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Lifestyle

Gesundheitsversorgung auf dem Land 2: Beispiel Landkreis Goesan-gun

#Sie fragen, wir antworten l 2018-07-07

Hörerecke

ⓒ Getty Images Bank

Q: Wie ist die medizinische Versorgung der Bevölkerung auf den Dörfern konkret organisiert?

A:
Dass auch in Korea die medizinische Versorgung der Bevölkerung angesichts von Landflucht bei gleichzeitig stark alternder Bevölkerung zunehmend ein Problem darstellt, hatten wir letzte Woche schon thematisiert. Betrachten wir anhand eines konkreten Fallbeispiels, wie die medizinische Versorgung auf dem Lande in Korea funktioniert. Der Landkreis Goesan-gun in der Provinz Chungcheongbuk-do ist eine Bergregion im mittleren Bereich von Korea. Wegen der vielen unzugänglichen Berge und Täler war die Region lange Zeit von der Außenwelt vergleichsweise abgeschnitten, was sich insgesamt negativ auf die Entwicklung auswirkte. Der Kreis erstreckt sich über ein Areal von 842 ㎢ und ist damit größer als Seoul mit nur 652 ㎢. Aber dort lebten im Februar 2016 nur 38.250 Menschen, ein Dreißigstel der Bevölkerung von Seoul. Rund 30% der Bevölkerung, die in den Bauern- und Fischergemeinden des Kreises leben, sind mittlerweile über 60 Jahre alt. Krankenhäuser, Zahnärzte und Ärzte der traditionellen koreanischen Medizin sind alle in Goesan-eup, dem kleinstädtischen Zentrum der Region, konzentriert. Daher ist für alle, die nicht im direkten Einzugsbereich der Kleinstadt leben, der direkte Zugang zur Gesundheitsversorgung schwierig. Die Bewohner im Umland sehen darin allerdings kein großes Problem, da es ein gut funktionierendes lokales öffentliches Unterstützungssystem gibt.

In den Ortschaften, die der Kreisverwaltung Goesan-gun unterstehen, hat man 11 lokale „Untergeordnete Gesundheitszentren“ mit Allgemeinärzten eingerichtet. Dazu gibt es weitere 28 „Dienststellen für Primäre Gesundheitsdienstleistungen“, die von Krankenschwestern betreut werden. Bei den Allgemeinärzten in den Untergeordneten Gesundheitszentren handelt es sich um junge, approbierte Ärzte, die das Studium abgeschlossen haben und sich anstelle des Militärdienstes in der Regel für zwei Jahre um die medizinische Versorgung der Landbevölkerung kümmern. Die Krankenschwestern in den Dienststellen für Primäre Gesundheitsdienstleistungen sind ausgebildete Krankenschwestern und Hebammen, die vor ihrem Einsatz 24 Wochen Extraschulung erhalten und in eingeschränktem Rahmen auch Medikamente verordnen dürfen. Solche Dienststellen für Primäre Gesundheitsdienstleistungen - die ersten Anlaufstellen bei kleineren Beschwerden - beherbergen z.B. Sprechzimmer, Fitnesscenter und Sauna. Die Dienststelle im Dorf Igok-ri, Gemeinde Sari-myeon, Kreis Goesan-gun z.B. ist für 900 Bewohner aus 12 Dörfern zuständig, pro Monat werden hier 160 bis 250 Patienten behandelt. Die Krankenschwestern dort dürfen Patienten mit Bauchschmerzen, Husten, Fieber oder Durchfall behandeln und bestimmte Medikamente ausgeben. Für alle anderen Beschwerden ist die Konsultation eines Arztes notwendig.
Die Kosten für die Behandlung von Erkältungen, Schmerzen, Verdauungsbeschwerden und akuten Krankheiten betragen 500-900 KRW, also weniger als ein Euro; für die Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes und anderen chronischen Krankheiten fallen 12.200 KRW an, rund 10 Euro; Physiotherapie, Zähneziehen, Zahnfleischbehandlungen usw. kosten 1.100 KRW, knapp ein Euro. Für Patienten über 65 sind alle Dienstleistungen kostenlos, dazu gibt es einen freien Saunabesuch pro Woche. Die älteren Patienten sind dankbar für die Fürsorge, die ihnen in den Zentren entgegengebracht wird, und versorgen ihrerseits die zuständigen Krankenschwestern mit Rettich, Chinakohl, Mais und anderen Produkten aus eigenem Anbau.

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