Die Festung Hwaseong in Suwon, das Ergebnis von hervorragender Wissenschaft und Technik sowie der Philosophie, wurde 1997 in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen. Das Bauwerk wird wegen seiner klugen Konstruktion, seines praktischen Nutzens und seiner Schönheit gepriesen. Schon das Motiv für den Bau unterscheidet sich von anderen Festungen, die zu einem rein militärischen Zweck errichtet wurden.
Infolge einer Verleumdung sperrte König Yeongjo seinen Sohn Prinz Sado in
eine Holztruhe und brachte ihn um. Dieses Ereignis wird ‘Imohwabyeon‘, das
‘Unglück des Jahres Imo‘ genannt. Die Tragödie ereignete sich im Jahr 1762,
und ‘Jeongjo‘ verlor dadurch seinen Vater. Nachdem er 1776 als 22. König der
Joseon-Dynastie den Thron bestiegen hatte, begann Jeongjo mit einem Projekt
für die Wiederherstellung der Autorität seines Vaters. Er änderte dessen Namen
von ‘Sado‘ in Prinz ‘Jangheon‘, denn ‘Sado‘ bedeutet ‘es stimmt mich traurig,
wenn ich daran denke‘. Darüber hinaus verlegte Jeongjo das Grab seines
Vaters nach Hwasan in Suwon, das nach der Geomantie damals ein idealer Ort
war.
‘Hwaseong‘ wurde nach dem Konzept einer Neustadt gebaut, in die die
Bewohner der Umgebung einziehen sollten. Die Grundlage des Festungsbaus
bildete die Liebe und der Respekt König Jeongjos gegenüber seinem Vater.
Die Festung wäre aber nicht in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen
worden, wenn es nicht noch etwas anderes gegeben hätte.
"Majestät, was führt sie hierher."
"Ach je, habt ihr die Aufgabe, die ich euch gegeben hatte, immer noch nicht
gelöst? So wie ihr, Jeong Yak-yong, das größte Genie Joseons grübelnd über
den Büchern hockt scheint der Bau der Festung fürwahr eine schwierige
Aufgabe zu sein."
"Es ist die schwierigste aller schwierigen Aufgaben. Wolltet ihr nicht mit Hwaseong eure Eltern ehren und darüber hinaus den Streitigkeiten der Parteien, die an der Zukunft des Staates rütteln die Wurzeln entziehen und eine gerechte Herrschaft verwirklichen? Wie muss die Festung entworfen werden, damit dies alles umgesetzt werden kann?"
"Habe ich nicht deshalb euch, einen Experten der Silhak-Theorie mit dem
Entwurf beauftragt, gerade weil es eine so schwierige Aufgabe ist? Wenn wir
eine stabile Festung errichten und innerhalb deren Mauern eine praktisch
ausgerichtete Stadt schaffen und es sich darin bequem leben lässt, dann wird
das Volk mir, dem König, von selbst vertrauen und folgen. Also bitte ich euch,
Dasan, weiter darüber nachzudenken."
In Joseon wurde bei den Festungen zwischen 'Eubseong' und 'Sanseong'
unterschieden. 'Eubseong' waren Mauern, die eine von Menschen bewohnte
Siedlung umgaben und 'Sanseong' ein durch Wehranlagen befestigter
Zufluchtsort für den Fall eines Krieges.
‘Hwaseong‘ vereinte beide Funktionen.
Jeongjo wollte die königliche Macht festigen und eine ideale Politik verwirklichen. Seine Vorstellung von ‘Hwaseong‘ war eine Stadt, die als Mittelpunkt einer Neuen Politik diente und Militär, Landwirtschaft und Handel vereinte.
Jeong Yak-yong, dem die Aufgabe übertragen wurde, die Wunschvorstellungen
Jeongjos von ‘Hwaseong‘ zu entwerfen, konsultierte die Baukunst Chinas sowie
Wissenschaft und Technik des Westens und brachte seinen Plan zu Papier.
"Majestät, hiermit lege ich ihnen nach langen Studien acht Konzepte vor.
Diese betreffen jeweils das Material für die Mauer, die Größe der Festung,
die Gestaltung des Festungsgrabens, den Bau des Fundaments, die Anschaffung
des Materials, den Bau der Straßen für den Transport, die Herstellung der
Schubkarren und die Errichtung der Festungsmauer."
"Als Material für den Bau der Festung ‘Hwaseong‘ sollten harte Steine verwendet
werden, die in ihrer Größe in groß, mittelgroß und klein eingeteilt werden.
Die großen Steine kommen nach unten. Nach oben hin werden die kleineren
Steine ineinandergreifend gestapelt, damit die Mauer fester wird."
"Ein Nachteil ist, dass Steine sehr schwer sind.
Doch habe ich den Flaschenzug ‘Geojunggi‘ entwickelt, mit dem es viel einfacher ist, die schweren Steine zu transportieren. So bitte ich sie, die Pläne einmal anzuschauen."
Aufgrund des kreativen Entwurfs von Jeong Yak-yong wurde im Februar 1794
mit den Bauarbeiten für die Festung ‘Hwaseong‘ begonnen.
Ein 4-6 Meter hoher und 5.744 Meter langer Festungswall umgab die 130 Hektar große Neustadt und ihre Felder. Vier Tore zum Süden, Norden, Westen und Osten, Masten, Bastione und weitere 48 Anlagen nahmen viel Zeit, Arbeitskräfte und Kosten in Anspruch. Der Bau der Festung war ein enormes Projekt.
Die topografischen Eigenschaften wurden daher so gut es ging berücksichtigt.
Der Palast ‘Haengung‘ im Zentrum der Festung. Der zum Schutze der Festung
errichtete Außenwall ‘Ongseong‘. Bastionen, die mit Kanonen bestückt wurden
und Scharten, durch die der Feind beobachtet werden konnte. Sämtliche
Anlagen wurden präzise geplant und effektiv angeordnet.
Mit Hilfe von technischen Ausrüstungen konnte die für zehn Jahre anberaumte
Frist für den Bau auf zwei Jahre und neun Monate verkürzt werden.
Zur Anwendung kamen unter anderem zweirädrige Handkarren ‘Yoohyeonggeo‘für die Beförderung von Steinen und die elf Meter hohe Seilwinde ‘Nongno‘. Mit diesem Gerät konnten die Steine an die gewünschte Stelle transportiert werden.
Die Festung ‘Hwaseong‘ kam mit hochmoderner Technik zur Vollendung und
gilt auch in der Weltgeschichte der Architektur als ein herausragendes Werk.
In ‘Hwaseong‘ kulminierte das gesamte Wissen über Technik und Wissenschaft der Joseon-Dynastie im 18. Jahrhundert und die Anlage ist Ausdruck des Ideals und der Aspiration von König Jeongjo. Das Bauwerk wurde errichtet mit dem Traum von einem neuen Zeitalter und ist gemäß seinem Namen ‚Festung der Blumen‘ die Blüte der Baukultur des späten Joseon.
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