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Lifestyle

Zum traditionellen Rollenmodell der Frau in Korea

#Sie fragen, wir antworten l 2018-06-02

Hörerecke

ⓒ Getty Images Bank

Q: In Annas Kims Buch Die große Heimkehr: ist mir die Rolle der Frau im traditionellen Korea aufgefallen. Könnten Sie darüber mal etwas intensiver berichten? Wie ist das traditionelle Rollenmodel der Frau im „alten“ Korea? 


A: In der traditionellen koreanischen Gesellschaft beschränkte sich die Rolle der Frau auf den häuslichen Bereich. Die eigene Ehefrau wird bis heute in Korea unter anderem auch Jip-saram (집사람) genannt, wörtlich „die Frau im Haus“ bzw. „die Frau des Hauses“ Sie war, wie der Name schon andeutet, als Hausfrau für das Haus zuständig und darüber hinaus Mutter. Der Ehemann ist hingegen der „Bakkat-yangban“ (바깥양반), gewissermaßen „der Herr, der für die Dinge außerhalb des Hauses zuständig ist“. Entsprechend dieser traditionellen Rollenverteilung wurden die koreanischen Frauen von klein auf erzogen. Von Kindesbeinen an lernten sie die Tugenden der Unterordnung und des Gehorsams sowie der Geduld und Ausdauer, die notwendig für die künftige Rolle als Frau, Schwiegertochter und Mutter waren. V.a. Schwiegertochtersein erforderte Geduld und Ausdauer.

In den Genuss der Bildung kamen maximal Frauen der Oberschicht, aber auch das nur in eingeschränktem Maße. Daneben hatten nur noch die Gisaeng Zugang zur Bildung. Unter den „Gisaeng“, den Kurtisanen, die ähnlich wie die japanischen Geishas der gehobenen Unterhaltung der Männergesellschaft dienten, gab es nicht wenige gebildete Frauen, die lesen und schreiben konnten. Einige waren in Malerei, Dichtkunst und hohem Gesang bewandert und beteiligten sich in Einzelfällen auch am politischen Diskurs der Zeit, v.a., wenn sie die Geliebten politisch einflussreicher Gelehrter oder Hofbeamter waren.


Die gesellschaftliche Rolle der koreanischen Frau begann sich erst mit der Öffnung des Einsiedlerkönigreiches Joseon (1392-1910) im späten 19. Jh. zu ändern. Damals wurde die moderne Schulbildung in Korea eingeführt, in den meisten Fällen von westlichen Missionaren, die in der Regel aus den USA kamen. Zu der Zeit entstanden auch Schulen speziell zur Unterrichtung von Mädchen. Zu nennen ist hier allen voran Ewha Haktang, eine Missionsschule ausschließlich für Mädchen, die am 31. Mai 1886 von der methodistischen Missionarin Mary F. Scranton gegründet wurde. Damals gab es nur eine Schülerin, aber bald schon wurden es mehr.

1910 wurde mit der Einrichtung eines College die höhere Bildung für Frauen auf den Weg gebracht, 1925 folgten, was man heute als „berufsorientierte Fachhochschulkurse“ bezeichnen könnte. Die auf diese Weise gebildeten Frauen studierten u.a. Kunst und Malerei, wurden Lehrerinnen und Krankenschwestern und engagierten sich in der Aufklärung der Gesellschaft. Nicht wenige der ersten gebildeten Frauen engagierten sich übrigens auch im Kampf um die Unabhängigkeit und im Widerstand gegen die japanischen Kolonialherren


Mit der Gründung der Republik Korea 1948 wurde in der Verfassung das Recht der Frauen auf Gleichstellung und Chancengleichheit in Bildung, Arbeit und öffentlichem Leben verankert. Sie erhielten das Recht zu wählen, ein Fahrzeug zu steuern, Besitz zu erben und in ihrem eigenen Namen zu besitzen und darüber zu verfügen. Bis diese theoretische Gleichstellung auf allen Ebenen der Gesellschaft in die Praxis umgesetzt war, floss viel Wasser den Han-Fluss hinunter. Aber niemand dürfte anzweifeln, dass die Arbeitskraft der Frauen bedeutend zum rasanten wirtschaftlichen Wachstum Koreas in den letzten drei Jahrzehnten beigetragen hat, als immer mehr Frauen arbeiteten, zum einen, weil sie arbeiten wollten, zum anderen aber auch, weil sie arbeiten mussten. Und während noch in den 1990er Jahren viele Frauen mit der Heirat bzw. der Geburt von Kindern ihren Beruf aufgaben bzw. mehr oder weniger aufzugeben gezwungen wurden, ist das heute längst nicht mehr der Fall. Es besteht ein Anrecht auf Mutterschaftsurlaub, das auch genutzt wird, v.a. natürlich bei großen öffentlichen Unternehmen wie z.B: auch KBS WR, das u.a. auch über eine eigene KITA verfügt. Von solchem Luxus können die meisten koreanischen Arbeitenehmerinnen allerdings nur träumen. Vor allem bei kleineren Betrieben scheiden sie bei der Geburt eines Kindes auch heute oft noch mehr oder weniger gezwungen aus dem Arbeitsleben aus.

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