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Koreanische Halbinsel von A bis Z

Blick auf Nordkorea

Wie Nordkorea das neue Jahr feiert

2019-01-03

© YONHAP News

Das Jahr 2018 brachte für die Friedensbemühungen auf der koreanischen Halbinsel einen Wendepunkt. Die politischen Führer Süd- und Nordkoreas trafen sich drei Mal, und zwischen Nordkorea und den USA fand das erste Gipfeltreffen statt. Die Menschen in der Region blicken hoffnungsvoll auf eine neue Ära der Zusammenarbeit zwischen beiden Koreas. An dieser Stelle beginnen wir ein neues Programmsegment, das sich mehr mit der nordkoreanischen Gesellschaft befassen soll. Wir beginnen mit der Frage, wie die Nordkoreaner das neue Jahr einläuten. Dazu sagt Professor Chung Eun-chan vom Institut für die Erziehung zur Wiedervereinigung: 


Um Mitternacht am 1. Januar besuchen die Menschen in Nordkorea die Statuen der früheren Machthaber Kim Il-sung und Kim Jong-il, um dort Blumen hinzulegen und gute Vorsätze zu äußern. Oder sie machen zuhause eine tiefe Verbeugung vor den Porträts der Machthaber. Das ist das Erste, was sie am Neujahrstag tun, ganz im Gegensatz zu den Südkoreanern, die in großer Zahl an die Ostküste reisen, um den ersten Sonnenaufgang des neuen Jahres zu begrüßen. Als ich klein war, besuchte die ganze Klasse die Führerstatuen. 40 Schüler, mich eingeschlossen, standen in Reihe davor und gaben das Neujahrsversprechen. 


In Seoul gingen Zehntausende auf die Straße, um das neue Jahr bei einer Glockenzeremonie in der Innenstadt willkommen zu heißen. In Nordkorea beginnt das neue Jahr eher mit politischen Veranstaltungen. Chung selbst verließ Nordkorea 2003, um nach Südkorea zu kommen. In Nordkorea habe auch das Wort Feiertag eine andere Bedeutung, sagt sie: 


In Nordkorea sind Feiertage sozialistische oder Volks-Feiertage. Die Geburtstage der früheren Führer zählen zu den wichtigsten Feiertagen. Am 15. August wird Koreas Befreiung von japanischer Kolonialherrschaft 1945 gedacht. Nordkorea begeht den 9. September als Staatsgründungstag von 1948, während der 10. Oktober der Gründung der herrschenden Arbeiterpartei gewidmet ist. Am 27. Juli feiert Nordkorea den Tag des Sieges im Krieg und am 27. Dezember den Tag der sozialistischen Verfassung.  


Zu den auch in Südkorea begangenen Volksfeiertagen wie das Mondneujahr oder das Erntedankfest Chuseok gehören in Nordkorea auch verschiedene Jahrestage. Im Jahr 1967 schaffte Nordkorea unter dem damaligen Machthaber Kim Il-sung die Volksfeiertage ab, um die Reste feudaler Zeiten auszulöschen. Doch 1986 begann das Land, die „Korea-Zuerst“-Politik zu fördern, um die angebliche Überlegenheit der koreanischen Rasse hervorzuheben. In Übereinstimmung mit dieser Politik wurden 1988 Chuseok und ein Jahr später der Mondneujahrsfeiertag und Dano, der 5. Tag des 5. Monats nach dem Mondkalender, wieder eingeführt: 


Was den Mondneujahrstag betrifft, so gibt es zwischen Süd- und Nordkorea keine großen Unterschiede. Die Nordkoreaner besuchen die älteren Verwandten und verbeugen sich vor ihnen, und sie führen ein Ritus zu Ehren ihrer Ahnen durch. Die Familien kommen zusammen, um leckere Speisen zu teilen und eine gute Zeit zu verbringen. Sie werden auch ihre Heimatorte besuchen, wenn sie nicht zu weit entfernt sind. Beide Koreas halten also die gleichen Traditionen trotz der jahrzehntelangen Teilung hoch. Doch gibt es einen kleinen Unterschied bei den Begrüßungsausdrücken. In Südkorea wird das Verbeugen „mok-rye“ genannt, während die Nordkoreaner das Wort „seon-jeol“ benutzen, was wörtlich übersetzt „stehende Verbeugung“ bedeutet. 


Auch in Nordkorea freuen sich die Menschen am Mondneujahrsfeiertag an verschiedenen Aktivitäten wie dem Drachensteigenlassen, dem Federballschießen und dem Kreiseldrehen. Die Südkoreaner sagen sich „alles Gute für das neue Jahr“, in Nordkorea heißt die Formel: „Herzlichen Glückwunsch zum neuen Jahr“: 


An traditionellen Feiertagen können die Südkoreaner mit dem Auto, Bus oder Flugzeug überall dorthin hinreisen, wohin sie wollen. Doch die Nordkoreaner können nach Pjöngjang oder in Grenzgebiete nur dann fahren, wenn sie eine spezielle Reiseerlaubnis haben. Es ist schwierig, diese Genehmigung für den bloßen Zweck zu erhalten, Verwandte an Feiertagen zu besuchen oder individuell zu verreisen. In Nordkorea sehen wir nicht den Massenexodus von Urlaubsreisenden aus der Hauptstadt in die Provinz wie in Südkorea. Auch ist die Infrastruktur in Nordkorea heruntergekommen, so dass es für die Menschen schwierig ist, lange Distanzen zu reisen. 


Chung sieht einige Veränderungen bei den Mondneujahrs-Feierlichkeiten: 


Es scheint, als ob sich die Nordkoreaner mehr auf den Mondneujahrstag konzentrieren als auf den 1. Januar. Früher bereiteten die meisten Menschen besondere Speisen vor und teilten sie mit Verwandten. Doch weil immer mehr Menschen finanziell besser gestellt sind, scheinen die Familien in den größeren Städten lieber ausessen zu gehen, oder sich in Karaoke-Bars zu vergnügen oder auch Billard zu spielen. Früher feierten Männer und Frauen getrennt voneinander. Doch heutzutage vermischen sich Männer und Frauen, um den Feiertag gemeinsam zu genießen, und viele Paare verbringen den Tag eher romantisch. 


Traditionell verteilte die nordkoreanische Regierung am Mondneujahrstag Lebensmittel, alkoholische Getränke, Speiseöl, Bonbons und Kekse an die Bürger, damit sie zuhause kochen und essen können. Doch immer mehr bevorzugen es, sich außerhalb zu vergnügen.

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