeong wurde im September 1901 in Seoul geboren. Ihr Vater Yi Hak-in legte in den letzten Jahren der Joseon-Dynastie noch die traditionelle Beamtenprüfung ab und arbeitete nach der Geburt seiner Tochter zunächst als Direktor des Incheoner Zollamts und als Englisch-Lehrer an einer Privatschule. Als Korea 1910 seine Souveränität an Japan verlor, ging er mit seiner Familie nach Andong, dem heutigen Dandong in der Mandschurei, von wo aus er eigentlich nach Shanghai weiterwollte.

In der Mandschurei arbeitete Yi für das britische Zollamt. Seine einzige Tochter Ok-gyeong kleidete er wie ein Junge. Entgegen der damals vorherrschenden Meinung war er überzeugt, dass auch Mädchen eine Ausbildung genießen sollten. Da es in der Mandschurei keine Mittelschule für Mädchen gab, entschloss er sich daher, seine Tochter nach Japan zu schicken.

Während Yi Ok-gyeong in Japan die Schule besuchte, starb ihr Vater an einer Lungenentzündung, und das Mädchen musste nach Incheon zurückkehren. Doch auch ihre Mutter wollte, dass die Tochter eine Schule besuchte, und so wurde sie auf die von den Japanern unterhaltene Mädchenoberschule in Incheon geschickt. Nach ihrem Abschluss wollte Yi Ok-gyeong eigentlich an der Medizinischen Hochschule in Tokyo studieren, heiratete dann jedoch Noh Chang-seong, einen Freund aus Grundschulzeiten.

Koreas erste Radiomoderatorin
„Einige Tage nach der Gründung der Rundfunkstation bat mich mein Mann, ihm dort zu helfen. Er sagte, dass er eine weibliche Stimme bräuchte.“

So erinnerte sich Yi an den Beginn ihrer Karriere. Ihr Mann war am Aufbau der neuen Rundfunkstation in Korea beteiligt und später für Produktion und Technik zuständig. Zum damaligen Zeitpunkt hatte man von dem Beruf des Moderators in Korea noch nie etwas gehört, und die männlichen Angestellten mussten diese Aufgabe daher zunächst zusätzlich zu ihren eigentlichen Tätigkeiten übernehmen. Aber Noh war überzeugt, dass eine weibliche Stimme bei den Zuhörern wesentlich besser ankommen würde.

Nachdem sie den Zuschlag bekommen hatte, ging Yi Ok-gyeong jeden Abend für zweieinhalb Stunden auf Sendung. Als aus dem Radio, welches damals als ein "magischer Kasten" betrachtet wurde, plötzlich eine Frauenstimme erklang, war das schnell Stadtgespräch.
Die Menschen strömten zum Studio, um die Frau hinter der Stimme zu sehen, und der Andrang war so groß, dass nicht selten sogar Fensterscheiben kaputtgingen. Yi erlangte eine solche Popularität, dass sie auf dem Weg von und zur Arbeit eine Rikscha benutzen musste, um unerkannt zu bleiben.

Yi selbst maß ihrer Karriere als Moderatorin eine große Bedeutung für die koreanischen Frauen bei. Denn sie hatte für ihre Geschlechtsgenossinen einen Beruf mehr erschlossen, und dass in einer Gesellschaft, in der dem weiblichen Geschlecht kaum Aufgaben außerhalb des Hauses zugesprochen wurden.

Ende einer kurzen Karriere
Doch nach der Geburt ihres zweiten Kindes Noh Myeong-ja gab Yi ihre Arbeit auf. Noh Myeong-ja war niemand anderes als die erste koreanische Modedesignerin Nora Noh. Sie studierte ab 1947 Design in den USA und machte sich 1949 als erste Modedesignerin in ihrer Heimat selbstständig. Sie zeichnete für die erste Modenschau Koreas verantwortlich und designte auch den berühmten Minirock der Sängerin Yun Bok-hee. Auch Yi Ok-gyeongs Tochter war also eine Pionierin auf ihrem Gebiet, was bei den Eltern vielleicht nicht überraschend sein sollte.

Da sie sich nach der Geburt des zweiten von insgesamt neun Kindern aus der Arbeitswelt zurückzog und um Haushalt und Kinder kümmerte, war Yi Ok-gyeongs Karriere nicht besonders lang. Dennoch nimmt sie in der koreanischen Rundfunkgeschichte eine wichtige Rolle ein. Denn sie war zu einer Zeit, in der Frauen nur selten einem Beruf nachgingen und Rundfunk noch ein völlig neues Gebiet war, die erste Moderatorin des Landes.

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