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Blick auf Nordkorea

Teil 2: Die Informationstechnologie in Nordkorea

2019-01-31

© Getty Images Bank

Bürger von Pjöngjang, die ein Handy haben, erscheinen immer häufiger auf Videos aus Nordkorea. Als das innerkoreanische Gipfeltreffen im September in Pjöngjang stattfand, nahmen Kamerateams Bilder von Bürgern auf, wie sie ihr Smartphone nutzen. Über die Verbreitung von Smartphones in Nordkorea sagt der Experte Cha Moon-seok vom Institut für Vereinigungserziehung: 


Die wachsende Zahl der Handynutzer in Nordkorea überrascht. Handys wurden erstmals 2008 in dem kommunistischen Land eingeführt. Das Mobilfunknetz wurde durch den offiziellen nordkoreanischen Anbieter Koryolink angeboten. Dabei handelt es sich um ein Joint Venture zwischen dem ägyptischen Telekommunikationsunternehmen Orascom und der staatlichen koreanischen Post- und Telekommunikationsgesellschaft. Zuletzt hat die chinesische Technologiefirme ZTE nach einem Wettbewerb mit dem einheimischen Unternehmen Huawai ein Telekommunikationsnetz sowie die entsprechende Ausrüstung exklusiv für Nordkorea bereitgestellt. Nach Angaben der Internationalen Telekommunikationsunion betrug 2014 die Zahl der Abonnenten von Koryolink etwa 2,8 Millionen, und die Zahl der Handys, die in Nordkorea genutzt werden, stieg demnach 2018 auf 5,8 Millionen. Es gibt etwa 20 Modelle unter verschiedenen Markennamen, darunter Ryusong, Pyongyang und Arirang. Die Komponenten der Geräte stammen zum größten Teil aus China, und sie werden in Nordkorea zusammengebaut. 


Das Vereinigungsministerium in Seoul geht davon aus, dass es in Nordkorea mittlerweile rund sechs Millionen Handynutzer gibt. Das entspräche 24 Prozent der Bevölkerung. Seit der Entwicklung des Modells Arirang 2013 gibt es verschiedene Smartphones, die im Preis variieren:  


Die Preise für Modelle der Marke Pyongyang reichen von 250 Dollar bis 690 Dollar. Der Preis des teuersten Geräts entspricht dem von 1250 Kilogramm Reis. Für Geräte der unteren Preiskategorie ist die minimale monatliche Gebühr 850 Won und die Telefongebühr liegt bei 10,2 Won pro Minute. Bei den teuren Modellen wird eine Basisrate von 2250 Won pro Monat bei 6,8 Won pro Minute verlangt. 


Der Preis für Smartphones ist in Nordkorea um bis zu zehn Mal teurer als herkömmliche Handys zum Preis von 100 bis 200 Dollar. Mobilfunk ist in Nordkorea allgemein teuer, wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Monatslohn bei 80 Dollar liegt. Dafür ist die Nutzungsgebühr relativ günstig. Die Nutzer erhalten 200 Minuten an Anrufzeit, und sie können jeden Monat 200 Textnachrichten verschicken, wenn sie 2000 Won zahlen. Das ist 1,20 Dollar. Für jede Nutzung, die darüber hinausgeht, steigt die Gebühr auf 10.000 Won pro 100 Minuten. Aus diesem Grund ist der Mobilfunkgebrauch in Nordkorea auf bestimmte Gesellschaftsschichten beschränkt:  


Früher kamen die meisten Handy-Nutzer aus der mittleren oder oberen Schicht in der Hauptstadt Pjöngjang. Heute sind es Kaufleute sowie junge Leute, die bestimmte Kulturinhalte abrufen wollen. Handys sind noch immer sehr teuer in Nordkorea im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen. Daher lässt sich schwer sagen, dass der Mobilfunk allgemein in der Öffentlichkeit im Gebrauch ist. 


Es wird geschätzt, dass 50 bis 70 Prozent der Menschen in den großen Städten ein Handy oder Smartphone benutzen:   


In Nordkorea werden Handys oft für wirtschaftliche Zwecke und Marktaktivitäten gebraucht. Für Händler sind sie ein praktisches Instrument, um sich über Angebot und Nachfrage zu informieren. Dank des Mobilfunks haben sich die Märkte in Nordkorea ausgebreitet. Durch die Verbreitung anderer Mobilgeräte wie Tablet-PCs können die Bürger verschiedene Unterhaltungsangebote, wie TV-Serien, Filme und Musik konsumieren. Diese Veränderungen im wirtschaftlichen wie kulturellen Leben werden wiederum die Entwicklung von Mobiltelefonen fördern. 


Geschäftsleute in Nordkorea prüfen auch Wechselkurse über ihr Smartphone. Nordkoreaner benutzen oft Dollar oder Yuan, wenn sie mit Gütern handeln. Auch können die Nordkoreaner über ein App Geld über das Smartphone überweisen. Viele junge Nordkoreaner spielen auch Spiele  auf ihren Mobilgeräten, und Wissenschaftler haben Zugang zu Forschungsmaterial und Büchern. Zu den populären Apps gehört auch die Navigationsanwendung “Traveling Companion 1.0”, mit dem die Nutzer etwa ihren Weg durch Pjöngjang finden:


Smartphone-Nutzer in Nordkorea können sich allerdings nicht in das staatliche Intranet einklinken, und das Internet kann bei Forschungsinstituten nur begrenzt benutzt werden. Die Behörden blockieren das Internet, um zu verhindern, dass Informationen von außerhalb in das Land gelangen. Doch gibt es einen Dienst von Koryolink für Ausländer, mit denen sie im globalen Netz surfen können, wenn sie eine SIM-Karte kaufen. 


Um ein Mobilgerät zu nutzen, müssen sich die Nordkoreaner bei der lokalen Poststelle registrieren und eine Erlaubnis beantragen. Selbst wenn sie eine Verbindung zum landesweiten Intranet haben, müssen sie in herkömmlichen Läden für die Apps bezahlen. Sie können sie nicht herunterladen. Auch haben die Geräte keine Bluetooth-Funktion: 


Dank der Informations- und Kommunikationstechnologie könnte sich Nordkorea mehr öffnen. Aber selbst dann wird das wohl zu keinen fundamentalen Veränderungen des politischen Systems führen. Im Gegenteil, die Führung könnte die IKT-Entwicklung dazu nutzen, ihre Kontrolle zu stärken.

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