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Koreanische Halbinsel von A bis Z

Nordkoreas Machthaber

Kim Jong-il

Kim Jong-il (1942-2011)

Der junge Kim Jong-il und seine Mutter Kim Jung-sook (Mitte).

Kim Jong-il wurde am 16. Februar 1942 als Sohn von Kim Il-sung und Kim Jung-sook im Dörfchen Wjatskoje in der Nähe der Stadt Chabarowsk in Russland geboren. Der derzeit mächtigste Mann in Nordkorea bekleidet folgende Ämter: Generalsekretär der PdAK, Vorsitzender des Nationalen Verteidigungskomitees, Oberbefehlshaber der Koreanischen Volksarmee, Staatsoberhaupt. Darüber hinaus ist er unter anderem Mitglied des Zentralkomitees der PdAK und der Obersten Volksversammlung sowie Mitglied des Präsidiums der Obersten Volksversammlung und Kader des Politbüros des Zentralkomitees der PdAK.

Nachdem er bereits Mitte der 1970er Jahre von seinem Vater zu seinem Nachfolger ausersehen worden war, begann er seine politische Ausbildung, indem er wichtige Positionen bekleidete. So wurde er Sekretär des Zentralkomitees der PdAK, darüber hinaus Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der PdAK. 1990 wurde er de facto der zweitmächtigste Mann in Nordkorea, indem er zum 1. Ressortleiter des Nationalen Verteidigungskomitees bestallt wurde. 1991 trat er das Amt des Oberkommandierenden der Koreanischen Volksarmee an. Der Vorbereitungsprozess für Kim Jong-ils Herrschaftsnachfolge war abgeschlossen, als dieser im Jahre 1993 das Amt des Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungskomitees antrat. Kim Jong-il meisterte die Krise in der Folge von Kim Il-sungs Tod im Jahre 1994 mithilfe der drei Jahre währenden Zeit der „Vermächtnisherrschaft“, die im Jahre 1994 begann. Nach Kim Jong-ils Amtsantritt als Generalsekretär der PdAK war die „Kim Jong-il-Ära“ dann vollends angebrochen. Von Kim Jong-il ist bekannt, dass er die Kunst, besonders aber das Kino sehr schätzt.

Er hat ein lebhaftes Wesen und ist sehr redegewandt. Er hat den „Militär zuerst“-Slogan benutzt, um das Militär zu mobilisieren (im kommunistischen Sinne) und obwohl Kim Jong-il dafür bekannt ist, dass er marktwirtschaftliche Elemente in die angeschlagene nordkoreanische Wirtschaft eingeführt hat, ist unklar, ob diese Maßnahme Erfolg haben wird. Der Mangel an Kapital und Infrastruktur geht hier einen unheilvollen Verbund mit dem anhaltenden Hungerproblem ein, was die Gesamtwirtschaft Nordkoreas stocken lässt.

Uneinigkeit über Kim Jong-ils Geburt

Es gibt insgesamt drei Versionen zu den Umständen, unter denen Kim Jong-il geboren wurde. Verschiedene Versionen der Geschichte sind in Verbindung mit der Legitimation der Machtübernahme Kim Jong-ils problematisch geworden. Da die komplette moderne koreanische Geschichte in Nordkorea umgearbeitet worden ist, um Kim Il-sungs „Ein-Mann-Herrschaft“ zu rechtfertigen, und da die „Juche“-Ideologie entsprechend um einen Abstammungsaspekt erweitert wurde, um Kim Jong-ils Aufstieg zur Macht vorzubereiten, musste eine dem gegebenen Kontext angemessene Schilderung der Geburt Kim Jong-ils gefunden werden. Die offizielle Aussage Nordkoreas zur Geburt Kim Jong-ils ist, dass dieser in einem militärischen Unterschlupf im Baekdugebirge geboren worden ist, ein Ort, der nunmehr zu einem Pilgerort für die Nordkoreaner geworden ist.

Die am häufigsten vertretene Ansicht zu Kim Jong-ils Geburt ist, dass sein eigentlicher Geburtsort das Dörfchen Wjatskoje in der Nähe der Stadt Chabarowsk in Russland ist. Chabarowsk war zu jener Zeit das Hauptquartier der 88. Sonderbrigade der Aufklärungseinheit des fernöstlichen Kommandobereichs der sowjetischen Streitkräfte.

In einer dritten Version der Geburtsumstände Kim Jong-ils wird die Ansicht vertreten, dass dieser in einem sowjetischen Krankenhaus in einem 500 km südlich von Wjatskoje gelegenen Gebiet zur Welt gekommen ist.

Die gesamte Debatte um die Geburtsumstände entstand letztlich aus der Notwendigkeit, Kim Jong-il einen „heroischen“ Geburtsort im Umkreis der heldenhaften Taten seines Vaters Kim Il-sung als Kämpfer des antijapanischen Widerstandes zu geben.

Frühe Jahre

Obwohl Kim Jong-il als Sohn eines vergöttlichten Staatsführers und Erbe eines – wenn man so will – Königreiches seit seiner Geburt in Wohlstand lebte, so verlor er früh schon enge Verwandte: 1948 verstarb sein jüngerer Bruder und 1949 seine Mutter. Der Koreakrieg zwang Kim während seiner Grundschulzeit, die Schule sehr oft zu wechseln. Im Jahr 1960 schloss Kim die „Namsan Höhere Mittelschule“, die überwiegend von Kindern der mächtigsten Persönlichkeiten in Nordkorea besucht wurde, ab.

Als Mittelschüler begleitete er seinen Vater im Januar 1959 nach Moskau zum XXI. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion. Kim Jong-il hatte scheinbar schon zu jener Zeit ein großes Interesse an Politik sowie den Ehrgeiz, in der Zukunft an die Macht zu gelangen. Er widmete einen großen Teil seiner Zeit seinem Vater „zu Diensten“ zu sein und ließ sich gern von den Menschen um seinen Vater unterweisen. Den Aussagen der Menschen, die Kim Jong-il damals persönlich begegnet sind, (so etwa dem früheren PdAK-Parteisekretär Hwang Jang-yup) zufolge war Kim Jong-il ein aufgewecktes und neugieriges Kind.

Die politischen Lehrjahre

Kim Jong-il wird im Jahre 1980 bei einer Sitzung des Zentralkomitees der PdAK zum Kader des Politbüros ernannt.

Unmittelbar nachdem Kim Jong-il sein Studium im Fachbereich Politische Ökonomie an der „Kim Il-sung-Universität“ abgeschlossen hatte, begann er politische Erfahrungen zu sammeln, indem er an Projekten des PdAK-Zentralkomitees als Direktor des Organisationsbüros mitarbeitete. Kim Jong-il rückte alle zwei Jahre die Hierarchieleiter nach oben und wurde 1967 zum Abteilungsleiter des Propaganda- und Agitationsbüros des Zentralkomitees der PdAK sowie 1969 zum stellvertretenden Leiter des Propaganda- und Agitationsbüros des Zentralkomitees der PdAK ernannt. Im Jahr 1971 wurde er Leiter des Büros für Künste und Kultur des Zentralkomitees der PdAK, im September 1973 wurde Kim in einer Konferenz hinter verschlossenen Türen sowohl zum Sekretär für Organisation und Propaganda des Zentralkomitees PdAK als auch zum Leiter des Organisationsbüros des Zentralkomitees der PdAK gewählt. Zu jener Zeit war es, dass Kim Jong-il als zukünftiger politischer Erbe Kim Il-sungs in Erscheinung trat.

Im Februar 1974 wurde Kim Jong-il bei der 8. Vollversammlung der 5. Amtsperiode des Zentralkomitees der PdAK zum Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees ernannt und leitete Maßnahmen, die die Nachfolge des „Großen Vorsitzenden“ durch den „geliebten Kommandeur Kim Jong-il“ fördern sollten. Seit jenem Tag wurde Kim Jong-il nie wieder mit seinem Namen, sondern als „Zentrum der Partei“ angesprochen. Im Februar 1975 wurde ihm bei der 10. Vollversammlung der 5. Amtsperiode des Zentralkomitees der PdAK einstimmig der Titel „Geliebter Kommandeur“ verliehen. Hiermit hatte sich Kim Jong-ils Stellung als politischer Erbe gefestigt.

Im nordkoreanischen Regime geht die Macht aus der Partei hervor. Besonders Organisation und Propaganda bilden den Kern der Parteiaktivitäten. Kim Jong-il bereitete sich für seinen Aufstieg zur Macht vor, indem er Ämter in Bereichen übernahm, die sich mit diesen Aufgaben befassten. Genauso arbeitete er zunächst als Mitglied des Politbüros, einem anderen Machtzentrum in der PdAK. Daher kann man sagen, dass Kim Jong-ils Aufstieg zur Macht schon seit etwa zwei Jahrzehnten vorbereitet worden war.