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Lifestyle

Der Lee Sun Kyu Preis und Alzheimer in Korea

#Sie fragen, wir antworten l 2006-10-09

Hörerecke

Frage: Paul Gager aus Deutschkreutz schreibt: Die Wiener Biotech-Schmiede Affiris hat für ihren Alzheimer Impfstoff den koreanischen Lee-Sun-kyu Preis gewonnen. Der Impfstoff ist nicht nur wirksamer, sondern auch kostengünstiger als vergleichsbare Konkurrenzprodukte. Wer oder was ist denn Lee Sun-Kyu? Wie hoch ist der Preis dotiert? Ist Alzheimer auch in Korea ein wachsendes Problem?

Antwort: Für die Entwicklung eines innovativen Impfstoffes gegen Alzheimer wurde das Wiener Unternehmen Affiris GmbH am 14. August 2006 mit dem Lee Sun Kyu Pharmaceutical Award ausgezeichnet. Der von dem südkoreanischen Industrieunternehmen Dongsung Pharmaceuticals vergebene Preis ehrt Entwicklungen, die einen bedeutenden Beitrag zur globalen Entwicklung der biopharmazeutischen Branche leisten. Der Preis wird seit 1998 jährlich vergeben, wobei ab 2002 neben Koreanern auch immer ein Ausländer unter den Preisgewinnern war. Bisher haben ihn 22 Personen erhalten. Die Auswahl der Preisträger erfolgt dabei jeweils durch ein unabhängiges Experten-Gremium des Industrieunternehmens Dongsung. Der Preis ist mit 10 Mio. Won pro Preisgewinner dotiert, das sind etwa 8.300 Euro, und einer Medaille. Der Preis wurde eingerichtet, um einen Teil des Unternehmensprofits unter dem Motto Dem Leben dienen, an die Gesellschaft zurückzugeben. Der Lee Sun Kyu Preis ist nach dem Gründer des 1957 eingerichteten Unternehmens benannt, Lee Sun Kyu, der dem Unternehmen bis heute vorsteht. Dongsung Pharmaceuticals hat als kleines Unternehmen begonnen, das sich zunächst auf Haarfarbeprodukte spezialisierte. Zwei Jahre nach der Gründung, also 1959, hatte es 20 Mitarbeiter, 1969 waren es 150 und heute über 500. Die Firma, die derzeit 40% des koreanischen Marktes für Haarfärbemittel hält, hat 1989 die ersten nicht-giftigen und umweltfreundlichen Insektizide auf den Markt gebracht. Daneben stellt sie eine Reihe von Medikamenten für die Luftwege, Verdauung, Diabetes und Schlafstörungen her. Wer sich für die Preisverleihungszeremonie, die Firma und ihre Produkte interessiert, der klicke an: http://www.dongsung-pharm.co.kr/eng/board01_read.html

Was Alzheimer betrifft, so spricht der am 21. September 2006 von den Asien-Pazifik-Mitgliedern von Alzheimer Disease International (www.alz.co.uk) herausgegebene Bericht von einer bevorstehenden Dementia-Epedemie im asiatisch-pazifischen Raum (www.alz.co.uk/research/files/apreportexecsum.pdf). Danach soll die Zahl der neuen Alzheimer-Fälle pro Jahr von 4,3 Millionen 2005 auf 19,7 Millionen im Jahre 2050 steigen, das heißt von heute 14 Millionen Patienten auf 65 Millionen im Jahr 2050. Das hat größtenteils einfach damit zu tun, dass die Menschen immer älter werden, was v.a. in bevölkerungsreichen Staaten wie China und Indien die Zahlen in die Höhe treibt. Die Zahl der über 60-Jährigen in der Region wird von weniger als 10% der Bevölkerung heute auf 25% der Bevölkerung im Jahre 2050 steigen und die Zahl der über 80-Jährigen von jetzt rund 1% auf 5% in 45 Jahren.

Korea, dass sich rasch auf eine überalterte Gesellschaft hin entwickelt, wird damit ebenfalls dem allgemeinen Trend in der Region entsprechend in Zukunft vor einem Alzheimer Problem stehen. Nach Angaben des Ministeriums für Gesundheit und Soziales, auf die sich die Webseite der Koreanischen Alzheimervereinigung beruft, sollen im Jahr 2004 8,3% der koreanischen Senioren über 65 Jahre an Alzheimer gelitten haben. Das macht 346.000 Patienten. Bis 2020 soll die Zahl um 0,7% auf 9% aller Alten über 65 steigen. Zum Vergleich: In Deutschland soll es nach Angaben der deutschen Alzheimer Gesellschaft zurzeit etwas eine Million Dementia-Kranke geben (www.deutsche-alzheimer.de). Vor kurzem wurde anlässlich des internationalen Alzheimertags am 21. September ein Bericht im koreanischen Fernsehen ausgestrahlt. Dort wurde darauf hingewiesen, dass es schwierig sei, die genaue Zahl der Alzheimer-Kranken in Korea zu erfassen und dass auch immer mehr junge Leute unter der Krankheit leiden. In unserem Kreuz und Quer durch Korea Beitrag vom 21. September, dem Welt-Alzheimer Tag, wurde übrigens von rund 360.000 geschätzten Alzheimerkranken in Korea ausgegangen, was in etwa mit den Zahlen des Gesundheitsministeriums übereinstimmt.

Die südkoreanische Regierung hat mittlerweile Alzheimer als eine Krankheit erkannt, der in Zukunft in der Gesundheits- und Sozialpolitik Priorität zukommen sollte. Zu diesem Zweck sollen z.B. ab 2007 für Senioren ab 66 kostenfreie Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen angeboten werden, bei denen neben Knochen und Gelenken auch auf Alzheimer gecheckt wird. Des weiteren soll das soziale Sicherungsnetz erweitert werden und die Unterbringungs-, Pflege- und Unterstützungsleistungen für Alte generell ausgebaut werden, wovon natürlich gerade Alzheimerpatienten und ihre Familien profitieren würden. Zurzeit werden in Korea nur rund 90.000 Alzheimerkranke von einer geschulten Pflegekraft betreut und landesweit gibt es nur 346 Einrichtungen, in denen Alzheimerkranke tagsüber aufgehoben werden können. Die Hauptlast trägt in Korea nach wie vor die Familie. Südkorea ist übrigens seit 1995 Vollmitglied der internationalen Dachorganisation Alzheimer Disease International und treibt momentan auch Forschungen auf diesem Krankheitsgebiet voran. Über die koreanische Alzheimergesellschaft und ihre Unterstützungsaktivitäten kann man sich auf der Webseite www.alzza.or.kr informieren. Leider steht diese Seite nur auf Koreanisch zur Verfügung.

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