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Nordkorea

Das innerkoreanische Team bei der Tischtennis-WM 1991

2018-04-19

Schritte zur Wiedervereinigung

Das innerkoreanische Team bei der Tischtennis-WM 1991
Süd- und Nordkorea haben für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang im Februar eine gemeinsame Frauen-Eishockeymannschaft gestellt. Das war das erste gemeinsame Olympia-Team beider Länder. Doch schon 1991 hatte es eine gemeinsame Tischtennis-Mannschaft bei der Weltmeisterschaft gegeben.

Diese kleine Wiedervereinigung im Tischtennis sollte kein einzelnes Ereignis sein, und ich fühle große Verantwortung.

Das sagte Park Seong-in, der die südkoreanische Seite eines Arbeitsausschusses für die Bildung eines innerkoreanischen Teams für die Tischtennis-Weltmeisterschaft 1991 in der japanischen Stadt Chiba geleitet hatte. Am 12. Februar jenes Jahres, zwei Monate vor dem Wettkampf, einigten sich beide Länder bei Gesprächen im Waffenstillstandsort Panmunjom endgültig auf das Vorhaben. Mit dem nahenden Ende der Kalten Kriegs-Struktur Ende der 80er Jahre standen auch beide Koreas in ihren Beziehungen vor einem Wendepunkt. Unter dem Namen „Korea“ umfasste die gemeinsame Delegation für die Tischtennis-WM 62 Mitglieder, von denen 31 jeweils aus dem Süden und Norden kamen. Die damalige Spielerin Hyun Jung-hwa, die jetzt eine Tischtennis-Mannschaft der koreanischen Rennsportbehörde leitet, erinnert sich an die Momente vor 27 Jahren:

Wir hatten nur einen Monat für das gemeinsame Training. Zuerst fühlte ich mich erleichtert, dass ich nicht gegen Nordkorea antreten musste. Ich dachte, das wäre ein großer Erfolg, wenn das gemeinsame Team das Finale erreicht. Die Sportler aus Süd- und Nordkorea haben verschiedene Ausdrücke für das Tischtennis gebraucht, wenn wir die Strategie besprachen. Doch konnten wir uns verständigen, weil wir dieselbe Sprache sprechen. Auch gab es keine Probleme dabei, technische Differenzen zu lösen.

Die Spielerinnen trafen sich zum ersten Mal am 26. März 1991 in Nagano, um gemeinsam zu trainieren. Beide Länder waren seit 46 Jahren geteilt, doch die Stimmung beim Training war gut. Am 24. April startete der Wettkampf. Die Spielerinnen trugen das Bild der koreanischen Halbinsel in blau auf ihrer Brust:

Das fühlte sich sehr anders an. Ich wurde von 70 Millionen Koreanern beobachtet, einschließlich der Nordkoreaner, nicht nur der 40 Millionen Südkoreaner. Mit der Hoffnung, besser zu spielen, konnte ich eine gute Leistung bringen.

Das Team Korea umfasste Hyun Jung-hwa und Hong Cha-ok aus Südkorea sowie Ri Pun-hui und Ryu Soon-bok aus Nordkorea. Sie erreichten schließlich das Finale, wo sie auf die Titelverteidigerinnen aus China trafen. Ri Pun-hui hatte allerdings mit einer Hepatitis zu kämpfen:

Pun-hui konnte wegen ihrer Erkrankung nicht voll trainieren. Hepatitis führt zu schneller Müdigkeit. Ich sagte ihr: “Alles ist in Ordnung, ich fühle mich jetzt gut. Es ist okay, wenn wir das Spiel verlieren, fühle dich relaxed.“

Am 26. April gewannen sie schließlich im dramatischen Finale gegen China. In der ersten Runde der Einzel der Frauen besiegte Ryu Soon-bok, die Ri Pun-hui ersetzte, die chinesische Nummer eins der Welt, Deng Yaping. Doch verloren die Koreanerinnen danach zwei Spiele. Das Spiel war nach zwei Siegen und zwei Niederlagen offen. In der fünften Runde setzte sich Ryu gegen Gao aus China mit 2:0 durch. Hyun erinnert sich an die aufregenden Momente:

Soon-bok war nicht besonders zuversichtlich, doch gewann sie ihr Spiel. Die Szene war so unwirklich, dass ich mich fragte, was vor sich ging. Ich wollte unbedingt gewinnen, und ich dachte, dass wir eine kleine Wiedervereinigung erreicht hatten. Ich war 21 Jahre alt. Es war wirklich toll, mit ihnen zu sein. Ich wünschte, dass alle südkoreanische Sportlerinnen sind, und dass ich nicht gegen sie spielen muss. In der Umkleidekabine umarmten wir uns und weinten.

Auf dem Siegerpodest standen die Mitglieder des Team Korea Hand in Hand. Die Fahne mit der koreanischen Halbinsel wurde gehisst, und es erklang das Volkslied Arirang:

Die etwa 1000 Fans und die Athletinnen sangen zusammen das Lied. Einige der Zuschauer sagten:

#1: Mir kamen die Tränen, so berührt war ich. Ich wünsche, Korea wird bald vereinigt sein.
#2: Beide Koreas wurden eins, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Korea ist jetzt eine Tischtennismacht.


Am letzten Abend vor ihrer Trennung überreichte Hyun an Ri ein besonderes Geschenk:

Ich gab Pun-hui einen Ring. Zuerst weigerte sie sich, ihn anzunehmen. Ich sagte ihr, das ist ein kleiner Ring, und dass sie ihn als Zeichen der Freundschaft annehmen kann. Ich vermisste sie später noch mehr, weil ich keine Gelegenheit mehr hatte, sie wiederzusehen. Ich habe keine Angehörigen in Nordkorea, doch fühlte es sich an, als ob ein Familienmitglied aus Nordkorea mich verließ.

Das Team Korea kam nie mehr zusammen. Doch als sie die gemeinsame Eishockey-Mannschaft in Pyeongchang sah, gewann Hyun ihren Glauben an die Macht des Sports:

Ich habe immer gesagt, dass der Sport der erste Bereich ist, der den Weg zum innerkoreanischen Austausch ebnet. Das erwies sich in Pyeongchang. Mit dem Sport als Beginn gab es einen kulturellen Austausch zwischen Süd- und Nordkorea.

Der Sport kann in der Tat den innerkoreanischen Austausch fördern, das haben die WM 1991 und die Winterspiele in Pyeongchang gezeigt.

Beim nächsten Mal geht es um den UN-Beitritt Süd- und Nordkoreas 1991.

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