Teil 10: Die historischen Dörfer Hahoe und Yangdong

2010 wurden die repräsentativen Clan-Dörfer der Joseon-Zeit, 'Hahoe‘ und 'Yangdong‘ von der UNESCO unter dem Titel 'historische Dörfer Koreas‘ in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen

Clan-Dörfer waren Kollektiv-Dörfer, in denen Familien mit demselben Nachnamen für lange Zeit versammelt lebten.
Während der Zeit des Reiches Joseons, das auf dem Konfuzianismus als geistige Grundlage fußte und Familien unter dem konfuzianischen Prinzip des „Hyo“ stark zusammenhielten, lebten die Menschen häufig in Clan-Dörfern zusammen.
'Hahoe‘ und 'Yangdong‘ sind die ältesten der Kollektiv-Dörfer von Familien mit demselben Nachnamen.
In 'Hahoe‘ bei Andong in der Provinz Nord-Gyeongsang hatten sich die Ryus aus Pungsan angesiedelt.

"Vater, schauen Sie dort hinab. Das, was sie dort unten sehen ist das Dorf 'Hahoe‘, dessen Name daher rührt, dass der Fluss Nakdonggang das Dorf umwindet."
"Welch außergewöhnlichen Anblick bieten die Gewässer des Nakdonggang, die das Dorf in drei Richtungen, Osten, Süden und Westen einschließen. Das Bild, das sich dadurch bietet gleicht einem Lotus, der auf dem Wasser treibt. 'Hahoe‘ scheint mir ein Ort zu sein, der in perfekter Harmonie mit den Kräften der Natur steht."
"Meint Ihr damit, dass wir Ryus aus Pungsan dorthin umsiedeln werden?"
"So soll es sein. 'Hahoe‘ wird unsere neue Lebensgrundlage, wo Generationen unserer Nachkommen leben werden."

Die aus Pungsan bei Andong stammenden Familien mit dem Nachnamen Ryu waren vor rund 600 Jahren auf der Suche nach einem verheißungsvollen Ort in das Dorf 'Hahoe‘ umgesiedelt. 'Hahoe‘ war ein Dorf, das von einer Gruppe von Menschen als ihre neue Heimat kultiviert wurde. Es bewahrt insofern in ihrer ursprünglichen Gestalt alle Elemente eines Clan-Dorfes, das in den Anfängen der Joseon-Dynastie entstand.
Die Clan-Dörfer der Joseon-Zeit wurden entsprechend den Prinzipien der koreanischen Geomantie errichtet und entsprechend den konfuzianischen Werten das Haus der Stammfamilie „Jongga“, Häuser der Yangban (Oberschicht), Hütten des einfachen Volkes, konfuzianische Schulen und landwirtschaftlich genutzte Flächen angelegt

Im Zentrum des Dorfes stand 'Yangjingdang‘, das Haus der Stammfamilie der Ryus aus Pungsan. Rundherum befinden sich sechs traditionelle Häuser von Familien mit dem Nachnamen Ryu, die in ihrer Gesamtheit den Mittelpunkt des Dorfes bilden.
Rund um diese stattlichen Bauten der herrschenden Familien sind in Kreisform die vom einfachen Volk bewohnten Lehmhütten mit Strohdächern angeordnet.
Die wissenschaftliche Einrichtung 'Byeongsan Seowon‘, in der Gelehrte studierten, wurde gegenüber dem Dorf am Fuße des Berges errichtet, damit sie mit der Natur eine Einheit bildete.
In 'Hahoe‘ leben noch heute rund 150 Familien. Neben den traditionellen Häusern werden auch repräsentative Spiele der Dorfgemeinschaft bis heute überliefert. Dazu gehören der 'Hahoe Byeolsingut Maskentanz‘, ein beliebtes Spiel des einfachen Volkes, und das traditionelle Feuerwerk 'Seonyu Julbulnori‘, dem die Gelehrten frönten.
Es ist äußerst selten, dass die Lebensweise sowie Kultur aus der Zeit der Enstehung eines historischen Dorfes bis in die Gegenwart erhalten geblieben sind. Diese Besonderheit des 'Hahoe‘-Dorfes war ein wichtiges Kriterium für dessen Aufnahme in die Welterbeliebe.

In 'Yangdong‘ bei Gyeongju, das mit 'Hahoe‘ in die Kategorie der historischen Dörfer Koreas gehört, residierten die Familien mit dem Nachnamen Son aus Wolseong und die Familien mit dem Nachnamen Lee aus Yeogang.
"In Yangdong lebte ursprünglich die Familie von Lee Gwang-ho aus Yeogang. Ryu Bok-ha aus der Familie der Ryus aus Pungsan vermählte sich mit der Enkelin von Lee Gwang-ho und zog in das Haus der Familie seiner Frau. Son So aus der Familie der Sons aus Wolseong heiratete die Tochter von Ryu Bok-ha und zog ebenfalls in das Dorf seiner Gattin. So wurde Yangdong zum Kollektiv-Dorf der Familien mit dem Nachnamen Son und Lee."
Aus der erfahren wir, dass das Dorf 'Yangdong‘ dadurch entstand, dass sich der Schwiegersohn in dem Dorf der Familie seiner Frau niederließ. Während der Joseon-Zeit standen gewöhnlich die ältesten Söhne der Stammlinie eines Clans im Mittelpunkt von Yangban-Dörfern. Bei der Entwicklung des Dorfes 'Yangdong‘ spielte der Schwiegersohn eine wichtige Rolle.

Das im nördlichen Teil von Gyeongju gelegene Dorf 'Yangdong‘ wird von den Ausläufern des Berges Seolchangsan umfasst. Den geomantischen Grundsätzen nach bietet der Ort optimale Bedingungen für die Einbettung des Menschen in seine Umgebung. Das Dorf wurde effektiv eingebettet in die vorhandene Struktur der bergigen Landschaft mit ihren vier Bergrücken und den Tälern dazwischen.
'Seobakdang‘, das große Stammfamilienhaus des Son-Clans und 'Mucheomdang‘, das große Stammfamilienhaus des Lee-Clans lagen an der höchsten Stelle des Tals. Deren Nachkommen wohnten einen Hügel darunter. Ganz unten an der Talsohle befanden sich die Häuser der Knechte und Pächter. Die Topografie wurde entsprechend der konfuzianischen Klassenordnung neu strukturiert.
Unweit den Häusern der Oberschicht Yangban wurden konfuzianische Schulen, akademische Lehranstalten und Pavillons errichtet. Darunter erstreckten sich die Felder. 'Yangdong‘ zeigt in seiner räumlichen Gestaltung die typischen Merkmale von Clan-Dörfern der Joseon-Dynastie, die in einen Bereich für praktisches Leben, einen geistlichen Bereich und einen Produktionsbereich gegliedert waren.

Heute leben in 'Yangdong‘ etwa 150 Familien nach dem überlieferten kalendarischen Rhythmus.
Auch in diesem Dorf werden Jahrhunderte alte Traditionen konserviert.
Die Dörfer 'Hahoe‘ und 'Yangdong‘ sind in ihrer ursprünglichen Gestalt so gut erhalten geblieben, dass man sich dort in die Zeit von vor 600 Jahren zurückversetzt fühlt. In diesen Dörfern ist die Geschichte lebendig. Es sind tradtionelle Dörfer, die das Leben und die Kultur der Joseon-Zeit zeigen.

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